Das klinge ja nach Hildegard Knef, meinte jemand, das Album "Mittelpunkt der Welt" zum ersten Mal hörend, weder den Sänger Sven Regener noch die Band Element of Crime kennend.

Ja, so kann man das durchaus formulieren, war ja positiv gemeint. Sven Regener, Trompeter, Sänger und Textschreiber von Element of Crime, hat es in den letzten Jahren gut erwischt und zwei kommerziell höchst ertragreiche Produkte hervorgebracht, interessanterweise - aber das sollte eigentlich eh schon landauf landab bekannt sein - nicht im musikalischen Bereich, also in seinem angestammten Beruf als Sänger einer Band, sondern als Schriftsteller. Dessen Debüt "Herr Lehmann" und das Nachfolgewerk der geplanten Trilogie, "Neue Vahr Süd", - beide Romane sind im Eichborn Verlag erschienen - wurden weitgehend vom Literaturfeuilleton anerkennend gelobt und falls dem nicht so war (Stichwort Reich-Ranicki), so tat dies dem Verkauf nur umso besser.

Sein Debütroman wurde darüber hinaus erfolgreich verfilmt, ja, und so kam es, dass Herr Regener als Autor von der breiten Masse (alleine "Herr Lehmann" wurde über eine Million mal verkauft) "entdeckt" wurde und weniger als Musiker. Freilich, die Band ist keine Unbekannte in gewissen Kreisen und allen anderen sei gesagt: Element of Crime sollte man kennen. Mit "Mittelpunkt der Erde" (Universal) veröffentlicht die Band ein weiteres typisches EoC-Album, auch insofern, dass den interessierten Hörern der Einstieg in die musikalische Welt der deutschen Band sehr leicht gemacht wird.

Das Album beginnt mit dem furiosen "Delmenhorst", einem grenzgenialen Hatscher von einem Lied: "Ich hab jetzt Sachen an, die du nicht magst/Und die sind immer grün und blau/Ob ich wirklich Sport betreibe/Interessiert hier keine Sau", singt Regener recht emotionslos, wie das halt so seine Art ist - umso passender, da ja dort und also auch in der Erzählung nicht allzu viel passiert, was sich im Refrain so liest: "Hinter Huchting ist ein Graben/Der ist weder breit noch tief/Und dann kommt gleich Getränke Hoffmann/Sag Bescheid wenn du mich liebst". Countrygefärbte Rocksongs im Folkflair mit Chansonkürzeln als musikalischer Mittelpunkt. Es sind die scheinbaren Nebensächlichkeiten und gewohnten Dinge, denen man kaum mehr Beachtung schenkt, die Regener thematisch (v)erarbeitet und sich dadurch aus dem unspektakulären Ereignishorizont loslösen kann: "Siehst du dort/den orangenen Held der Entsorgung/Der die schweren Container vom Hof/an den Straßenrand schiebt/Der ist heute da und übermorgen schon wieder/Weil es immer wieder was/wegzuschmeißen gibt". Ein musikalisch wie textlich mehr als befriedigendes, also schlicht und einfach gutes, Album, frei nach dem Motto: "Einer hält den Spaten und zwei schauen ihm/beim Halten zu". (Manfred Horak)

CD-Tipp:
Element of Crime - Mittelpunkt der Welt
Musik: @@@@
Klang: @@@@
Label/Vertrieb: Universal (2005)