Cellist Lukas Lauermann ist in der heimischen Musikszene derzeit ein sehr gefragter Mann und werkt u.a. bei den Bands Der Nino aus Wien, Donauwellenreiter, A Life, A Song, A Cigarette oder der Sängerin Soap & Skin. Konzertreisen führten den 32-jährigen Wiener in den letzten Jahren von diversen Clubs über das Burgtheater und halb Mitteleuropa sogar bis nach Malaysia, Jordanien oder Singapur.

Ein prägendes Erlebnis war die Beschäftigung mit der Philosophie von John Cage

Im Herbst 2017 hat Lukas Lauermann seine erste Solo-CD "How I Remember Now I Remember How" veröffentlicht. Im Interview erzählt Lukas Lauermann über die Entstehungsgeschichte seines Solo-Projekts, seine wichtigsten Einflüsse und warum er auch einmal mit einer Metal-Band aufgetreten ist.

Kulturwoche.at: Wie ist dein Solo-Projekt entstanden?

Lukas Lauermann: Der Wunsch ein Soloalbum zu veröffentlichen entstand parallel zu den ersten Solo-Konzerten vor ca. vier Jahren. Seit Beginn 2016 habe ich dann intensiv an der Musik und der gesamten Umsetzung gearbeitet.

Gab es für "How I Remember Now I Remember How" ein bestimmtes Konzept?

Es gibt da mehrere inhaltliche Ebenen, die miteinander verknüpft sind oder sich ergänzen. Diese Gedanken, deren Grundlage fast durchgehend Wörter oder längere Textstellen aus Gedichten und Kurzgeschichten von Bachmann, Pessoa, Bernhard, Rothko etc. sind, dienen letztlich auch vielmehr mir, um musikalische Lösungen zu finden, die Kraft und Substanz haben. Man muss diese Inhalte nicht zu verstehen versuchen, sondern soll unbedingt eigenen Gedanken und Gefühlen freien Lauf lassen. Mit meiner Musik will ich jedenfalls ein Angebot dazu machen.

Haben die 19 Tracks der CD einen bestimmten formalen Rahmen?

Die einzelnen Stücke sind ja vier verschiedenen Zyklen zuordenbar, jedoch nicht in vier Blöcken, sondern ganz durchmischt, teilweise sich überlagernd am Album. Manchmal kommt aber etwas Irritierendes, Verstörendes oder einfach nur Ungewohntes, Fremdes daher. Das soll zeigen, dass man dem auf der Basis der Erwartung von Bereicherung begegnet und nicht von Angst und Bedrohung. Daher die Durchmischung der verschiedenen Arten von Stücken, die auch aus rein musikalischer Sicht eine bereichernde Wechselwirkung miteinander eingehen. Die Zyklen sind zudem in verschiedenen Räumen aufgenommen und mit unterschiedlichen Techniken gestaltet, teils komponiert, teils improvisiert mit Effektgeräten. Im digitalen Booklet der CD kann man mehr dazu lesen, auch die Texte aus denen die Musik entstanden ist sind da zu finden.

Du warst mit dem Solo-Projekt im Herbst auch schon europaweit auf Tournee. Wie hat das Publikum auf die Stücke aus "How I Remember Now I Remember How" reagiert?

Die Tour mit Konzerten in Österreich, Deutschland, Tschechien, England und Lettland war wirklich sehr schön für mich. Ich liebe es ja unterwegs zu sein mit meinem Cello. Ich bin sehr froh darüber, dass auch in Städten wo mich niemand kennt, was eigentlich so gut wie überall außerhalb von Wien der Fall ist, meist viele Leute Interesse am Konzert hatten. Das Publikum war auch immer wahnsinnig aufmerksam und die konzentrierte Stille, die bei all den Konzerten herrschte, wird mir sicher als etwas sehr Besonderes in Erinnerung bleiben.

Wie bist du zur Musik bzw. zum Cello-Spielen gekommen?

Mir wurde die Musik ein bisschen in die Wiege gelegt, weil mein Vater Komponist ist und mich zuhause daher auch viel Musik umgeben hat. Druck kam von meinen Eltern zum Glück nie. Zuerst gab es den Vorschlag Klavier anzufangen und später haben habe ich auf eigenen Wunsch auch noch Cello gelernt.

Welche Künstler/Komponisten waren wichtige Einflüsse in deiner musikalischen Entwicklung?

Ein sehr prägendes Erlebnis war die Beschäftigung mit, gar nicht so sehr Musik von, sondern der Philosophie von John Cage. Aus ähnlicher Richtung kommend auch Luigi Nono, Morton Feldman, Olga Neuwirth oder Helmut Lachenmann. Von der Musik her schätze ich J.S. Bach und dann wiederum Rock-Bands wie Sigur Ros, Radiohead, Metallica oder Elektronik-Acts wie Autechre. Ein wichtiger Einfluss waren auch SchriftstellerInnen wie Ingeborg Bachmann, Paolo Fonteles des Lima, Thomas Bernhard und bildende Künstler wie Andy Warhol oder Mark Rothko.

Wann und wo bist du das erste Mal live aufgetreten?

Diverse Musikschul-Klassenabende und den einzigen Gig meiner Metal-Band in der Schule auf einem Anhänger in einem Heustadel zählen da nicht, oder (schmunzelt)? Das erste Konzert im professionellen Umfeld war vor ca. 11 Jahren mit A Life, A Song, A Cigarette in der Kunsthalle am Karlsplatz. Damals war Ernst Molden als Gast dabei und ist gleich einmal über mein Cello gestolpert.

Wie lauten deine Zukunftspläne?

Meine Offenheit, Freude an Vielfalt und Neugier zu pflegen - in meiner Musik, in Bandprojekten, aber vor allem auch abseits jeder Kunst in der Begegnung mit Menschen - auf hoffentlich vielen Reisen, aber genauso in der eigenen kleinen Gewohnheits-Blase. Nach meiner Vorstellung ergibt sich daraus ein zufriedenes, oft sehr glückliches und jedenfalls bewegtes Leben, aus dem ich auch Kraft schöpfen kann, um anderen Menschen etwas zu geben oder für sie da zu sein. //

Interview: Robert Fischer
Fotos: Andreas Jakwerth

Album-Tipp:
Lukas Lauermann: How I Remember Now I Remember How
Musik: @@@@@
Klang: @@@@@@
Label / Vertrieb: col legno / helikon harmonia mundi (2017)

HP Lukas Lauermann