Blues-Gitarrist und Wahl-Österreicher Hans Theessink gab bei den Salzburger Festspielen 2011 ein Open Air-Konzert und stellte dabei sein neues Album "Jedermann Remixed" vor. Im Interview mit Robert Fischer erzählt er, warum er überzeugt ist, dass der "Jedermann" und der Blues gut zusammenpassen.

Kulturwoche.at: Deine neue CD ist ein ganz ungewöhnliches Projekt?

Hans Theessink: Ja, es ist der Soundtrack für einen ORF-Film namens "Jedermann Remixed". Hannes Rossacher, der diesen Film zusammengestellt hat, bat mich, die Musik dafür zu machen. Der Film ist eine Art Zusammenschnitt vieler vergangener Jedermann-Aufführungen aus Salzburg, und es sind darin viele berühmte Darsteller der Hauptfigur wie Curd Jürgens, Helmut Lohner, Klaus Maria Brandauer etc. zu sehen.

Was hast du dir gedacht, als Dir dieses Projekt angeboten wurde? Für jemanden wie dich aus dem Blues-Genre ist das ja eher ein ungewöhnliches Projekt.

Na ja, von der Thematik ist ja gar nicht so ungewöhnlich und passt gut zum Blues. Die Themen Macht, Sterben, Teufel gibt's ja im Blues auch. Es war kein Problem, da Songs zu finden zu den diversen Themen.

Also war es leicht passende Songs aus dem Blues zu den Themen von "Jedermann" zu finden?

Ja, die Songs passen da ganz genau dazu. Obwohl ich am Anfang, als ich gefragt wurde, das zu machen, auch dachte, zu so einem Stück gehört eigentlich eher klassische Musik. Doch Hannes Rossacher wollte unbedingt Songs aus dem Blues-Bereich.

Wie hast du die Songs für den "Jedermann Remixed"-Soundtrack ausgesucht?

Hannes hatte schon ein paar Nummern von den Rolling Stones und Johnny Cash, die er unbedingt dabeihaben wollte. Für den Rest sind wir das Stück gemeinsam, Szene für Szene, durchgegangen, haben passende Lieder dafür gesucht und sind auch relativ leicht fündig geworden. Nur bei einer Szene haben wir nichts gefunden, nämlich die, wo die Mutter "Jedermann" ins Gewissen redet, und dafür habe ich dann den neuen Song "Mothers Advice" geschrieben. Für alles andere war es kein Problem, passendes Material zu finden. Zusätzlich habe ich auch einige ältere Titel von mir für das Album verwendet. Lustig ist, dass ich Niederländer bin und dass "Jedermann" eigentlich auf einem alten Mysterienspiel aus dem Mittelalter beruht, dass es u.a. auch in einer niederländischen Version namens "Elckerlijc" gab [verfasst von Peter Van Diest und entstanden ca. im Jahr 1470; Anm.] Das haben dann die Engländer übersetzt, dann hieß das Stück "Everyman". Später hat das dann Hugo von Hoffmansthal  bearbeitet und "Jedermann" daraus gemacht. Dass ich als Niederländer jetzt für das Jedermann-Remixed Projekt den Soundtrack eingespielt habe, passt dann also irgendwie wieder ganz gut.

Wie war es, als du mit diesem Projekt dann in Salzburg bei den Festspielen auch live aufgetreten bist?

Toll! Bei diesem Konzert haben wir ziemlich viel von den Soundtrack-Songs gespielt und der Gig wurde auf die Großbild-Leinwand am Domplatz übertragen. Das war schon ein wunderbares Erlebnis.

Wie hat das Festspielpublikum auf dein Konzert reagiert?

Sehr gut. Das Konzert und die Songs haben einfach gut zur Thematik des Stücks gepasst und die Leute haben das gut angenommen.

Als Gäste sind auf "Jedermann-Remixed" auch u.a. auch die Sängerinnen Meena Cryle und Brigitte Guggenbichler zu hören. Wie hat sich das ergeben?

Also bei Meena war es so, dass ich für einen Track ["You're Gonna Need Somebody On Your Bond"; Anm.] unbedingt eine Sängerin dabeihaben wollte und weil Meena eine tolle, junge Blues-Sängerin ist, habe ich sie ins Studio eingeladen. Gitti ist ja die Frau von Roland Guggenbichler, der in meiner Band spielt. Ich kenne und schätze sie, und so hat es sich dann ergeben, dass sie auf zwei Songs des Albums gesungen hat. Daneben begleitet mich auf einigen Tracks auch das afrikanische Vokal-Trio Insingizi.

Wann wird es wieder eine neue Solo-CD von dir geben?

Eigentlich war ich schon mitten in der Arbeit für eine neue CD, als mich Hannes Rossacher im März kontaktiert hat. Ich habe dieses Projekt dann aufgeschoben, mache damit aber jetzt bald wieder weiter. Ich denke, diese CD wird dann 2012 erschienen.

Hast du noch einen aktuellen Musik-Tipp für die LeserInnen von Kulturwoche.at?

Ja, es ist gerade die neue CD "Pull Up Some Dust And Sit Down" von Ry Cooder erschienen, mit teilweise stark politisch beeinflussten Texten. Die habe ich mir kürzlich gekauft, eine wirklich wunderbare CD! Und sie hat auch nach längerer Zeit wieder diesen typischen Ry Cooder-Sound!

Danke für das Gespräch! (Interview: Robert Fischer; Foto: Tibor Bozi)

CD-Tipp:
Hans Theessink: Jedermann Remixed
Musik: @@@@
Klang: @@@@@
Label/Vertrieb: Blue Groove (2011)