Sketches on Duality; Foto: Ina Aydogan

Eingebettet in der Wiener Groove- und Jazzszene verbindet die Band Sketches on Duality Hip-Hop, Jazz und Spoken Word. Ein Interview zum Debüt-Album Spectrum.

Die Wiener Hip-Hop Band Sketches On Duality präsentierte im Porgy & Bess Ihr Debüt-Album Spectrum samt neuer Single und Video (Oxygen). Die Musik des Quintetts ist eine ungewöhnliche Mischung: Ein laid-back Hip-Hop Beat trifft auf einen treibenden Rock Groove, während melodiöse Keyboards und Gitarrenriffs den prägnant gerappten Text tragen. 2018 tourte die Band während ihrer Walk Confident Tour erfolgreich in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Sketches On Duality besteht aus Jahson the Scientist (Vocals), Heli Mühlbacher (Guitar), Felipe Scolfaro Crema (Keyboards), Philipp Kienberger (Bass) und Michael Prowaznik (Drums). Sketches On Duality stand anlässlich des CD-Release für ein Interview zur Verfügung.

Kulturwoche.at: Wie und wann ist die Band Sketches on Duality entstanden?

Felipe: Wir haben uns schon länger über die Wiener Groove- und Jazzszene gekannt. Nach einer spontanen Session im Herbst 2015 und einem kleinen ersten Auftritt bei der Hip-Hop Session im Loop in Wien haben wir uns entschlossen in dieser Besetzung ernsthafter zu arbeiten. Erste Aufnahmen und weitere kleinere Konzert folgten, bis wir dann im Dezember 2016 unser erstes Video zu dem Song Michaelangelo veröffentlichten, was als offizielle Geburtsstunde der Band bezeichnet werden kann.

Wie kam es zu der Idee in eurer Musik Hip-Hop, Jazz und Spoken Word zu verbinden?

Jahson: Ich kam zuerst mit Hip-Hop in Berührung, und dann erst mit Spoken Word. Rap hat eher mit dem Reim und dem Rhythmus zu tun, während es bei Spoken Word mehr um die Kommunikation geht. Wenn man sich in der Arbeit mit Musik nur auf ein Genre einengt, kann das sehr einschränkend sein. Wenn man die Kunst des Rap hernimmt, und in einen anderen musikalischen Kontext bringt, eröffnet sich dadurch eine neue Dimension. Es geht uns darum, die Grenzen des Hip-Hop zu erweitern.

Philipp: Hip-Hop ist fest im Jazz verankert und kann durchaus als seine logische Fortsetzung verstanden werden. D’Angelos Platte Voodoo gehört mittlerweile auch zum fixen Repertoire eines jeden Jazzmusikers. Von dem her ist der Übergang, wenn man sich dann im Proberaum trifft, fließend

Michael: Die Vermischung ist eine Konsequenz der Musik der letzten Jahre bzw. schon seit jeher miteinander verbunden. Man nehme sich nur ein Beispiel an dem Sänger Jon Hendricks, der schon in der Zeit der Jazzhochblüte schnell gesprochenen Text in den Jazz in Form von Bebop Themen einfließen ließ.

Wo und in welchem Zeitraum habt ihr euer Debüt-Album Spectrum aufgenommen? Hattet Ihr einen Produzenten?

Felipe: Es gab verschiedene Aufnahmesessions, in drei verschiedene Varianten, die zum Spectrum geführt haben. Innerhalb von zwei Jahren - Juni 2016 bis Juli 2018 - plus Overdubs von Gitarren, Keyboards und Stimmen zwischen Juli und September 2018 - haben wir in unterschiedlichen Aufnahmesituationen die Tracks eingespielt. Dieser lange Zeitraum ist auch darin begründet, dass wir als Band unseren eigenen Weg gefunden haben, was die Musik auch immer etwas weiter reifen ließ. Nach zirka drei Monaten Produktionsarbeit habe ich als Produzent einen roten Faden gefunden, wie wir unseren Bühnensound am besten auf der Platte präsentieren und die Energie der Musik in diesem Medium als fertigen Track präsentieren können.

Wie entstehen normalerweise neue Tracks bei Sketches on Duality?

Philipp: Sketches on Duality arbeitet seit Beginn an als Kollektiv. Manchmal bringen Bandmitglieder einzelne Skizzen mit in den Proberaum. Von diesen Skizzen rührt auch unser Bandname her, da Felipe eines Tages Notizen mitbrachte, auf denen bewusst kontrastierende Teile skizziert waren. Dieses Notenblatt trug die Überschrift "Sketches on Duality". Die Ideen werden dann gemeinsam im Proberaum erarbeitet oder erjammt. Die Ideen werden geloopt und aneinandergereiht, jeder findet für sich seinen Platz in der Musik.

Ihr habt zu einigen Songs, wie z.B. zu eurer aktuellen Single Oxygen, tolle Videos veröffentlicht. Wie entwickelt ihr Ideen für diese Videos?

