Das jüngste Gerücht; pixabay

Eine weitere Coronavirus Dramolette, die viele Fragen offen lässt., oder: Das jüngste Gerücht über Kunst, Kultur und andere Kleinigkeiten.

Pressekonferenz. Maskierte Regierungsmitglieder geben Auskunft über neue Maßnahmen und über die Erhöhung der Förderung für die Kulturszene. Mit großer Dramatik wurden auch die zahlreichen Gespräche mit Personen aus der Kunst-Kulturszene erwähnt. Im Foyer stehen einige eben dieser und als einziger Pressevertreter ein Podcaster, dessen Aufnahmegerät aufgrund mangelnder Batterien nicht zum Einsatz kommen kann. Aber: Dabeisein ist alles. Koste es, was es wolle.

Das Regierungsmitglied: - ... Und daran arbeiten wir. Ich hoffe, dass dann die Kulturschaffenden wieder zufrieden sind. (Abgang.)

(Stimmemgemurmel setzt ein. Manche lachen. Manche weinen.)

Der Kulturschaffende (zu einem anderen Kulturschaffenden): Und - hom’s mit dir a g’redt?

Der andere Kulturschaffende (zum Kulturschaffenden): Nein, mit mir haben sie keinen Kontakt aufgenommen. Mit dir schon?

Der Kulturschaffende: Naa, wo denk’st denn hin? (dreht sich zur Musikerin um) Hom’s mit dir g’redt?

Die Musikerin: Nein, leider.

Der Theaterdirektor: Mit mir auch nicht.

Die Interessensvertreterin (überrascht): Ah so, i hob scho g’laubt... - na ja, bei mir jedenfalls hod si a niemand g’mödt.

Die Theaterintendantin: Egal, wen ich gefragt habe - mit niemandem wurde gesprochen. Schon komisch, oder?

Der Buchautor (zeigt auf einen berühmten Maler): Vielleicht mit ihm? - ...

Der berühmte Maler: Ich musste mein Telefon abmelden.

Der Kabarettist: Na ja, solang’s nicht ihren Pinsel verkaufen...

Die Museumsdirektorin: Mit mir wird über die Zeitung kommuniziert.

Die innovative Filmemacherin: Dafür wurde immerhin das Kulturbudget drastisch erhöht - um 3,07 Millionen Euro!

Der Lektor: Das macht bei - sagen wir 8.400 Kunst-Kulturschaffende Personen in Österreich - sage und schreibe 365 Euro pro Person, wenn ich richtig gerechnet habe. (Pathetisch) Haben - oder - Sein.

Der erste Spekulant: Gutscheine! Frische Gutscheine!

Der Lektor: ... Ah ja, die Gutscheine und Spotify nicht zu vergessen...

Die Musikerin (mit leicht hysterischem Tonfall): Von Spotify habe ich gerade gestern erst 16 Euro überwiesen bekommen. Von Apple sogar ein bisschen mehr. Insgesamt also über 30 Euro!

Die Krimiautorin: Vom letzten Monat?

Die Musikerin (mit erstickter Stimme): Fürs ganze Jahr.

Der Podcaster: Ich beobachte meine Ameisen, wie sie die letzten Brotbrösel wegtragen.

Der zweite Spekulant: Gutscheine! Gutscheine aller Art! Achselhaar-Gutscheine! Waldspazierganggutscheine! Gastronomie-Gutscheine!...

Der Filmemacher: 700 Millionen für Vereinskultur, 500 Millionen für die Gastronomie...

Der Theatermacher: Diese Pandemie ist eine Zumutung für die Freiheit der Kunst, diese Bundesregierung ist eine Zumutung für die österreichische Kulturnation.

Der Kinobesitzer: Wie kommt man eigentlich auf so eine Zahl? Drei Komma Null Sieben ...

Der Lektor (unterbricht den Kinobesitzer): ... Sie, das weiß ich zufällig! Verhandelt wurde die Erhöhung vom Kulturhilfsfonds im Raum 3.07. Die Lunacek hat daher intuitiv 307 Millionen gefordert - aber die vom Finanzministerium haben aufgepasst und gemeint, wenn sie schon die Zimmernummer als Hilfsfondssumme fordert, dann punktgenau. Die Lunacek hat nicht ganz genau gewusst, was die damit meinen und hat nur gemeint, ja, eh klar...

leDer Kinobesitzer: Die Lunacek ist politisch so was von am Ende. - Das riecht nach Rücktritt.

Der Optimist (abfällig): Gerücht. Nichts als das jüngste Gerücht.

Der Nörgler: Gerüche. Nichts als strenge Gerüche.

Der erste Theaterabonnent (spricht einen anderen an): No, Sie wern mir doch sagen können, Sie sind doch intim in Theaterkreise, also is es wahr was man hört oder is es bloß ein Gerücht?

Der zweite Theaterabonnent (ernst): Es is wahr.

Der Burgschauspieler: Was sagen Sie zum jüngsten Gerücht?

Die Josefstadtschauspielerin: Ich bin besorgt.

Die Kabarettistin: Es is eh scho wurst.

(Verwandlung.)

Text: Manfred Horak
Original-Zitate bzw. Zitate in veränderter Form von Rudi Anschober, Herbert Föttinger, Karl Kraus, Lukas Resetarits.
Foto: pixabay

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