Madeleine Joel Interview Foto Manfred Horak

Das Madeleine Joel Interview zu ihrem Debüt-Album "Alles oder Nichts" - der würdigen Hommage an Hildegard Knef.

Madeleine Joel Interview

Ihre um sich gescharte Band The Hildeguards sind wahre Swinging Cats. Das Jazzinteressierte Publikum kennt sie alle: Pianist Rob Bargad, der auch für die Arrangements der zehn Stücke, die auf dem Album zu hören sind, sorgte, sowie Johannes Herrlich (tb), Philipp Zarfl (b), Herwig Gradischnig (ts, bs) und Klemens Marktl (dr). Konnte da etwas schiefgehen? Nicht wirklich. Das Album Alles oder Nichts (Hoanzl) punktet mit einem originellen Zugang zu Knef-Klassikern, und, sehr erfreulich, es spricht auch ein Publikum an, das Knef vielleicht gerade mal vom Namen her kennt, oder von den roten Rosen, die es regnen soll - für mich, für dich, in dem Fall aber für die Saxofonistin und Sängerin, die Manfred Horak im Café Engländer zum Interview traf.

Saxofonlehre

Madeleine Joel Interview Podcast Artist TalkBevor sie sich dem Jazz zuwandte, galt ihr großes Interesse dem Austropop, hier vor allem Georg Danzer, Wolfgang Ambros und Marianne Mendt. Warum sie sich im zarten Alter von 14 Jahren von einem Tag auf den anderen entschied, Saxofon zu lernen, obwohl sie bis dahin noch nie Jazz hörte, war ebenso Teil des Gesprächs, wie auch natürlich wie sie zur Musik von Hildegard Knef kam. Dass ihr erster Mentor Harry Sokal war, ist das eine, dass sie dann noch bei Florian Bramböck von Saxofour und beim Jazzophoniker Thomas Kugi in die Saxofonlehre ging, sollte ebenfalls erwähnt werden.

Standing Ovations

Noch mehr Namen: Ihr Lieblingssaxofonist ist der 2020 verstorbene Steve Grossmann, der 1969 Nachfolger von Wayne Shorter in der Fusionband von Miles Davis wurde und mit ihm 1970 im Fillmore West auftrat, zu hören auf dem 1977 erschienenen Album Black Beauty: Miles Davis at Fillmore West. Sonny Rollins schätzt sie übrigens auch sehr. Madeleine Joel und Manfred Horak kannten sich damals zwar noch nicht, waren aber beide bei dem unvergesslichen Konzert von Sonny Rollins im Konzerthaus Wien beim vermeintlichen Konzert des Jahres 2012. In der Konzertkritik auf Kulturwoche.at hieß es dazu: "Der 82-jährige Saxofon-Koloss mit der wehenden weißen Haartolle und dem gebeugten Gang führte vor, dass Rebellion und Lebenslust altersunabhängig sein kann und verzauberte das Publikum mit einem ekstatischen und erstaunlich frischen Konzert. Calypso, Hard Bop und Balladen sorgten reihenweise für Gefühlsausbrüche und minutenlangen Standing Ovations". Letzteres kann man Madeleine Joel bei ihren Konzerten nur wünschen und auch, dass ihre Karriere so lange andauern wird können, wie jene von Sonny Rollins. Mindestens. Und schließlich, zu Guter Anfang, stellte sich die Frage, was ihr Name mit dem Piano Man Billy Joel zu tun hat.

Rote Rosen soll es regnen

Aber wieder zurück zum Album: Im Gegensatz zu den Originalaufnahmen von Hildegard Knef, deren Stimme im Zentrum und also deutlich im Vordergrund stand - die Band dahinter war nicht viel mehr als ein Beiwagen - geht es bei Madeleine Joel klangmäßig ganz anders zur Sache. Die Sängerin Madeleine Joel und ihre Hildeguards begegnen sich auf "Alles oder Nichts" auf Augenhöhe, quasi Gleichberechtigung. Das hat seine deutlichen Vorteile, weil alleine von daher Madeleine Joel nicht in den Geruch einer Kopistin kommt. Die Band swingt wie Hölle und die Sängerin findet sich in diesem Spiel mit einer eigenständigen Gesangsstimme. Knefisten werden möglicherweise am Anfang ihre Probleme damit haben, mit dieser Nicht-Knef-Stimme zurechtzukommen, werden aber - darauf kann man getrost wetten - die Joel-Interpretationen sehr bald sehr mögen. Joel schafft es nämlich, diese altvertrauten Lieder in neue Gefilde zu bringen, und die zum Teil doch recht kitschigen Texte, sehr unkitschig rüberzubringen. Eine echte Glanzleistung. Neben Knef-Klassikern wie "Für mich soll’s rote Rosen regnen", "Leg doch nur einmal den Arm um mich rum", "Zwischen heute und morgen", und wie sie alle heißen, überzeugt vor allem auch "So oder so ist das Leben" von Theo Mackeben und Hans Fritz Beckmann aus dem Jahr 1934. Ein super Debüt-Album jedenfalls von einer Sängerin und Saxofonistin, der man vorbehaltlos rote Rosen regnen lassen kann. //

Madeleine Joel Interview, Podcast-Produktion, Text und Fotos: Manfred Horak

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