"Liebe und Schmerz, Freude und Trauer, kindliches Staunen, Phantasie und Träume, das Glauben und Hoffen, das Hören der Stille, zählen für mich zu den Werten, die in der heutigen Zeit Gefahr laufen, bedeutungslos zu werden. Deswegen ist es mir ein Anliegen, diese Werte durch meine Musik und aus der Sicht meines Lebensraumes wieder in Erinnerung zu bringen", so Toni Stricker, der Kulturwoche.at anlässlich seines 80. Geburtstags ein ausführliches Interview gab.

Toni Stricker vermittelt mit seiner Musik das ferne Abschweifen in die raue Unendlichkeit von Gedankenwelten. Seine familiären Wurzeln väterlicherseits liegen im Burgenland und dort, in Bad Sauerbrunn, lebt er seit 1977 nach Jahren anstrengender Touren als er zum Inbegriff des Swinggeigers wurde: "Wir hatten Heimweh nach dem Burgenland bekommen als unsere Tochter Barbara sechs Jahre war. Ich habe versucht das Land kennen zu lernen und die Vielfalt die dieses Land bietet", erzählte er mir bereits in einem früheren Interview. Toni Stricker ist ein Traumverwirklicher, weil er an seine Träume glaubt und schuf sich Unabhängigkeit in dem er jene Musik spielt die ihm am Herzen liegt, die aus ihm strömt. Wenn man die Augen schließt und Musik von Toni Stricker hört glaubt man am Neusiedler See zu sein: "Seit ich im Burgenland lebe", so Stricker, "habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, meinen Lebensraum, mein Pannonien, in Musik umzusetzen. Das ist mir gelungen. In meiner Musik habe ich meine Version von Pannonien gefunden." Musik, die nach Erde riecht. Musik, die auf "Bodenständigkeit, Tradition und Umwelt" basiert und die sich in all den Jahren nicht mehr grundlegend änderte. Dafür erfüllte er sich einen weiteren Traum. Seit 1996 lebt Toni Stricker auch in Le Rayol-Canadel sur Mer, Côte d'Azur und - mal ehrlich - das klingt doch viel besser als Bad Sauerbrunn, Burgenland. Diese beiden Wohnsitze widerspiegeln sich auch bei seinen bevorzugten Mahlzeiten. Die mediterrane Küche schätzt er ebenso wie die hiesige Hausmannskost. In der Musik, so heißt es, liebt Toni Stricker alles was gut ist und Seele hat - von Klassik über Folklore bis Jazz ohne sich freilich in Details zu verstricken. Anders, was Literatur betrifft. Biographien lese er gerne, sein Lieblingsautor sei Joseph Roth und Strickers Lieblingsroman erzähle von den Heimsuchungen Mendel Singers, der in Ostgalizien ein bescheidenes Dasein als Dorfschullehrer fristet, bis ihn Schicksalsschlag auf Schicksalsschlag trifft. "Hiob" ist wohl Joseph Roths bekanntester Roman, 1930 erschienen, nur wenige Jahre bevor die Zerstörung der darin dargestellten Welt begann. 1930 ist übrigens auch das Geburtsjahr von Toni Stricker, aber das muss es ja sein, wenn man 2010 seinen 80. Geburtstag feiert. Gefeiert wird übrigens nicht nur im privaten Rahmen, sondern auch bei Live-Konzerten. Alle Termine und sonstige Neuigkeiten finden sich im Toni Stricker's Blog. //

Toni Stricker - Impressionen
Musik: @@@@@
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Label / Vertrieb:

Interview und Text: Manfred Horak
Foto: William Tadros