Kulturwoche.at-Redakteurin Kim Höbel hat sich in einem Wiener Kaffeehaus zu einem Interview mit Schauspielerin Michaela Bilgeri und Kollege Martin Hemmer vom aktionstheater ensemble getroffen, um über politisches Theater, den Wahnsinn des Lebens und John Bon Jovis Weisheit zu sprechen.

 

In einem mehrjährigen Prozess hat sich Martin Gruber mit seinem preisgekrönten aktionstheater ensemble mit der grassierenden Entsolidarisierung in unserer Gesellschaft und einer etwaigen Auswirkung auf den Einzelnen auseinandergesetzt. Analog zum aktuellen Zeitgeschehen und anlässlich des bevorstehenden 30-Jahre-Jubiläums im Jahr 2019 fasst das aktionstheater ensemble nun vier erfolgreiche Stücke der letzten Jahre zu dem Theater-Projekt "Vier Stücke gegen die Einsamkeit" zusammen. Musikalisch neu interpretiert und textlich neu bearbeitet werden ab 15. November 2018 die Uraufführungen "Immersion. Wir verschwinden", "Ich glaube", "Swing. Dance to the right" und "Die wunderbare Zerstörung des Mannes" als Doppelvorstellungen im Werk X in Meidling und ab 4. Dezember 2018 am Spielboden in Dornbirn gezeigt. //

Text, Interview, Fotos und Podcast-Produktion: Kim Höbel

Kurz-Infos Stück für Stück gegen die Einsamkeit

Die wunderbare Zerstörung des Mannes
Martin Gruber und sein aktionstheater ensemble inszenieren die Suche nach einem neuen Männerbild und das gleichzeitige Scheitern daran. Sechs Männer, sechs Sichtweisen. Trotz einer offensichtlichen Regression, der Rückkehr von Uralt–Machos auf nationalem und internationalem politischen Parkett, scheint sich ein Zerfall alter Rollenbilder, soweit diese überhaupt festgemacht werden können, abzuzeichnen. 

Ich glaube
Vor der Kulisse einer durch Attentate verletzten Welt, treffen sich die ProtagonistInnen des aktionstheater ensemble und werfen sich mehr oder weniger funktionierende Lebensphilosophien einer saturiert-säkularen Welt an den Kopf. Jeder weiß es besser. Getrieben von harten Beats, welche durch aus der Zeit gefallenen Liebesliedern sabotiert werden, entwirft Martin Gruber mit seinem aktionstheater ensemble eine zeitgenössische Passion. Eine verzweifelte Suche nach einer Erlösung im Jetzt.

Immersion. Wir verschwinden
Das Einlösen eines Versprechens: Wenn es in Österreich oder Europa einen Rechtsruck gäbe, dann wird das aktionstheater ensemble in seiner nächsten Produktion etwas Unterhaltsames liefern. Ein Stück über eine narzisstisch und mitleidsfreie Gesellschaft. Martin Gruber und sein aktionstheater ensemble widmen sich in dieser Uraufführung dem Kampf um Aufmerksamkeit, Neid, jenen, die (vermeintlich) zu kurz gekommen sind, und denen, die sich in ihrer Einsamkeit verlieren.

Swing. Dance to the right
In einem infernalischen Mix aus Sprache, Musik und Tanz geht Martin Gruber mit seinem aktionstheater ensemble den aktuellen politischen Entwicklungen in Österreich und Europa auf den Grund. Analog zur Tatsache, dass Populismus von einer bewusst herbeigeführten Spaltung der Gesellschaft lebt, spalten sich auch die Mitglieder des aktionstheater ensemble. Eine Versöhnung scheint nur noch im gemeinsamen Tanz möglich zu sein …

Cast & Crew "Vier Stücke gegen die Einsamkeit"

Mit: Susanne Brandt, Michaela Bilgeri, Nicolaas van Diepen, Martin Hemmer, Alev Irmak, Andreas Jähnert, Sascha Jähnert, Isabella Jeschke, Thomas Kolle, Claudia Kottal, Peter Pertusini, Fabian Schiffkorn, Benjamin Vanyek sowie Live-MusikerInnen

Inszenierung/Script: Martin Gruber
Text: Martin Gruber, aktionstheater ensemble, Elias Hirschl, Wolfgang Mörth, Claudia Tondl
Musikalische Leitung/neu Arrangements: Kristian Musser
Musik: Kristian Musser, Andreas Dauböck, Nadine Abado/Ph Lion, Sonja Romei
Dramaturgie: Martin Ojster
Video: Bella Angora, Claudia Virginia/Dornwittchen
Regieassistenz: Annina Weiss, Florian Haderer