Robert Forster Filmstill

Im Spätsommer seiner Karriere gelingt dem 61-jährigen Songwriter und Ex-The Go-Betweens Frontmann Robert Forster mit dem neuen Solo-Album "Inferno" ein weiterer Geniestreich.

Nach vier Jahren Pause veröffentlicht Robert Forster ein neues Album

Nach dem schon sehr guten Album "Songs To Play" von 2015 und dem Buch "Grant & I", das seinem verstorbenen Band-Partner Grant McLennan gewidmet war, legt der aus Brisbane, Australien stammende Robert Forster mit "Inferno" wieder ein tolles Album mit meisterhaften Songs vor. Kulturwoche.at-Redakteur Robert Fischer hatte die Gelegenheit, mit Robert Forster über die Entstehung des Albums und die Hintergründe der neuen Songs zu sprechen.

Kulturwoche.at: Was hat es mit dem Album-Titel "Inferno" auf sich?

Robert Forster: Das bezieht sich auf das Titelstück "Inferno (Brisbane in Summer)". Mir ist das Wort "Inferno" schon vor einiger Zeit untergekommen, und ich habe es in mein Notizbuch geschrieben. Ich mochte den Klang von diesem Wort, und dachte, das wäre ein guter Album-Titel. Als ich dann im Juni nach Berlin reiste, um das Album dort aufzunehmen, war da gerade eine Hitzewelle! Es herrschten fast tropische Temperaturen! Das hat mich an Brisbane erinnert, dort kann es im Sommer manchmal auch sehr heiß sein! Da hat dann das Wort „Inferno“ wieder einen Sinn ergeben. Irgendwie passt das auch gut zum Album, die Platte hat für mich etwas sehr Freches, Wagemutiges, Kühnes! Und dazu passt "Inferno" als Titel einfach perfekt!

Bezieht sich der Song auch auf den Klimawandel?

Robert Forster: Auf jeden Fall! Der Song an sich dreht sich darum, dass die Sommer in Brisbane immer heißer und unerträglicher werden. Es gibt deswegen z.B. in Tasmanien jedes Jahr auch große Buschfeuer etc. Das hat mit den Sommern aus meiner Kindheit überhaupt nichts mehr zu tun. Trotzdem ist der Song- und Albumtitel auf keinen Fall politisch gemeint, und hat z.B. nichts mit Dantes Inferno zu tun.

Produziert wurde "Inferno" von Ihrem Landsmann Victor Van Vugt. Wie sind sie auf Ihn gekommen?

Robert Forster: Ich habe mit Victor schon einmal zusammengearbeitet, und zwar bei meinem ersten Solo-Album "Danger in the past" (1990). Er hat auch mit vielen anderen Künstlern wie z.B. Nick Cave, PJ Harvey oder Beth Orton gearbeitet und ich mochte immer den speziellen Sound der Alben, die Victor produziert hat. Eigentlich wollte ich schon früher wieder mit Victor zusammenarbeiten, aber leider hat es sich nie ergeben. Das letzte Album "Songs To Play" hatte ich ja daheim in der Nähe von Brisbane in einem Studio auf einem Berg aufgenommen, aber diesmal wollte ich unbedingt woanders aufnehmen, wollte raus! Ich war dann 2017 einige Zeit in Berlin und habe dort auch mein Buch "Grant & I" bei einer Lesung in einer Buchhandlung am Prenzlauer Berg vorgestellt. Zu dieser Lesung kam dann auch Victor vorbei, wir hatten uns zehn Jahre nicht mehr gesehen! Victor ist vor vier Jahren nach Berlin gezogen und hat jetzt dort ein Studio in Kreuzberg. Als ich dann die Songs für das neue Album beisammen hatte, ist mir gleich wieder Victor eingefallen und ich habe beschlossen, das Album in Berlin aufzunehmen!

Welche Musiker waren bei den Aufnahmen im Studio mit dabei?

Robert Forster: Am Schlagzeug Earl Harvin aus den USA, eigentlich ein Session-Musiker, der u.a. auch bei den Tindersticks oder The The spielt. Das war eine Empfehlung von Victor Van Vugt. Am Bass Scott Bromiley aus Brisbane, er war auch bei den Aufnahmen zu „Songs To Play“ schon mit dabei. Als Pianist hat uns Michael Mühlhaus, der schon mit den Hamburger Bands Blumfeld und Kante aufgetreten ist, verstärkt. Noch dazu ist Michael ein echter Berliner! Meine Frau Karin Bäumler hat Geige gespielt und die Backing Vocals eingesungen.

