Endspiel von Samuel Beckett im TiK

Becketts "Endspiel" nahm UNPOP - das Ensemble für unpopuläre Freizeitgestaltung - wortwörtlich und verlieh damit dem Theater im Kopfbau (TiK) in Dornbirn Glanz und Flair.

"Endspiel" von Samuel Beckett

Seit 2016 bringen Regisseur Stephan Kasimir und Ausstatterin Caro Stark Themen abseits der Banalität auf die Bühne und Stücke von zeitgenössischen Autoren nach Vorarlberg. Besonders interessiert sie absurdes Theater und haben bereits "Einige Nachrichten an das All" von Wolfram Lotz sowie Klassiker wie "Die Stühle" von Eugène Ionesco inszeniert. Im Corona-Jahr 2020 fiel ihre Wahl auf "Endspiel", für das sich Samuel Beckett gewünscht hat, "dass in diesem Stück viel gelacht wird.".

Schauspieler spielen Schauspieler, die Schauspielen

Endspiel von Beckett im TiK in DornbirnDie Schauspieler finden sich zu Beginn auf der Bühne ein samt Zettel mit einer Anleitung, wie sie ins Spiel kommen sollen. Robert Kahr sucht sich gleich die Rolle des Herrn aus und setzt sich zufrieden auf Hamms Sessel. Sein Vergnügen ob der Rolle trübt sich ein, sobald er erfährt, dass Hamm blind und gelähmt ist. Wolfgang Pevestorf übernimmt widerwillig die drei weiteren Rollen: Clov, den humpelnden Ziehsohn und geplagten Diener, Nagg und Nell, die ungeliebten Erzeuger von Hamm. Die Schauspieler spielen also Schauspieler, die Schauspielen. Ein gelungener Kunstgriff von Regisseur Kasimir zur Einstimmung des Publikums in das Absurde.

Optische Täuschung

Den Bühnenraum ins Absurde vergrößert hat Caro Stark. Sie setzt die Schauspieler in eine weiße Fläche, eine Art Nichts, die mit einfachen Linien und einem extrem tief gesetzten Fluchtpunkt nachgerade zu einem Saal wird, der voller Leere ist, abgesehen von einem umgekehrt an der Wand hängenden Bild, was in der absurden Welt bedeutet, dass es auf dem Kopf steht. Die Kunst mit Wenig Viel zu erreichen beherrscht Stark effektvoll.

Elementare Fragen und Floskeln

Ist es nun Zeit für das Beruhigungsmittel oder für das Stärkungsmittel? Hat sich etwas in der Welt verändert oder sind Hamm, Clov, Nagg und Nell immer noch allein und isoliert? Stopp oder go? Geht es zu Ende? Geschieht gerade etwas Bedeutsames? Sind sie von Bedeutung? Ist der Herr über die Speisekammer alleiniger Machthaber? Kann der Diener sich die Freiheit nehmen einfach nicht mehr mitzuspielen? Was ist mit der Liebe? Clownesk und absurd verbogen werden solch elementare Fragen gestellt und natürlich unbeantwortet gelassen, am besten mit einer Floskel abgetan.

Regieanweisung von Samuel Beckett

"Sehr weiße Gesichter" lautet die Regieanweisung von Samuel Beckett für seine Figuren im "Endspiel". So geschminkt wirken Pevestorf und Kahr wie Clowns, diesen Figuren, die zum Lachen bringen, in dem sie sich ernsthaft mit der Welt beschäftigen. Sie mimen ihre traurig-anrührenden Rollen überzeugend mit gebührender Seriosität, trockenem Lachen und treffendem Einsatz ihrer markanten Stimmen.

Aktueller denn je

"Ende, es ist zu Ende, es geht zu Ende, es geht vielleicht zu Ende", lautet der erste Satz in Samuel Becketts "Endspiel", 1957 in drei Sprachen publiziert und in Paris uraufgeführt, und erinnert damit an die Unmöglichkeit von Gewissheit in der Zeitspanne zwischen Geburt und Tod und einen bestimmten Polit-Sprech, der Sicherheit postulierend an der Realität scheitert. Nix is gewiss, ist aktueller denn je. Lachen wir also. //

Text: Ruth Kanamüller
Fotos: Theater im Kopfbau

Endspiel von BeckettKurz-Info:
Endspiel

Schauspiel von Samuel Beckett
Regie Stephan Kasimir
Ausstattung Caro Stark
Darsteller  Robert Kahr, Wolfgang Pevestorf
Ensemble für unpopuläre Freizeitgestaltung in Kooperation mit Theater Wagabunt
Kritik zur Premiere am 22.10.2020 im TIK Dornbirn

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