Ein traumhaft schöner Liederabend mit Eva-Maria Riedl-Buschan und Eduard Kutrowatz fand bei der Herbstausgabe vom Lisztfestival 2016 in Raiding seine Aufführung.

Der Beruf des Opernsängers ist manchmal gefährlich. So verletzte sich vor einer Woche Tenor Rainer Trost, derzeit an der Hamburger Staatsoper engagiert, dermaßen an der Schulter, dass er seinen Auftritt beim Lisztfestival absagen musste. „Die Raidinger Lisztfamilie bestehe Gott-sei-Dank aus vielen wunderbaren Menschen. Dazu gehöre auch die, aus Bruck an der Mur stammende, lyrische Mezzosopranistin Eva-Maria Riedl, die sich ganz spontan bereit erklärt hatte, einzuspringen“, sagte vor Beginn des Liederabends Johannes Kutrowatz, der das Lisztfestival gemeinsam mit seinem Bruder Eduard leitet.  

Eva Maria Riedl-Buschan hat sowohl ihr Gesangsstudium, als auch das Studium „Lied und Oratorium“ mit Auszeichnung abgeschlossen. 2007 wurde ihr der Preis der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien für ihre außergewöhnlichen Leistungen verliehen. Sie ist zudem Preisträgerin internationaler Wettbewerbe und Gewinnerin des Hilde Zadek Gesangswettbewerb 2005. Unter den Juroren befand sich übrigens der mehrfache Grammy-Gewinner Thomas Quasthoff.  

Derzeit ist Eva Maria Riedl Ensemblemitglied der Wiener Volksoper. Von Publikum und Fachpresse hochgelobt, begeisterte sie unter anderem als Dorabella (Così fan tutte), Ariodante (Händel), Dinah (Trouble in Tahiti von Leonard Bernstein) nicht nur stimmlich, sondern auch durch ihre Bühnenpräsenz und große Wandlungsfähigkeit.  

Davon konnte sich auch das begeistere Publikum in Raiding überzeugen, denn sie sang mit stets wechselndem Ausdruck, gleichsam einer Achterbahn der Gefühle, mit warmem Timbre, ernst und zartestem Pianissimo, großer Strahlkraft und Kraft, charmant, voll Esprit, Schwung und nahezu spitzbübischer Freude Lieder und Balladen und rund um das Thema "Nacht und Träume".

Heil’ge Nacht, du sinkest nieder;
Nieder wallen auch die Träume
Wie dein Mondlicht durch die Räume,
Durch der Menschen stille Brust.
Die belauschen sie mit Lust;
Rufen, wenn der Tag erwacht:
Kehre wieder, heil’ge Nacht!
Holde Träume, kehret wieder!

Nacht und Träume, dieses kurze Poem, schrieb Matthäus Collin (1779-1824), dessen literaturkritische Schriften ein Wegbereiter der Romantik in Wien waren. Heute ist Collin aber in erster Linie dafür bekannt, dass Schubert Gedichte von ihm vertonte. Neben diesem Stück wurden noch weitere, eher ernste, Schubert-Lieder zur Aufführung gebracht, z.B. "Ganymed", "Romanze", "Nachtstück", "Gretchen am Spinnrad".

Im ersten Teil des Abends standen aber auch Lieder von Franz Liszt am Programm, konkret, "Ihr Auge", "Es muss was Wunderbares sein", "Ein Fichtenbaum steht einsam", "Des Tages laute Stimmen schweigen" und "I’vidi in terra angleci costumi". Im zweiten Teil folgten fünf Lieder von Richard Strauss ("Die Nacht"), Schumann ("Mondnacht"), sowie "Träume" aus Wagners Wesendonck Liedern. Leicht und fröhlich-beschwingt schließlich die Zugaben: "Auf Flügeln des Gesangs" von Mendelssohn-Bartholdy, "Under the Greenwood Tree" von Erich Korngolds Shakespeare-Lied Opus und "Gute Nacht, mein Schatz" von Brahms.  

Am Flügel und somit gleichsam auf "Flügeln des Klavierspiels", wurde Eva-Maria Riedl sehr einfühlsam vom Konzertpianisten und Komponisten Eduard Kutrowatz begleitet. Sein Spiel ist ein Tanz in weichen, fließenden Bewegungen, ein Atmen, ein Mitspüren und Tragen, in seiner Aufmerksamkeit stets ganz bei der Sängerin, ganz im Dienste der gesungenen Worte und der Botschaft. Kurz: Liedbegleitung in höchster Vollendung. //

Text und Fotos: Andrea Schramek