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sarah-bettens-2009-05-05-06K's Choice, eine der erfolgreichsten Bands aus Belgien, hat nach sieben Jahren Auszeit das neue Album "Echo Mountain" (Sony Music) veröffentlicht. Robert Fischer traf die Sängerin Sarah Bettens in Wien zu einem kurzen Interview.


Das Comeback der Band um das Geschwisterpaar Sarah und Gert Bettens gestaltet sich trotz der längeren Pause sehr erfolgreich. Der erste Part der 2010er Europa-Tour ist schon vorbei, im Jänner 2011 geht die Tour in Frankreich, Holland und Belgien weiter. Auch das neue Album erhielt weltweit ausgezeichnete Kritiken.

Kulturwoche.at: Hättest Du gedacht, dass Euer Comeback mit K's Choice nach sieben Jahren Pause so ein großer Erfolg wird?

Sarah Bettens: Na ja, das war eher eins von den Dingen, die du einfach machst, und hoffst, dass es klappt, ohne viel zu überlegen, ob das ein großer Erfolg wird oder nicht. Trotzdem sind wir natürlich sehr angenehm überrascht, dass es nach dieser langen Zeit immer noch so viel Interesse an K's Choice gibt und dass unsere neue CD "Echo Mountain" in Belgien gleich vergoldet wurde. Wir sind auch sehr froh, dass auf der aktuellen Tour schon einige Daten ausverkauft sind, wie z.B. heute in Wien.

Sarah, Du warst schon öfters in Wien, sowohl mit K's Choice, als auch als Solo-Artist. Hattest Du dabei auch schon einmal Gelegenheit Dich in Wien ein bisschen umzuschauen?

Ja, als wir das letzte Mal da waren [beim Forestglade-Festival im Burgenland im Sommer 2010; Anm.] ergab sich die Gelegenheit. Damals war das Wetter zwar noch schlechter als heute, es hat viel geregnet, aber ich habe einfach einen meiner Kollegen aus der Band geschnappt, wir haben uns dick angezogen und sind mehrere Stunden durch die Innenstadt spaziert.

Zurück zur neuen CD. Was sind die wichtigsten Themen auf "Echo Mountain"?

Im Gegensatz zu unserem letzten Studioalbum "Almost Happy" [erschienen im Jahre 2000; Anm.] hat die neue Scheibe mehr Optimismus und Hoffnung. Das hat sicher damit zu tun, dass wir jetzt alle fast 10 Jahre älter sind, als zu der Zeit, als wir "Almost Happy" aufgenommen haben. Es ist schon ein großer Unterschied, ob du Ende Zwanzig oder Ende Dreißig bist. Ich glaube, "Echo Mountain" ist einfach auch ein reiferes Album.

Warum habt Ihr Euch dazu entschieden, "Echo Mountain" als Doppelalbum zu veröffentlichen?

Zu Beginn war das gar nicht geplant. Wir nahmen einfach alle Songs auf, die wir mochten und wollten dann davon die Besten für das Album auswählen. Wir hatten dann aber so viele gute Songs, das wir es nicht fertig brachten, davon welche wegzulassen und das Album zu kürzen. Da wir selbst Fan von kurzen Platten sind, und nicht eine monumental lange CD veröffentlichen wollten, haben wir uns dann dazu entschlossen, zwei CDs herauszubringen. Auch deswegen, weil die Songs von der Stimmung sehr unterschiedlich waren, dachten wir uns: Warum machen wir nicht gleich zwei CDs? Das setzen wir übrigen auch auf unserer aktuellen Tour fort. Wir wollten einmal etwas Neues machen und starten diesmal mit einem Akustik-Set, nach einer kurzen Pause geht es mit einem elektrisch verstärkten Set weiter. Es ist nicht genauso wie auf "Echo Mountain", aber so ähnlich. Zuerst kommen die ruhigeren, nachdenklichen Songs, wo es wichtig ist, genau zuzuhören und auf die Texte zu achten und danach, in der zweiten Hälfte, kommt der Rock-Part!

Kannst Du mir noch etwas über das "Echo Mountain"-Studio erzählen, das auch gleich den Titel für die neue CD geliefert hat. Ich habe auf Eurer Homepage einige Fotos gesehen, wo man den Eindruck bekommt, das ist eine alte Kirche. Stimmt das?

