aktionstheater lonely ballads (c) Gerhard Breitwieser

Was Lock-Downs mit den Menschen macht, haben Martin Gruber und Martin Ojster mit dem aktionstheater ensemble untersucht und daraus das coronakonforme zweiteilige Stück lonely ballads entwickelt...

... Dass im Vorarlberg anstatt der Premiere beider Teile, dann erst verspätet Teil zwei aufgeführt wurde, war auch so ein Covid-Phänomen.

aktionstheater lonely ballads Monolog für drei Personen

aktionstheater lonely ballads Foto Breitwieser

Erstens

ist er Feminist und kein Küchennazi, auch wenn Bettina, seine Ex das behauptet. Und wer kochen will, muss das doch auch lernen. Dazu Tipps zu geben, habe doch nichts mit Kontrollwahn zu tun. Intensiv zieht Thomas Kolle das Publikum in den Strudel seiner Überlegungen zu Gleichberechtigung, Spenden, Grundeinkommen und Elternschaft für alle. Ratio wird abgelöst von Emotion. Scheiß Fut.

Zweitens


ist es nicht so einfach sich in einer etikettierten Welt zurecht zu finden, vor allem als Jüdin deutscher Nationalität mit katholisch-protestantischen Wurzeln, die sich in Wien mit dem Unterschied zwischen Puder- oder Staubzucker herumschlagen muss. Da verrutschen ihr die Buchstaben. Bittschön, Tschuldigen‘s. Zum Austicken ist das, vermittelt Tamara Stern ausdrucksstark.

Drittens 


zeigt sich ein erwachsen gewordenes Vorführkind verstört über den Tod der Großmutter und die Aussicht ihre Gemeindewohnung zu übernehmen. Dabei malt er wie Klimt und Monet und überrascht seine Freunde als Undergroundboy auf seinem Channel. Nur leider kommen sie ihn nicht besuchen. Dabei hat er auch an Geschenke gedacht. Aber um ihn muss sich ja niemand Sorgen machen, beschwichtigt Benjamin Vanyek beunruhigend.

Sechs MusikerInnen

performen hinter transparenten Wänden, getrennt von aber mit Sichtkontakt zu den SchauspielerInnen. Mit präzisem Einsatz der Instrumente und Stimmen, eindrücklich durch gelassen präsente Reduziertheit, begleiten die Songs die einsamen ProtagonistInnen durch das Stück. Wer den Sound von Nadine Abado, Andreas Dauböck, Simon Gramberger, Kristian Musser, Joachim Rigler und Simon Scharinger auch zuhause genießen möchte, sei auf das Album"„lonely ballads. reduced songs to step back“ verwiesen. Eine gute Investition für die mögliche nächste Welle. //

Text: Ruth Kanamüller
Fotos: Gerhard Breitwieser

Kritik zur Aufführung vom aktionstheater ensemble am 25.6.2021, im Theater Kosmos in Bregenz

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