Philipp: Die Ideen zu den Videos entstehen in erster Linie aus gemeinsamem Brainstorming in Bezug auf den Song. Der Song Oxygen trug Bandintern lange den Arbeitstitel Astronaut. Auf dieser Thematik aufbauend hat der Inhalt des Songs dann eine leichte Kurve eingeschlagen. Er steht zwar immer noch in Bezug zum ursprünglichen Titel, hat aber eine tiefere Bedeutung bekommen. Im Video entsteht so ein schöner Kontrast zwischen der Raumfahrt und Wissenschaft. Thematik und Textinhalt, in dem es darum geht, große Dinge zu erreichen. Das Video zu Love Constant habe ich in langer Arbeit selbst produziert. Es war uns ein Anliegen einen Fokus auf den Text zu legen.

Gab es einen bestimmten Auslöser dafür, dass Ihr Musiker werden wolltet?

Felipe: Ja, für mich war es, als ich das erste Mal Jimi Hendrix mit Kopfhörer gehört habe. In dem Moment habe ich gedacht, deswegen macht man das, das ist Musik.

Philipp: Ja. Led Zeppelin und Jazz! Und Freiheit!

Michael: Es ist irgendwie so passiert.

Helmut: Das erste Mal Hendrix gehört mit 16, das war eigentlich der Auslöser über Instrumente nachzudenken.

Es wird immer wieder berichtet, dass Künstler bzw. Musiker in Österreich unter schwierigen Bedingungen leben/arbeiten müssen. Wie macht ihr das, bzw. könnt ihr von der Musik leben?

Felipe: Ich muss unterrichten und habe es trotzdem schwer. Ja, es ist nicht einfach.

Philipp: Ja, ich muss auch unterrichten. Aber das ist auch Teil des Musikerseins und macht auch großen Spaß und man lernt selbst sehr viel dabei. Es ist absolut nicht einfach, vor allem weil es so unsicher ist und man nicht weiß wie die Situation im nächsten Jahr aussieht. Ich versuche mich als Musiker sehr breit aufzustellen. Neben Sketches on Duality gibt es auch noch andere Bands im experimentellen Jazzbereich wie z.B. Little Rosies Kindergarten, in denen ich tätig bin. Auch im Bereich der Neuen Musik fühl ich mich zu Hause und ich werde auch immer wieder gefragt bei Konzerten unterschiedlichster Musik einzuspringen. Da kommt schon eine relativ gute Anzahl an Konzerten zusammen. Trotzdem ist es nicht einfach, auch weil die Gagen immer variieren und man vor allem in den eigenen Projekten in den ersten Jahren mehr investieren muss als man verdient.

Michael: Zu meiner Zeit, als ich begonnen habe Musiker zu sein, war es durchaus noch möglich von Musik zu leben. Die Zeiten haben sich sehr geändert. Das Internet, die Streaming Dienste machen es immer schwerer, nahezu unmöglich, mit seiner Musik Geld zu verdienen. Wenn ich heutzutage nochmals beginnen würde, würde ich mir es vielleicht anders überlegen.

Ihr seid in den letzten Jahren schon recht viel getourt. Was waren dabei ganz besondere Konzerte?

Philipp: Auf Tournee sein und die Musik außerhalb seiner Komfortzone zu präsentieren ist immer ein Erlebnis. Besonders in Erinnerung bleiben wird uns bestimmt das Konzert im Jazzclub Kiste. Der Song Walk Confident ist dort live auf der Bühne in einer Improvisation entstanden.

Welche drei all time Lieblingsalben Alben würdet ihr auf eine einsame Insel mitnehmen?

Felipe: Drei ist sehr wenig, aber Phrenology von The Roots, Aquemini von Outkast, Awaken My Love von Childish Gambino würden im Moment mit dabei sein. Es ändert sich jedes zweite Jahr zirka.

Philipp: Antihero von Jim Blacks Alasnoaxis, Closing Time von Tom Waits, Criss-Cross von Thelonious Monk.

Helmut: A Love Supreme von John Coltrane, Electric Ladyland von Jimi Hendrix, De-Loused in the Comatorium von The Mars Volta .

Wie lauten eure Zukunftspläne?

Felipe: Wir freuen uns riesig auf die 2019 noch anstehenden Konzerte. Wir dürfen am Popfest, am Waves Festival und bei den Afrika Tagen spielen. Auch nach Passau ans Rosa Laubfestival wurden wir eingeladen. Als Teil des INES Netzwerk dürfen wir auch noch hoffen auf das eine oder andere Showcase Festival in Europa eingeladen zu werden. Prinzipiell sehen wir unser Debüt Album, das gerade erschienen ist, als Startschuss. Endlich ist es soweit, dass wir ein ganzes Programm auf Tonträger präsentieren können und einer breiten Masse zugänglich machen können. Diese Musik zu verbreiten durch viele weitere, hoffentlich internationale Konzerte in nächster Zeit, ist das erste große Ziel. Aber natürlich denken wir auch schon vorsichtig an das zweite Album. //

Interview: Robert Fischer
Foto: Ina Aydogan