Ja, das ist eine alte Kirche. Das ist wirklich ein sehr schöner Ort, ich habe da bereits einige Songs für meine Solo-Projekte aufgenommen. Außerdem ist es nur ca. 1 Stunde von dem Ort in Tennessee in den USA, wo ich lebe, entfernt. Ich wusste, das wäre ein perfekter Ort, um unsere neue CD aufzunehmen, und als ich das Studio dann meinem Bruder Gert vorgeschlagen habe, und er sich im Internet einige Fotos davon angesehen hat, war er auch gleich spontan davon begeistert. Auch unser Co-Produzent Werner Pensaert war vom "Echo Mountain"-Studio sehr angetan und so beschlossen wir das neue Album dort aufzunehmen. Dazu kommt noch, dass dort gleich in der Nähe die kleine Stadt Asheville [in North Carolina; Anm.] ist. Dort ist es sehr grün, es gibt viele Bäume, und wir haben während der Aufnahmen alle gemeinsam in einem Haus in Asheville gewohnt. Wir haben uns dort also auch abseits des Studios sehr wohl gefühlt.

Alle Songs auf "Echo Mountain" stammen wie immer von Dir und Deinem Bruder Gert. Wie lautet Euer Songwriting-Konzept?

Wir schreiben getrennt, das haben wir immer schon so gemacht. Es kommt schon vor, dass ich meinem Bruder einen neuen Song schicke, und er arbeitet noch ein wenig daran oder umgekehrt, aber in den meisten Fällen schreiben wir getrennt. Dann spielen wir die neuen Songs der restlichen Band vor, proben sie gemeinsam ein und nehmen sie auf.

Im Sommer 2010 hat K's Choice vier Konzert in Israel gespielt. Wie war das für Euch?

Einfach unglaublich! Wir waren diesen September schon zum zweiten Mal in diesem Jahr in Israel. Anfang des Jahres hatten wir in Tel-Aviv zwei ausverkaufte Konzerte, und das ohne jegliche Ankündigung oder PR - da mussten wir dann natürlich noch mal hin! Aus irgendeinem Grund, den ich mir auch nicht erklären kann, sind wir in Israel populärer als an jedem anderen Ort in der Welt! Tel-Aviv ist ja auch eine wirklich tolle Stadt, und das ganze Land ist sehr schön! Wenn man Israel nur von der CNN-Berichterstattung kennt, von den Bomben bzw. vom Krieg, vergisst man oft, dass es auch noch eine ganz andere Seite gibt. Tel-Aviv ist eine sehr lebendige Stadt, die genauso 'Up-to-date' mit der der aktuellen Mode, Musik, dem Film etc. ist, wie wir es in Europa sind. Und weil diese beide Seiten in Tel-Aviv aufeinander treffen, ist es ein sehr interessanter Ort.

Ich bin ein großer Fan des US-Folk/Rock-Duos Indigo-Girls...

Ich auch (lacht)!

...und ich weiß, dass Ihr in den frühen 1990er Jahren mit K's Choice öfters als Vorgruppe der Indigo Girls aufgetreten seid. Wie ist Eure Verbindung zu den Indigo Girls?

Wir hatten das Glück bei einigen ihrer Touren als Support dabei zu sein, einer der größten war in den USA ganz zu Beginn unserer Karriere. Nicht nur, dass es für uns als junge Band sehr toll war, in den USA vor einem großen Publikum zu spielen, sondern die Indigo Girls waren auch sonst sehr inspirierend. Sie haben großartige Songs und sind auch als Menschen sehr sympathisch. Das war ein tolles Umfeld für uns als junge Band. Wir sind dann in Kontakt geblieben und ich bin immer wieder einmal mit ihnen aufgetreten, entweder als Solo-Act oder mit K's Choice. Tolle Band!

Du bist viel auf Tour. Welche drei persönlichen Dinge hast Du da immer dabei?

(Überlegt lange) Okay, lass mich nachdenken. Also auf jeden Fall ein Buch, jetzt gerade meinen neuen Kindle E-Book-Reader, da kann ich jede Menge Bücher abspeichern. Ganz wichtig sind auch Ohrenstöpsel, speziell im Tourbus (lacht). Und dann, das ist ein wenig peinlich, aber ich muss gestehen, ohne MacBook gehe ich nicht mehr auf Tour. (lacht) Meinen Kollegen aus der Band geht es genauso. Du solltest mal unseren Backstage-Raum sehen, da sind jeden Tag mehre MacBooks aufgebaut, man könnte meinen, es handelt sich um eine Computer-Messe! Wir sind alle ein bisschen PC-süchtig. (lacht)

Danke für das Gespräch!

Das Interview führte Robert Fischer. Fotos: Frank Clauwers

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CD-Tipp:

K's Choice: Echo Mountain
Musik: @@@@
Klang: @@@@@
Label/Vertrieb: Sony Music (2010)

Link-Tipps:
Homepage von Sarah Bettens

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