es-wird-scho-glei-dumpaUnterschiedlicher die Weihnachtslieder nie klangen... - Den Beweis zur mehrfaltigen Weihnachtsfestmusik treten an: Karin Bachner Group mit "Winter Wonder Songs", Mai Cocopelli mit "Wenn es Winter wird", herztöne mit "Zimt & Zucker", Otto Lechner und Klaus Trabitsch mit "White: Weihnachtslieder 2" und MoZuluArt mit "An African Christmas".

Zwischen Amerikanisch-traditionell, Ethno-avantgardistisch, Volksmusikalisch-experimentell und Folk-jazzig verschneit präsentiert sich der 2010er Jahrgang österreichischer Produktionen für die ach so stille Weihnachtszeit.

Zimt & Zucker

herztoene-zimt-zuckerBeginnen wir mit der süßen Nachspeise, mit "Zimt & Zucker" von der Band herztöne. Das engelige Gesangs-Trio Verena Göltl, Antje Kohler und Harriet Müller-Tyl wird dabei von den vier musikalisch munteren Weihnachtsmännern Michael Schnell (Klavier), Stefan Thaler (Kontrabass), Richard Oesterreicher (Mundharmonika) und Lorenz Raab (Flügelhorn) begleitet. Manche Rezepte sind quasi Hausmannskost aus der traditionellen Küche wie z.B. das norwegische Volkslied "Mitt hjerte alltid vanker" oder "Es wird scho glei dumpa" aus hiesigen Breiten, manches wird von Verena Göltl mit neuen Texturen ausgestattet, wie z.B. "Winterweihnachtszeit" (Original: "Winter Wonderland" von Felix Bernard) oder "Flockn schaun" (Original: "Jingle Bells"). Heimelige Textzeilen wie "Zimt und Zucker liegen schon in der Luft / draußen foit der erste Schnee" geben in "Alle Jahre wieder" (Original: "The Christmas Song" von Robert Welles und Mel Torme) der Satire die Hand, wenn es z.B. heißt: "Staubige Keks und a pieksiaßa Wein / so scheen kauns im Dezember sein". Mit "Wos i da wünsch" und mit "Eisblumen" legt die Band sogar auch zwei Lieder aus dem Eigenanbau vor. Aufs Eisparkett gelegt werden 11 stimmig-elegante Lieder mit feinen Harmonie-Gesängen ohne Gefahr der Überzuckerung. Es groovt im Jazz, swingt beherzt und wärmt die Seele.

Winter Wonder Songs

karin-bachner-winterwondersÄhnliches kann über "Winter Wonder Songs" von Karin Bachner Group berichtet werden. Auch hier ist Richard Oesterreicher an der Mundharmonika zu hören, und auch hier wird es scho glei dumpa. Steht allerdings bei herztöne das gesangliche Element im Vordergrund, geht die Karin Bachner Group verstärkt auf die musikalischen Amerikanismen ein. Neben der Sängerin, die auch an der Flöte und Percussion zu hören ist, emotionalisieren Robert Schönherr (Piano, Fender Rhodes), Karl Sayer (Bass) und Peter Kronreif (Drums, Percussion) die Winterzeit. Spezielle Weihnachtsstimmung kommt in "Baby, it's cold outside" auf. Karin Bachner und Special Guest Rob Bargad erweisen sich dabei als wunderbar ergänzendes Gesangs-Duo. Der Weihnachtsbaum funkelt in all seinem Glanz und Glimmer. Weihnachtsromantik pur. Das Repertoire besteht aber nicht nur aus Liedern der großen amerikanischen Weihnachtsliedära 1929 bis 1950, also Songs von Cole Porter ("In the still of the night"), Frank Loesser ("Baby, it's cold outside"), Felix Bernard ("Winter Wonderland"), Leroy Anderson ("Sleigh Ride"), Vivian Ellis, Greatrex Newman, Clifford Grey ("Spread a little happiness") und Hugh Martin, Ralph Blane ("Have yourself a merry little christmas"), sondern bringt auch jüngere Songs zu Gehör. Sehr schön z.B. die Interpretation von " River" (Joni Mitchell), vernachlässigbar hingegen "Frozen" von Madonna, prachtvoll swingend wiederum "White is in the winter night" von Enya. Besonders auffällig bei diesem Album die Weihnachtsverpackung, sprich, die Arrangements, hübsch, aber nicht zu gefällig, geglättet, aber nicht kantenfrei. Auf vor Kitsch triefenden Zierrat wurde verzichtet.

