Frank Wedekinds 1891 entstandenes Stück "Frühlings Erwachen" hat mit seinem Drängen und seinen essenziellen Themen auch im Jahr 2016 große Aktualität. Dies zeigt auch eine äußerst gelungene Inszenierung im Theater Akzent. Von Nadia Baha.

Der Inhalt des "coming-of-age" Dramas sei hier nicht nochmals erwähnt, ist er doch nur ein grober Rahmen für die Inszenierung, die sehr gekonnt mit den grundlegenden Konflikten des Stücks und aktuellen Bezügen, den Sprung in die moderne Zeit schafft. Zentraler Kern ist die Geburtstagsparty, die auf der Bühne des Theaters, für Wendla Bergmann von ihren Bekannten für sie vorbereitet wird. Interessant ist die Tatsache, dass die Schauspielerinnen und Schauspieler klar zeigen: So, jetzt schlüpfen wir in unsere Rollen. Bald kann die Feier steigen!

Doch trotz aller Partystimmung gibt es da nervende Eltern, die dauernd versuchen, mit ihren Kindern mittels moderner Medien (Facebook, Skype) zu kommunzieren, aber doch oft keinen Draht zu ihnen finden. Auch die ewigen Fragen nach dem Sinn und der Bedeutung des Lebens, die Suche nach dem Ich etc. können trotz aller Party nicht vergessen oder gar beantwortet werden. Gegen Ende zeigt eine interessante Verschmelzung von Theater und Wirklichkeit (die allerdings nur eine Theater-Wirklichkeit ist), dass Ich in jedes Stück auch reale Probleme drängen können - da hilft nur ein echter Ausstieg aus den Rollen.

Im Anschluss an das vielbejubelte Stück, das in Kooperation mit dem Institut angewandtes Theater unter der Inszenierung von Claudia Bühlmann, sowie der Schauspielabteilung der Anton Bruckner Privatuniversität Linz und der Österreichischen Interpretengesellschaft OESTIG, enstanden ist, durfte das Publikum, das zum Großteil aus Schulklassen bestand, Fragen stellen. Besonders ist hervorzuheben, dass das gesamte Ensemble souverän, herzlich und sympathisch interessante sowie zum Teil auch sehr persönliche Fragen beantworteten. Sogar ein Geburtstagsständchen wurde spontan angestimmt.

Es wäre höchst wünschenswert, wenn das empfehlenswerte Stück weitere Aufführungsmöglichkeiten finden würde. (Text: Nadia Baha; Mai 2015 / Zeichnung: Steven Cloos)


Theater-Tipp:

Frühlings Erwachen
inspiriert von Frank Wedekind
Altersempfehlung: 12+
Bewertung: @@@@
Inszenierung: Claudia Bühlmann
Ifant (Institut angewandtes Theater)
Dauer: 80 min.
Publikumsgespräche nach den Vorstellungen
Kritik zur Aufführung am 22.4.2016 im Theater Akzent