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Wer musiziert, ist immer auf der Suche, und auf Reisen soundso.
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Wohin, bitte schön, soll denn die Reise heuer hingehen, gnä' Frau, gnä' Herr? Wollen's eher in eine tiefländlerische Großebene bei der sie ihre Steppdecken mitnehmen müssen oder dachten sie an viel Wasser, das sie im freien Fall beobachten können, oder sollte es schlicht und gemütlich zugehen, so eine Art Fernbetrachtung, das sie gleichzeitig als Kultururlaub definieren können?


Unsere Reiseempfehlung 2005: Glatt &Verkehrt in Krems

zambezi_riverJa, dann empfehle ich natürlich die Sandgrube in Krems beim Winzer Krems, genau, dort können Sie nicht nur das wienerische mit dem weinerischen verwerkeln, sondern auch die Kleinstadt Krems mit der Großebene in Zentralasien zusammendenken. Ja, genau, "Glatt & Verkehrt" heißt das Festival, bei dem heuer afrikanische Superstars wie Mory Kante und österreichische Premieren, skurrile Tango-Interpreten und, so heißt es, rasanter Gypsy-Swing und Musik vom "Dach der Welt" geboten wird, kurzum, jede Menge Konzerte zum Ausflippen und jede Menge Filme zum Eintauchen, sowie Symposien und Workshops zum - äh - glätten der Seele. No, jedenfalls, das zum 9.Mal abgehaltene Kremser Festival "Glatt &Verkehrt" spielt alle "Stückln". Aber das ist ja nix Neues, nicht wahr, gnä' Frau, gnä' Herr?

Wachauer Begegnungen, oder: Wer musiziert, ist immer auf der Suche, und auf Reisen soundso

Der jährliche Höhepunkt des Festivals jedenfalls ist die traditionelle70-köpfige Trachtenkapelle Rossatz, die in den Jahren davor mit dem auch nicht gerade kleinköpfigen Jazzorchester Nouvelle Cuisine aufgespielt hat. Ob es sich dabei um eine Befreiung der Rossatzer oder um eine Befreiung der Cuisinen handelte, ist im nachhinein ebenso schwer zu beurteilen, wie man im vorhinein glaubte, dass es klar sei. Aber bitte, Versuche zur Annäherung an die Volksmusik gibt es ja bereits seit den Anfängen des Jazz. Dass es mehr künstlerische Misserfolge als Erinnerungswürdiges gibt gilt nicht nur historisch betrachtet, sondern auch gegenwärtig, gilt nicht nur weltweit, sondern (wenn auch nicht im speziellen) auch für die österreichische Musikszene, denn kaum glaubt man musikalische Entgleisungen wie die Global.Kryner überwunden zu haben taucht an der nächsten Ecke die nächste JolxVazz-Band auf. Garantiert. Beim vieltägigen Musikfest "Glatt & Verkehrt" in der Kremser Sandgrube gab es bereits mehrfache große Entschädigungskonzerte, die vieles gut machten urossatznd so manche Wunden heilte. Groß nicht nur was den musikalischen Output betraf, sondern mitunter auch die Personenzahl betreffend. Daher nochmals zur Erinnerung bzw. überhaupt, weil man sich das ja mal vorstellen muss, vor allem jene, die nicht dabei waren: Die Trachtenkapelle Rossatz traf auf Nouvelle Cuisine und beide sind nicht gerade schlanke Formationen (bitte, liebe Musiker, das ist nicht persönlich gemeint, sondern quasi juristisch), die in Tracht gekleideten zählen immerhin an die 70 Männer und Frauen und das Jazzorchester sind auch immerhin an die 20 Personen. Aber bitte, das ist Vergangenheit, darum sofort in die Gegenwart. Heuer sorgt der ubiquitäre Trompeter von The Klezmatics und der All Star Brass Band, FRANK LONDON, für die Komposition, damit er selbst gemeinsam mit der TRACHTENKAPELLE ROSSATZ sowie mit jenem Herrn am Akkordeon, der auf den Namen Otto LECHNER hört, des weiteren mit dem Wundergitarristen aus der grünen Seelengemeinde Österreichs, Wolfgang MUTHSPIEL, dem Bassisten Achim TANG, dem Schlagwerker Uli SOYKA für neue Gefühle sorgt.

