Der Kinofilm "Die Liebhaberin" ist eine schwarzhumorige Reflexion über menschliche Beziehungen in einem kapitalistischen System und bekam dafür zur Überraschung vieler, aber völlig zurecht, den Großen Preis der Diagonale 2017 zugesprochen. Zwei Welten prallen in dem Film aufeinander, und zwar in einem der Außenbezirke von Buenos Aires, wo die Reichen wohnen und sich mit hohen Mauern schützen. Eine Gegend, die im aktuellen argentinischen Kino kaum jemals porträtiert wird. Das wollte sich Lukas Valenta Rinner ansehen und fuhr mit einem Fotografen dorthin. Gleich nach ein paar Stunden hatten sie sich auf einer Straße wiedergefunden, die der Ausgangspunkt für den Film "Die Liebhaberin" (im Original "Los Decentes", dt. "Die Anständigen") war. Der Eingang zu einem entlegenen Nudisten-Swinger-Club mit einem römischen Pool, romantischen Wegen, kleinen Schlössern und Orgiensälen. Der Auftakt zu einem abendfüllenden Film, in dem die aus ärmlichen Verhältnissen stammende Belén - dargestellt von der grandios agierenden Iride Mockert - einen Job als Hausmädchen bei einer reichen Familie annimmt, die in unmittelbarer Nachbarschaft und Feindschaft zu einem Nudistencamp wohnt. Die ironische Geschichte nimmt seinen Lauf, wenn die zwei Ideologien aufeinanderprallen und Belén in der Nudisten-Familie aufgenommen wird. Manfred Horak traf den Regisseur Lukas Valenta Rinner im Filmcasino Wien zu einem ausführlichen Gespräch über Die Liebhaberin, Gesellschaftsphänomene, Filmkulturpolitik und Fördertöpfe, Nudistenmikrofonierung und geglückte Tage. //

Interview, Text, Foto und Podcast-Produktion: Manfred Horak