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Der aus Norwegen stammende Musiker Kyrre Kvam lebt mit der Schauspielerin Ruth Brauer-Kvam und zwei Kindern in Wien. Zumeist als TV-Theater-Filmkomponist tätig, stellt der Multi-Instrumentalist mit "2508" ein Solo-Album vor, das mit intensiven Songs und sparsamer Instrumentierung punktet. Kyrre Kvam lud Kulturwoche.at in sein Heimstudio ein, um bei schwarzem Tee über Inspiration und Entstehung von "2508" zu sprechen.

Kulturwoche.at: Du bist eher als Musiker in Bands von anderen Leuten wie z.B. Florian Horwath oder als TV-, Theater- und Filmkomponist wie z.B. der TV-Serie "Braunschlag" bekannt. Wie kam es zu Deinem Soloalbum "2508"?

Kyrre Kvam: Ich habe meine Karriere eigentlich als Schauspieler und Sänger begonnen, habe damit aber nach einiger Zeit wieder aufgehört. Eigene Songs habe ich schon immer geschrieben, und in den letzten sieben, acht Jahren auch gelegentlich live gespielt, doch sonst hatte ich dafür kaum Verwendung. Zwischendurch begann ich dann meine Arbeit als Komponist, hauptsächlich fürs Theater, aber auch für Film und TV. Deswegen hatte ich in Folge weniger Zeit an meinen eigenen Sachen weiterzuarbeiten, aber der Wunsch diese Songs einmal zu veröffentlichen, ist geblieben. Dazu kommt, dass ich nicht singe, wenn ich für andere Genres komponiere, und das ging mir dann nach einiger Zeit schon sehr ab.

Hat es Dich auch ein bisschen Überwindung gekostet, mit "2508" als Solo-Künstler an die Öffentlichkeit zu gehen?

Klar hat man immer ein wenig Angst, so ein Projekt dann wirklich durchzuziehen. Mit einem Album voller eigener Songs steht man schon irgendwie ein bisschen nackt da und kann sich nicht hinter einem anderen Künstler, einer Band oder einer Theater-Produktion verstecken. Weiters ist so ein Projekt, wenn man es alleine durchzieht, auch nicht ganz ohne, weil man eben für alle verschiedenen Aspekte von A-Z selbst verantwortlich ist. Da treten schon auch Probleme auf, mit denen man nicht gerechnet hat, und es kommt zu Verzögerungen durch Kleinigkeiten etc. Aber jetzt war einfach der richtige Zeitpunkt da, um das Album zu veröffentlichen, und ich bin stolz darauf!

"2508" ist von der Instrumentierung her sehr einfach gehalten, fast alle Songs sind nur mit Klavier und Stimme aufgenommen. Warum hast Du Dich für diese Vorgangsweise entschieden?

Das hatte mehrere Gründe. Einer davon war, dem Ganzen sozusagen eine Art Rahmen zu geben und zu sagen, so in dieser Form und nicht anders mache ich das. Gerade heutzutage wo es im Studio quasi unendliche Möglichkeiten gibt, die einen auch schnell überfordern, war diese Limitierung auf Klavier und Stimme sehr hilfreich. Zum anderen ist es dadurch auch viel einfacher, ein Live-Konzert ganz alleine zu bestreiten und den Zuhörern dabei genau das zu bieten, was auch auf der CD drauf ist. Aber vielleicht am wichtigsten war: Ich wollte einfach authentisch sein, und das Projekt auf das essenzielle reduzieren, was ich bin. Und das sind zuerst einmal mein Klavierspiel und meine Stimme.

Wo hast Du die Songs des Albums aufgenommen?

Die 11 Songs sind alle hier zuhause in meinem Heimstudio entstanden. Mir war es bei den Aufnahmen wichtig den jeweiligen Moment, ohne irgendwelche Ablenkungen, einzufangen. Jeder Song von "2508" ist in einem Take aufgenommen, also Klavier und Stimme gleichzeitig. Bei ein paar Songs habe ich dann noch zusätzlich Melodica oder extra Gesangsstimmen eingespielt, aber sonst gibt es keine Overdubs oder andere Studio-Tricks. So wie der Take war, habe ich ihn verwendet! Das habe ich mit authentisch gemeint.

Warum ist das Album "2508" betitelt?