Oh, it's a Wolfgang

Halten wir mal kurz bei Wolfgang Muthspiel inne, der ja, ebenso wie Sir Otto Lechner, bereits zu Gast bei Kulturradio.at war. In der Scheune eines steirischen Bauernhofes fand 1983 das erste Konzert von Wolfgang und Christian Muthspiel statt. Zwanzig Jahre später erhielt das Brüderpaar den "Josef Krainer Heimatpreis", dessen Ziel es ist, wie LH Waltraud Klasnic erklärte, "den schöpferischen Geist in unserem Bundesland Steiermark zu pflegen und fortzusetzen". Neben den beiden Musikern wurden Unternehmer, Wissenschafter, Ärzte und eine Gedächtnissport-Weltmeisterin geehrt. Der Gitarrist fühlt sich mit Steiermark verraushan_orabaevabunden, "weil ich dort aufgewachsen bin und meine Mutter dort lebt. Besonders gern mag ich die Obersteiermark, wo es ein bisschen herber ist, generell schätze ich die guten Weine, die super Küche, die Thermen, das Kernöl." Abgesehen davon befindet sich das Büro seines Labels "Material Records" in Graz, sowie Beefolk, jene Band auf die er große Stücke hält und deren Album "place dramatique" auf seinem Label erschien, wie auch "early music" - des Brüderpaares Erinnerung an die Klänge und den Sound ihrer Kindheit. Ach, und Fußball. Wolfgang Muthspiel, der selbst gerne kickt, ist bekennender Sturm-Fan und findet es furchtbar, dass sie Trainer Osim gehen ließen. "Es sind viele Fehler gemacht worden und irgendwie rächte sich das, deswegen würde ich aber trotzdem nie zu den Rotjacken [GAK; Anm.] überwechseln." Für Fußball bleibt aber während einer Tour nicht viel Zeit, wenn er unterwegs ist hat er dafür sein I-Tune mit, damit er seine ständig wechselnde Lieblingsmusik hören kann. "Ich lese auch gerne und viel, muss aber aufpassen damit ich mich zeitlich nicht verzettle. Sehr fasziniert hat ihn "Die zahnlose Zeit" von Adrianus F. T. van der Heijden." Welttheater also. Die einzelnen Teile des vielbändigen Romanzyklus nehmen aufeinander Bezug, sind dennoch vollkommen selbständig und können in beliebiger Reihenfolge gelesen werden. "Das habe ich sehr genossen. Ein tolles Leseereignis!" Beeindruckt zeigt er sich auch von der schottischen Autorin A. L. Kennedy, und genauso von Peter Handke, Heimito von Doderer, die "Italienische Reise" von Goethe, Gedichte von Alfred Kolleritsch und "Drei Frauen" von Robert Musil. War ihm Harry Pepl ein wichtiger Gitarrenlehrer, so war Thomas Bernhard ebenfalls ein "Auslöser, der mich sehr bewegte, vor allem seine Bücher "Der Untergeher" und "Die Auslöschung". Ich steh auf seinen Rhythmus."

Vom Dach der Welt zur Karakum

Somit bleibt noch das Spitzelchen vom Festival übrig, das ebenso hervorgestrichen gehört, wie Butter aufs Brot gestrichen gehört, denn mit dem Themenschwerpunkt "Musik aus Zentralasien" kommen Künstler nach Krems und Lieder zu Gehör, die im Westen kaum, also wenig, bekannt sind, und da sie schon mal aus Zentralasien nach Niederösterreich kommen, stehen die bedeutendsten Künstler aus Kasachstan, Usbekistan und der Mongolei natürlich im Zentrum des Thementags "Vom Dach der Welt zur Karakum". Und wer schon mal beim Festival "Glatt & Verkehrt" war, weiß, was da auf einem zukommen wird. Super Stimmung mit exzellenter Musik in einem der schönsten Festival-Veranstaltungsorte Österreichs. Und wer noch nicht beim Festival "Glatt & Verkehrt" war, dem sei dringend diese musikalische Heiltherapie empfohlen. Drängender Weise muss man gleichzeitig aber auch eine Warnung aussprechen: Eintrittskarten sind nämlich, je kürzer die Wartezeit zum Festival, eine Rarität. (Manfred Horak)

mongoliakirgistan

 