Stimmt es, dass die meisten Songs im Studio live aufgenommen worden sind?

Robert Forster: Ja, es war alles ziemlich live und nicht sehr geprobt! Michael und Scott kannten zwar schon ein wenig die Grundelemente der Songs, aber als unser Drummer Earl dann am ersten Tag ins Studio gekommen ist, haben wir einfach angefangen zu spielen! Victor Van Vugt hat diesen Live-Sound wunderbar und detailliert eingefangen! „Inferno“ ist nicht die Art Album, wo man drei Monate im Studio verbracht hat, um an kleinen Sound-Nuancen zu arbeiten, sondern das Dokument einer großartigen Live-Performance! Man kann bei diesen Aufnahmen die Band sozusagen atmen hören!

Bitte erzählen sie über die Hintergründe einiger Songs auf "Inferno"?

Robert Forster Inferno CoverRobert Forster: "Life has turned a page" ist eine wahre Geschichte! Ich habe da über Freunde in der Nähe vom Strand in Brisbane jemand Interessanten getroffen, einen Surfer. Er hat mir über sein Leben erzählt, und ich habe dann einen Text darüber geschrieben. Ein paar Monate später habe ich dann eine Melodie gefunden, die gut zu dem Text gepasst hat, und so wurde der Song daraus. Das war eine First Take Aufnahme im Studio! Earl Havin spielt bei dieser Aufnahme Bongos.

"Crazy Jane On The Day Of Judgement" hat folgenden Hintergrund: 2015 wurde ich nach Dublin eingeladen, um an einem Jubiläumskonzert für William Butler Yeats teilzunehmen. Mit dieser Veranstaltung wurde das 150-jährige Jubiläum seiner Geburt gefeiert. Viele berühmte Singer/Songwriter wurden dazu eingeladen bzw. wurden wir dazu eingeladen Gedichte des berühmten Poeten zu vertonen. "Crazy Jane On The Day Of Judgement" war eines dieser Gedichte und es passte überraschenderweise hervorragend zu einer Musik, die ich gerade geschrieben hatte. Das ist genau die Melodie, die man jetzt auf dieser Aufnahme hört! Ich bin dann nach Dublin geflogen und habe den Song mit einer Band bei diesem Konzert aufgeführt. Das hat wunderbar funktioniert. Darum wollte ich diesen Song auch für das Album aufnehmen, er gefällt mir einfach sehr, sehr gut! Die Musik ist also von mir, während der Text von W. B. Yeats stammt. [Auch Van Morrison hat mit „Crazy Jane On God“ schon einmal einen Text von W.B. Yeats vertont, der anscheinend aus demselben Gedicht-Zyklus stammt; Anm.]

"The Morning" wiederum ist einfach ein Lied über meine Liebe zum Morgen. Über die Freude aufzuwachen, und einen weiteren Tag zu leben! Ich mag es auch, am Morgen Gitarre zu spielen! Und dieses Gefühl, wenn du aufwachst und erst so halb wach bist.

Im Mai werden sie im Wiener Akzent Theater auftreten. Was darf man sich davon erwarten?

Robert Forster: Ich werde heuer in Europa das erste Mal nach elf Jahren wieder mit einer Band auf Tour gehen! Auf das freue ich mich schon sehr, und ich freue mich auch sehr auf den Auftritt in Wien! Die Band kommt aus Schweden und außerdem wird auch Scott Bromiley mit dabei sein.

Welche drei Alben würden sie auf eine einsame Insel mitnehmen?

Robert Forster: Oh! Schwierige Frage! Zuerst einmal würde ich von Bob Dylan "Blonde on Blonde" mitnehmen, das ist ein Doppelalbum, zählt aber nur als eines, okay (schmunzelt)? Vielleicht würde ich auch einfach drei Alben mitnehmen, die ich überhaupt nicht kenne und mich davon überraschen lassen? Dann könnte ich während meiner Zeit auf der Insel Neues entdecken! In diesem Sinn würde ich dann "Clear Spot" von Captain Beefheart mitnehmen, das soll angeblich echt toll sein! Außerdem etwas von Aretha Franklin. Und "Kid A" von Radiohead. Da höre ich auch immer wieder, dass man sich dieses Album unbedingt einmal anhören sollte!

Danke für das Gespräch! //

Interview und Text: Robert Fischer
Foto: Filmstill aus dem Video "Inferno"

Live-Tipps:
10.05. Wien, Theater Akzent
11.05. Linz, Posthof

Album-Tipp:
Robert Forster: Inferno
Bewertung: @@@@@
Label: Tapete Records, 2019

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