jan_8th_12__c_mohammadreza_Was kann eine Waffe in den falschen Händen anrichten? Welche Hände sind die falschen? Vier Frauen nutzen die günstige Gelegenheit, um sich gegen Ungerechtigkeiten zu wehren. Niemand soll dabei zu schaden kommen und doch verfolgt jede rücksichtslos ihre eigenen Interessen. Kommuniziert wird in dem Stück des iranischen Regisseurs Amir Reza Koohestani ausschließlich per Telefon.

Schneefall zwingt sechs junge Leute, gemeinsam in einer Wohnung zu übernachten. Alle sind miteinander bekannt, einer von ihnen ist Soldat. In der Früh ist der Soldat alleine, seine Waffe verschwunden. Wenn er sie bis zu seiner Rückkehr in die Kaserne am Abend nicht wieder hat, kommt er zumindest ins Gefängnis. Die Polizei würde die anderen fragen: "Where were you on January 8th?" Bevor es dazu kommt, versucht jeder von ihnen die Sache in den Griff zu bekommen.

Die Perücke

jan_8th_07__c_mohammadreza_Gleich die erste Verabredung wird nicht eingehalten. Aufgeregte Anrufe, vage Andeutungen, Codes, die nur teilweise strikt verwendet werden. Gegenseitiges Misstrauen, Verrat. Die Dinge geraten zunehmend außer Kontrolle. In diesem Spiel sind die Frauen sind die treibenden Kräfte . Von der "Perücke" ist die Rede, einem zu auffälligen Treffpunkt - und schon denkt man an einen Anschlag. Doch die Erste möchte die Demütigung ihres Freundes durch einen Professor rächen, die Zweite will einen privaten Film zurück, die Dritte ein spezielles Kunstwerk schaffen und die Vierte hat dafür dem Geliebten die Waffe entwendet. Dem Fünften haben sie die Waffe anvertraut, kommandieren ihn herum und übersehen dabei, dass er sein Haus vor dem drohenden Abriss retten will. In "Where were you on January 8th?" werden Macht und Ohnmacht des Ausgeliefertseins an eine Telefonverbindung deutlich sichtbar. Anlass für das Stück war die geänderte Stimmung im Iran nach den letzten Wahlen. Auf der Strecke bleibt bei der reduzierten Umsetzung manchmal die Nachvollziehbarkeit des Geschehens, insbesondere der tatsächliche Besitz der Waffe. Das macht es zum Teil etwas anstrengend. Insgesamt liegt die Inszenierung etwas über dem Mittelmaß der politisch motivierten Stücke der Wiener Festwochen 2010. (Text: Christine Koblitz; Fotos: Mohammadreza Soltani)

Kurz-Infos:
Where were you on January 8th
Bewertung: @@@@
Spielort: brut im Künstlerhaus
Premiere deutschsprachiger Raum im Rahmen der Wiener Festwochen 2010

TEXT, INSZENIERUNG, BÜHNE / Amir Reza Koohestani
Sound und Musik / Martin Shamoon Pour 

MIT Saied Changizian, Fatemeh Fakhraee, Negar Javaherian, Elham Korda, Ahmad Mehranfar, Mahin Sadri