Damit ist der 25. August 2013 gemeint. Ich hatte schon über längere Zeit, also einige Monate, in meinem Heimstudio aufgenommen. Manchmal hatte ich für die Aufnahmen mehr Zeit, manchmal weniger. Am 24. August des Vorjahres habe ich mir dann alles angehört, und war der Meinung, die Aufnahmen sind komplett. Doch dann war ich mit den Aufnahmen irgendwie nicht zufrieden und habe am nächsten Tag, also am 25., ca. 15 Songs in einer einzigen Session nochmal komplett neu aufgenommen! Von den jetzt am Album versammelten 11 Songs stammen neun aus dieser Session. Also alle außer die beiden Songs "Swaying" und "Jesus". Deswegen war der 25. August ein wichtiges Datum in der Entstehung des Albums und außerdem kam drei Tage später unsere zweite Tochter zur Welt. Zur der Zeit kam einfach alles zusammen (schmunzelt)!

Wer sind Deine Favoriten aus dem Singer-Songwriter-Bereich?

Da gibt es ganz viele. Mir gefällt derzeit z.B. der Engländer Fink sehr gut. Seine LPs sind sehr sparsam instrumentiert: hauptsächlich Gitarre, ein bisschen Bass und ein bisschen Schlagzeug. Diese Alben waren tatsächlich eine sehr direkte Inspiration für "2508", weil sie auch so frontal und geradlinig rüberkommen. Bei Fink habe ich immer das Gefühl, dass er direkt zu mir bzw. für mich singt. Außerdem mag ich das "Nebraska"-Album von Bruce Springsteen sehr gern. Das hat mir kürzlich ein Freund wieder einmal vorgespielt. Ich kannte das Album natürlich, auch weil ich einige Zeit in einem Plattenladen gearbeitet habe, und "Nebraska" da immer wieder Thema war, aber anscheinend habe ich es mir nie richtig angehört. Letzten Sommer habe ich das dann nachgeholt, und als ich dann erfuhr, dass die Songs auf "Nebraska" ja eigentlich auch nur Demos sind, hat mich das weiter bestärkt, meine eigenen Songs auch in diesem ganz einfachen Stil und ohne viele Studiotricks aufzunehmen.



Was sind Deine nächsten Projekte?

Da ist einiges geplant. Mit dem Schreiben von Musik für Theater und TV  mache ich natürlich weiter, aber die Sehnsucht eigene Songs zu schreiben und aufzuführen kommt sicher wieder. Ein großer Wunsch von mir ist es, mit diesen Songs live aufzutreten. Ich spiele meine eigenen Sachen einfach viel zu wenig live, aber ich weiß, das ich das kann, immerhin bin ich mit den diversen Produktionen wo ich dabei war, insgesamt schon ca. über 1000 Mal auf diversen Bühnen live aufgetreten. Beim demnächst erscheinenden neuen Album von Florian Horwath bin ich aus Zeitgründen leider nicht dabei. Mein nächstes Projekt ist die Musik für ein Stück im Rabenhof, wo das Buch von Dirk Stermann "6 Österreicher unter den ersten 5" als Puppentheater inszeniert wird. Im Sommer bin ich dann wieder bei den Theater-Festspielen in Reichenau beschäftigt, außerdem werde ich wieder Musik für die nächste TV-Serie von David Schalko schreiben.

Du wohnst mit Deiner Familie seit einiger Zeit im 5. Bezirk, in der Nähe vom Filmcasino. Was schätzt Du an dieser Gegend?

Ich mag diese Ecke sehr gern. Erstens einmal gibt es viele Lokale, z.B. das Aromat ist gleich bei uns um die Ecke, und sozusagen mein zweites Wohnzimmer! Dann gibt es auch einige Irish Pubs in Wien wo ich gerne hingehe, um Fußball zu schauen (schmunzelt). Ich mag Wien an sich sehr gerne! Auch die vielen Möglichkeiten schnell ins Grüne zu kommen, schätze ich sehr. Gestern war ich z.B. mit meiner Tochter am Hermannskogel oben, das war toll! Auch das Filmcasino so in der Nähe zu haben, ist natürlich sehr angenehm. Mir gefällt schon die Einrichtung bzw. die Architektur des Kinos so gut, dass ich jedes Mal begeistert bin, wenn ich das Foyer betrete. Und auch zum Naschmarkt mit seinem vielfältigen kulinarischen Angebot ist es von uns nicht weit.

Danke für das Gespräch! //

CD-Tipp:

Kyrre Kvam: 2508
Label/Vertrieb: Kofferradio / Hoanzl (2014)

Interview: Robert Fischer
Foto: Ingo Pertramer