Das dritte Album von Bob Dylan, "The Times They Are A-Changin'" aus dem Jahr 1964, ist ein weiterer Meilenstein in der Musikgeschichte, nicht mehr und nicht weniger.

"There's a movie called / "Shoot the Piano Player" / the last line proclaimin / "music, man, that's where it's at / it is a religious line / outside, the chimes rung / an they / are still ringin'", schrieb Dylan in seinen "11 Outlined Epitaphs", das auf der Rückseite der LP abgedruckt war. Die losgelöste Stimmung vom Freewheelin' Album wich hier zugunsten einer düsteren Grundstimmung plus einer Ahnung von Hoffnung, z.B. wenn er in "Ballad of Hollies Brown" singt, "There's seven people dead / On a South Dakota farm / Somewhere in the distance / There's seven new people born", oder wenn er im Titelsong proklamiert, "And the first one now / Will later be last". Und überhaupt: Auf seinem dritten Album befinden sich einige der größten Dylan-Songs, wie "The Lonesome Death of Hattie Carroll" [William Zantzinger, der Mörder von Hattie Carroll, sagte Ende der 1990er Jahre über Dylan, er sei ein nichtsnutziger Hurensohn, ein verlogener Scheißkerl; Anm.] und "With God on Our Side", ein Lied, das eigentlich im Schulunterricht gespielt werden sollte. Dylan war 1964 bereits der große Star, deutlich außerhalb des Establishments stehend und zudem die "Stimme einer Generation", eine Stimme, die er allerdings nie sein wollte [Dylan beschreibt dies sehr treffend und ausführlich im ersten Teil seiner hervorragenden Autobiographie "Chronicles, Vol. 1"; Anm.]. Die Stimmung, die Bob Dylan in diesen Aufnahmen erzeugte, und die Spannung, die an keiner Stelle des Albums abflacht machen die darauf enthaltenen 10 Songs zu wahren Giganten, die für sich stehen und bis heute - was Form, Inhalt und Ausdruck betrifft - Gültigkeit haben, Gigantensongs wie "One Too Many Mornings", "Only A Pawn In Their Game", "Boots Of Spanish Leather", "When The Ship Comes In" und natürlich der Titelsong. "The Times They Are A-Changin'" ist zudem, wie bereits erwähnt, auch jenes Album, auf dem seine idolisierten "11 Outlined Epitaphs" zu finden sind, also 11 "quasi"-Gedichte, Überlegungen, Rhythmisierungen, Assoziationen, Feststellungen. "Yes, I am a thief of thoughts / not, I pray, a stealer of souls / I have built an rebuilt / upon what is waitin / for the sand on the beaches / carves many castles / on what has been opened/before my time...". Majestätisch. //

Text: Manfred Horak

SACD-Tipp:
Bob Dylan: The Times They Are A-Changin'

Musik: @@@@@@
Klang: @@@@@@
Label/Vertrieb: Columbia/Sony (1964; 2005)

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