Charlotte und Sandro Selfie Luksan Wunder

Hinter dem Comedy-Kollektiv Luksan Wunder aus Berlin und Freiburg stecken u.a. die zwei Gründungsmitglieder Charlotte Hübsch und Sandro de Lorenzo, deren Kernkompetenz in der Parodie liegt. Live gastieren sie am 30.5. im Stadtsaal Wien.

Interview mit Charlotte Hübsch und Sandro de Lorenzo von Luksan Wunder

Mit ihren "Alternative History" Formaten auf YouTube sind sie über Deutschland hinaus bekannt geworden und konnten sich da eine große Fangemeinde aufbauen. Aber man findet Luksan Wunder nicht nur im Internet, sondern auch in diversen Buchhandlungen. Ihr "Klobuch" (Satyr) liefert z.B. analogen Irrsinn und "bessere Memes als in deinem Internet" und verspricht unterhaltsamer zu sein als jedes Smartphone. Aktuell machte sich Luksan Wunder Gedanken über Eine mögliche Geschichte der deutschen Popmusik in 20 Genres und 100 Werken, das als Sachbuch im Satyr Verlag erhältlich ist. Im Buch finden sich nicht nur aberwitzige Künstlertypen und wilde Theorien, sondern zudem jede Menge QR-Codes, die allesamt zu neuen Musikvideos von Luksan Wunder führen. Ein Vergnügen für Musiknerds und für solche, die nicht zugeben welche sein zu wollen. 

Über die Idee von "Eine mögliche Geschichte der deutschen Popmusik":

Luksan Wunder Geschichte der deutschen Popmusik"Luksan Wunder hat auf YouTube angefangen und wir haben schon öfter mal Alternative History Formate gemacht. Die 50 besten Menschen der Welt und dann gab es mal Der Mathematiker, der die Zahl 9 erfunden hat usw. - also alles vom Ansatz her ähnlich. Wir haben ursprünglich auch mal das gleiche Konzept gemacht über die Geschichte der modernen Kunst, das wollte aber niemand rausbringen, da es für eine viel zu spezielle Zielgruppe gemacht war. Wer braucht denn die ganze Kunst? (Lachen.) Und dann ist uns irgendwann mal aufgefallen, wir machen ja sehr viel Musik, die Hälfte der Bühnencrew kommt eigentlich von der Musik, dann war es total naheliegend, das gleiche mit Popmusik zu machen, weil die Songs können wir umsetzen, Musikvideos können wir auch machen, geschrieben kriegen wir es auch irgendwie, und dann war es so eine naheliegende Idee, dass man sich fragt, ach krass, da hätte wir auch schon vor drei Jahren draufkommen können, seltsam, ja, und dann haben wir es einfach gemacht."

Über die Gratwanderung von Fake News (Fake Olds) und Satire:

Charlotte Hübsch: Das ist eine Grundidee von uns, dass wir uns damit spielen, was könnte sein und was ist wirklich so. Wie schnell kommt man drauf, dass es nicht echt ist. Wir haben angefangen mit einem Format namens Korrekte Aussprache, das sind Videos mit vermeintlich korrekten Aussprachen von Wörtern. Das dauert ja auch, dieses Spiel damit, ich google mal schnell, wie man z.B. Lamborghini ausspricht, und dann sehe ich mir das erste Video an und guck nicht, was ist es eigentlich, das die Informationen liefert, und damit spielen wir ganz oft, wie wir es machen. Dieser Ansatz ist mit Eine mögliche Geschichte der deutschen Popmusik auch gegeben, auch wenn es vom Umfang und von der Dimension her ein Wahnsinn ist.

Sandro de Lorenzo: Das Format war am Anfang nicht klar. Ich fand dann diesen Sachbuch-Ton sehr interessant, diesen feuilletonistischen Ton, den zu parodieren, seriös zu wirken, und dann aber auch so diese Vermischung von tatsächlicher Kulturgeschichte und Fake. Manchmal ist es relativ subtil eingewoben, wo man sich denkt, das könnte vielleicht noch so sein, und manchmal ist es offensichtlich, so wie im Kapitel über Punk.

Ja, und darin gibt es auch einen Österreich-Teil. Wolfgang Ambros wird dabei zu Wolfgang Amboss. So manch andere Namen (u.a. Falco, Drahdiwaberl) wurden hingegen nicht verändert. Sandro de Lorenzo über diese Nicht-Kongruenz:

Das ist sehr unterschiedlich entstanden. Beim Österreich-Teil war die Idee so, dass es eine Österreich-Band gab, Führer-Datschi, wo Falco noch vor Drahdiwaberl gespielt hat. Wir wollten zusätzlich möglichst viele Gag-Ebenen drin haben, damit es beim Lesen auch für Nicht-Spezialisten Spaß macht. Und daher kommt es vor, dass wir manchmal jemanden einen falschen Namen gegeben haben oder irgendwelche obskuren Sachen reinzuschreiben, sodass man ein bisschen mehr Satire durchschimmern hat. Ein halbes Jahr haben wir am Buch sehr intensiv gearbeitet, plus ein halbes Jahr Recherche.

Luksan Wunder Charlotte Hübsch Sandro de Lorenzo Selfie

Über die Intention von Luksan Wunder:

Sandro de Lorenzo: In erster Linie ist es unterhalten. Leute zum Lachen bringen auf unsere Art. Wir haben uns eine Art Humor definiert, die wir mögen, der ist manchmal so ein bisschen obskur. Wir haben für uns eine Humorfarbe definiert und wenn wir mit dem Zeug, was wir witzig finden, andere Leute mitnehmen, freuen wir uns.

Charlotte Hübsch: … Leute zum Lachen zu bringen und sich über die Idee dahinter zu freuen, dass es nicht nur intellektuell funktioniert, und nicht nur übers impulsive Lachen, sondern im Idealfall beides zusammenkommt. Manchmal haut man auf den Putz und manchmal macht man es feinsinniger und beides darf gemeinsam, nebeneinander, existieren. Das ist der Anspruch, den ich für uns habe, dass es eine Bandbreite von unterschiedlichen Dingen gibt, die Leute zum Lachen bringen kann und auf unterschiedlichen Ebenen angesprochen wird.

Über Social Media:

Sandro de Lorenzo: In die Social Media Welt sind wir irgendwann mal eher zufällig abgebogen, eigentlich sind wir richtige Bühnenschweine. Bühnenkunst ist einfach eine andere Art. Da können wir kuratieren und bestimmen was wir wie machen und sind nicht von Algorithmen abhängig. Die Energie, die wir in den Raum blasen und was wir zurück bekommen ist bei einem YouTube-Video eine ganz andere als bei einem Live-Event vor Publikum. Präsenz und Kunstfertigkeit ist live anders als wenn du bei TikTok noch viermal herumschnippelst. Applaus ist immer besser als ein Kommentar.

Charlotte Hübsch: Die Live-Show, die wir im Stadtsaal spielen heißt WTFM 100, Null. Wir versuchen immer ein Universum zu bauen mit unterschiedlichen Figuren. Daraus wird immer ein wilder Ritt und ist sehr schnell. Es kommt darin sehr viel vor mit einer sehr speziellen Humorfarbe. //

Text und Interview: Manfred Horak
Fotos: Luksan Wunder

Live-Tipp:
Luksan Wunder live @ Stadtsaal, Wien
30.5.2025 (Beginn: 19:30 Uhr)

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