Wenn es Winter wird

mai-cocopelli-winterlieder"Es wird scho glei dumpa" hören wir auch auf dem Doppel-Album "Wenn es Winter wird" von Mai Cocopelli. Kommen auf CD 1 Winterlieder zu Gehör, stehen Weihnachtslieder auf CD 2 im Mittelpunkt. Die Sängerin und Multiinstrumentalistin veröffentlicht mit diesem Doppelpack mit insgesamt 27 Tracks neben einiger weniger traditioneller Lieder hauptsächlich Eigenkompositionen für das ganz junge Weihnachtslied-Publikum. Keine einfache Aufgabe, weil ja in diesem Segment leider nur allzu oft Qualität und Anspruch auf der Strecke bleiben. Nicht so bei Mai Cocopelli. Große Sorgfalt in den Arrangements zeichnet die Produktion aus, was fehlt sind Keyboard- und Synthie-Gewabbel (Danke!) und die gern verwendeten lustigen Rhythmen Marke Kiddy Contest. Gemeinsam mit Mais hervorragend motivierten Musikerkollegen Stephan Bormann, Mohi Buschendorf, Reentko und Ludwig Buschendorf werden hingegen Instrumente aus dem Folk- und Jazzbereich verwendet - Gitarren (Nylon, Steelstring, Bariton, 12saitige, Ukulele), Kontrabass und E-Bass, Klavier, Indianerflöte, Percussion und bei drei Liedern Schlagzeug. Die Lieder kommen flockig, heiter, stimmungsvoll und sehr sympathisch rüber, pflügen sich durch den weiten Bereich der Folkmusik, was ja im besten Fall (wie hier) auch Worldklänge impliziert. Gelungen übrigens auch das Artwork und die Grafik von Sahlia, die Illustrationen von Renate Habinger und die Fotos von Christoph Hilger, zudem wurden dankenswerter Weise die Texte abgedruckt. Mai singt über den Zauber des 12. Monats, die Schneeflocken wirbeln einem um die Ohren, die Schneemannfamily nimmt Aufstellung und Kekse werden natürlich auch gebacken. Ach, du lieber Nikolaus - eine Fichte macht Geschichte und Mai Cocopelli den Soundtrack für die Winterzeit; und zwischendurch bleibt sogar noch Zeit für Erzählungen, auch das kann Mai sehr gut. Ein Glücksfall.

An African Christmas

mozuluart-africanxmas-cd201Ein gewöhnungsbedürftiges Weihnachtsalbum legt die Boy-Group MoZuluArt vor. Gewöhnungsbedürftig deshalb, weil der spirituelle Ansatz sich deutlich von herkömmlichen Weihnachtsalben abhebt (lest dazu auch die Kritik zur CD-Präsentation). Mit "Es ist ein Ros' entsprungen" und "Stille Nacht" (hier: "Holy Night") befinden sich zwar auch zwei Weihnachtsliedklassiker aus unseren Breiten im Repertoire, diese allerdings sind vollkommen neu strukturiert, beim erst genannten wird auf Gesang verzichtet, bei "Stille Nacht" fehlen ebenfalls die altbekannten Verse, dafür rezitiert V.M. Ndlovu einen Herzerwärmenden Text mit der Hoffnung auf den Weltfrieden: "Let us stop the conflicts in this world / Let us learn to live together in Peace and harmony / To make this world a better place...".  Roland Guggenbichler (Piano) und die drei Sänger Dumisani Ramadu Moyo, Blessings Nqo Nkomo und Vusa Mkhaya nahmen für "An African Christmas" mit dem Ambassade String Quartet zudem kongeniale musikalische Partner aufs Weihnachtsschiff. Anstelle von Lametta und sonstigen Weihnachtsfirlefanz segelt die Band mit kargem Weihnachtsschmuck durch die Weltmeere, um ihre sorgfältig umgesetzten musikalischen Gospel-Häppchen in der ganzen Welt zu verstreuen. Ungewöhnlich und ungewöhnlich gut.

