Mit "The Love Revolution" betrat die Sängerin und Flötistin Tünde Jakab die Welt der zeitgenössischen Popmusik, nachdem sie über ein Jahrzehnt lang eine erfolgreiche Klassik-Karriere hinlegte. Mit "Enigma" legt sie ihr zweites Album vor.
Interview mit Tünde Jakab
Kulturwoche.at: Bevor dein erstes Jazz-Pop-Album erschien, gab es bereits eine Karriere als Klassik-Musikerin. Wie kam es zur Entscheidung, das Fach zu wechseln?
Tünde Jakab: Ich bin als Kind oft mit Jazz und anspruchsvolle Pop-Musik in Berührung gekommen. Mein Papa ist Jazz-Pianist und Musik war immer das einzige Thema zu Hause. Als Teenager und auch später war ich als Flötistin sehr erfolgreich und habe es geschafft eine Solistin-Karriere in der Slowakei zu haben. Mit Orchestern und Ensembles war ich schließlich international unterwegs. Dieser Lebensstil hat Spaß gemacht, aber die Musik in sich selbst ist mir langweilig geworden. 2019 habe ich eine große gesundheitliche Lebenskrise gehabt und da dachte ich mir mit Klassik aufzuhören. Meine Muse, mein Mann, bekräftigte mich darin und meinte ich soll all-in gehen und es einfach probieren, zudem ich aufgrund der Klassik-Karriere finanziell unabhängig bin.
Gab es zu diesem Zeitpunkt schon selbst geschriebene Lieder?
Tünde Jakab: Ich schreibe Lieder seit ich 14 bin.
Sind auf dem ersten Album, "Love Revolution", eigene alte Lieder?
Tünde Jakab: Auf "Love Revolution" sind viele neue Lieder, die ich im Laufe des Jahres geschrieben habe. Mein erstes Album ist eigentlich mein drittes Album. Die ersten zwei sind nicht veröffentlicht worden. Ich habe ein wirklich sehr cooles Electronic-Dance-Album mit einem super Produzenten gemacht, aber es hat letztlich nicht zu meiner Persönlichkeit gepasst. Das zweite Album, das ich aufgenommen habe und nie jemand gehört hat, wurde von einem österreichischen Produzenten-Duo gemacht. Da war ich nicht wirklich glücklich mit dem Endprodukt. Das hat nicht so geklungen, wie ich es mir vorgestellt habe. Meine Gesangslehrerin hat mir gesagt, "geh’ zu Thomas Mora, geh’ zu Thomas Mora", und als ich mich dann an ihn wandte, haben wir einen Song von mir gemeinsam eingespielt und produziert. Das hat sehr gut geklappt, und der Rest ist History.
Von "Love Revolution" gibt es eine sehr schöne Vinyl-Ausgabe, das zweite Album "Enigma" gibt es leider nur auf CD…
Tünde Jakab: Ja, ich liebe Vinyl, aber es ist so umständlich mit dem Transport. Aus diesem Grund gibt es "Enigma" nur auf CD.
Welche Bedeutung hat so ein Album allgemein für dich?
Tünde Jakab: Für mich hat es eine große Bedeutung, weil es nicht nur ein einzelner Song ist, sondern ein Werk, das zusammenhängt. Es ist viel aufregender ein Album zu veröffentlichen als nur ein Lied.
Fällt es dir leicht, Lieder zu schreiben, den Text und die Musik?
Tünde Jakab: Ja. Ich schreibe am Klavier und im Normalfall kommt beides gleichzeitig.
Die Produktion von "Enigma" klingt sehr aufwändig…
Tünde Jakab: Es ist aufwändig, aber es war sehr gut organisiert. Der Produzent Thomas Mora verschwendet keine Zeit. Er ist ein pragmatischer Mensch. Das gefällt mir.
Du spielst weiterhin Flöte, wie man am Album gut hören kann, und auch live setzt du die Flöte ein. Ist die Flöte ein Instrument, das du besonders gerne magst?
Tünde Jakab: Nein, gar nicht. Die Flöte ist nicht mein Lieblingsinstrument, aber den Leuten gefällt es, wenn ich Flöte spiele. Ich habe mindestens 15 Jahre lang jeden Tag mindestens sechs Stunden geübt plus die Konzerte gegeben.
Klassik steht für Perfektion, im Gegensatz zu Popmusik…
Tünde Jakab: In der Klassik musst du so lange üben, dass es beim Konzert einfach ausschaut. Pop ist ganz anders. Pop ist viel lockerer. Da muss man Lockerheit üben und die Fähigkeit Leute miteinzubeziehen. Ein sehr guter Freund von mir, ein klassischer Harfenist, der auch viel Pop spielt und u.a. bei George Michael auf dessen letzter Tournee in der Band war, sagte mir einmal, dass Klassik den Tod bedeutet und Popmusik das Leben. //
Link-Tipp:
Tünde Jakab
Text und Interview: Manfred Horak
Fotos: Tonband Media (Mira Long)
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