 

 

 

 

 

 

Das Programm im Detail, schön glatt nach Datum sortiert, alle weiteren Infos finden Sie unter www.glattundverkehrt.at:

Freitag 22. und Sonntag 24. Juli
Klangraum Krems Minoritenkirche
"Ethnische Musik und Film" eine Kooperation mit der österreichischen Filmgalerie

Freitag, 22. Juli, 20:00 Uhr
Balanescu Quartett: "Maria T."
Eine Hommage an die rumänische Sängerin Maria Tanase

shanduraiSonntag, 24. Juli, 20:00 Uhr
Shandurai und der Klavierspieler
(L'assedia/Besieged) Italien/Großbritannien, 1998. R: Bernardo Bertolucci- ÖEA.

Sonntag, 24. Juli, 16:00 Uhr
Heurigenschank ZÖHRER Sandgrube
"PARNO GRASZT & CSINGERDI"

allarrabiataDienstag, 26. Juli, 20:00 Uhr
Haus der Regionen - Gasthaus zum Elefanten
"Die Toskana in der Wachau" mit dem Ensemble All'Arrabiata
Musik, Wein und Kulinarisches aus der Toskana

Freitag, 29. und Samstag, 30 Juli
Symposion an der Donau-Universität / Zentrum für zeitgenössische Musik
"ZAMBEZI - Rivermusic" eine Begegnung mit der Musik des südlichen Afrikas
Referenten aus den USA, Deutschland und Österreich, unter anderem die in Berlin lebende Musikerin Virginia Mukwesha, der Kulturwissenschaftler Prof. Dr. Müller-Funk (Wien) und der Mainzer Musikwissenschaftler Dr. Wolfgang Bender.



27. Juli bis 31. Juli
Winzer Krems, Sandgrube 13
HAUPTPROGRAMM


Mittwoch, 27. Juli
Ab 18:00 Hofbühne
"Wachauer Begegnungen"
ZUR WACHAUERIN & DIE STROTTERN | Österreich
JOSEF HADER & OTTO LECHNER | Österreich
FRANK LONDON & TRACHTENKAPELLE ROSSATZ feat. Otto LECHNER - Akk, Wolfgang MUTHSPIEL, Achim TANG, Uli SOYKA | Manhatten - Vienna - Wachau

Donnerstag, 28. Juli
Ab 18:00 Hofbühne
"Vom Dach der Welt zur Karakum"
Die Musik Zentralasiens
mit
RAUSHAN ORAZBAEVA | Kasachstan
MUNADJAT YULCHIEVA & ENSEMBLE SHAVKAT MIRZAEV | Usbekistan
BOLOT BAYRISCHEW & Nikolai "NOHON" Shumarov | Altai, Mongolei
ASHKHABAD & ENVER IZMAILOV | Karakum; Turkmenistan

Freitag, 29. Juli
16:00 Uhr Zeltbühne
Innviertler Wadlbeisser | Oberösterreich
17:00 Uhr Hofbühne
ROMANE & STOCHELO ROSENBERG | Frankreich / Belgien
19:30 Uhr Hofbühne
LUCIA PULIDO | Kolumbien
21:00 Uhr Zeltbühne
Innviertler Wadlbeisser | Oberösterreich
22:00 Hofbühne
OI VA VOI | UK

cheikhaSamstag, 30. Juli
16 00 Uhr: Zeltbühne
Göttweiger Werkstatt-Combo | international
17:00 Uhr Hofbühne
DARKO RUNDEK & CARGO ORKESTAR | Kroatien
19:00 Uhr Hofbühne
TRIO AMESTOY | Frankreich
20:30 Uhr Zeltbühne
Göttweiger Werkstatt-Combo | international
22:00 Hofbühne
CHEIKHA REMITTI | Algerien

Sonntag, 31. Juli
16:30 Hofbühne
KONONO N°1 | Kongo; Afrika
18.30 Hofbühne
SVÄNG | Finnland
19:30 Hofbühne
M.A.NUMMINEN | Finnland
22:00 Hofbühne
MORY KANTE | Guinea; Afrika