White: Weihnachtslieder 2

lechner-trabitsch-whiteEins geht noch, und noch dazu was für eins. Die Bethlehem Allstars legen endlich das Nachfolgealbum zum (immer noch) sensationell guten Weihnachtsalbum Still vor. "White" heißt es diesmal, ist ganz in schwarz gekleidet und glänzt wie schon lange kein Weihnachtsalbum. 11 Lieder finden Platz auf dem Album, eingestimmt auf den Weihnachtstrubel wird mit "Oh du fröhliche" und wie sich hier die Bethlehem Allstars rund um Otto Lechner (Akkordeon, Harmonium, Guitarette, Valliha, Gesang) und Klaus Trabitsch (Gitarren, Harfe, Lapsteel, Gesang, Percussion, Singende Säge) eingrooven, ist einfach zum Niederknien schön. Und wenn Trabitsch seine Säge bei "White Christmas" zu singen bringt, dann vergisst man sogar Bing Crosby. Und überhaupt Klaus Trabitsch: sein aufgrund der partiellen Lähmung der linken Hand verlangsamtes Gitarrenspiel zählt (weiterhin) zum Besten zwischen 4411 Christkindl (Oberösterreich) und Santa Claus Nordpolen (Julemandens Postkontor; DK-2412 Nuuk / Grönland). Diese Entschleunigung und Reduktion bringt den Bethlehem Allstars zudem einen ungemein wertvollen Start-Ziel-Vorteil. Im Vergleich zu Weihnachtsalben wie z.B. "Jingle All The Way" (2008) von High Speed Banjo-Man Béla Fleck und seinen Flecktones kommt es bei den Bethlehem Allstars nämlich weder zu Abnutzungs- noch zu Ermüdungserscheinungen. Hochgeschwindigkeit und Virtuosität ist schließlich nicht alles und so bleibt viel Platz für Alternativ-Energien. Auf "White" wird der Weihnachtsmann nicht zum Rasen gezwungen, sondern auch zum Rasten angehalten, hört nur mal die grandiosen Versionen von "Süßer die Glocken nie klingen" mit Peter Rosmanith am Hang in der Hauptrolle oder die Schrammel-Elemente in "Amazing Grace" mit Adula Ibn Quadr und Anton Burger an den Violinen - wie bereits erwähnt: Zum Niederknien schön. Tanzrhythmisch geht es aber auch zu, z.B. in "Fröhliche Weihnacht überall", das zum saloppen Weihnachts-Ska wird. Wie jazzfreudig verspielt die Bethlehem Allstars sein können beweisen sie in "Wir sagen euch an den lieben Advent", mit dem zurückhaltenden "Kommet ihr Hirten", sowie mit dem ultimativen "Oh Tannenbaum". Nach Irland begibt sich die feudale Band schließlich mit "Oh Heiland, reiß die Himmel auf" und mit der uramerikanischen Bandvorstellung in "We bring the Christmas" endet das Album. Die Bethlehem Allstars werden dabei zu den Riders of the Storm, der Präriekaktus wird weihnachtlich geschmückt und die Abendsonne bringt den Country-Schnee zum Schmelzen. Wer mit diesem Album nicht in Weihnachtsstimmung kommt, sollte schleunigst den nächsten Arzt aufsuchen. (Alle Texte: Manfred Horak)

CD-Tipps:

Karin Bachner Group: Winter Wonder Songs
Musik: @@@@
Klang: @@@@
Label/Vertrieb: ATS/Extraplatte (2009)
HP mit allen Live-Terminen

Mai Cocopelli: Wenn es Winter wird
Musik: @@@@@
Klang: @@@@@
Label/Vertrieb: Cocopelli Music (2010)
HP mit allen Live-Terminen

herztöne: Zimt & Zucker
Musik: @@@@
Klang: @@@@
Label/Vertrieb: afoch stü records (2010)
HP mit allen Live-Terminen

Otto Lechner * Klaus Trabitsch: White - Weihnachtslieder 2
Musik: @@@@@@
Klang: @@@@
Label/Vertrieb: Geco/Hoanzl (2010)
HP mit allen Live-Terminen

MoZuluArt: An African Christmas
Musik: @@@@
Klang: @@@@@
Label/Vertrieb: Emarcy/Universal (2010)
HP mit allen Live-Terminen