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Dboz-boorerer in London lebende Musiker Boz Boorer (Morrissey) erzählt im Gespräch mit Robert Fischer über die Entstehung der Songsammlung auf dem Longplay "Some Of The Parts" (Fabrique Rec.) und seine frühe Rock'n'Roll-Prägung durch T-Rex, Chuck Berry und Fleetwood Mac.

Seit mittlerweile 21 Jahren begleitet Gitarrist Martin James 'Boz' Boorer (geb. 1962) den Sänger Morrissey bei Live-Konzerten und schreibt Songs für den ehemaligen Frontman von The Smiths. Daneben arbeitet Boz Boorer als Produzent und Studiomusiker und lebt in diversen Bands seine Vorliebe für Blues und Rockabilly aus. Im Sommer 2012 veröffentlichte Boz Boorer auf dem heimischen Label Fabrique Records sein neues Solo-Album "Some Of The Parts". Als Gäste sind James Maker (Morrisseys Lieblings-Sänger) und John Moore (Black Box Recorder, The Jesus And Mary Chain) mit von der Partie. Mit "Sunday Morning Coming Down" ist außerdem ein wunderbares Kris Kristofferson-Cover vertreten.

Kulturwoche.at: Hallo Boz, warst du eigentlich schon einmal in Österreich?

Boz Boorer: Ich war bereits einmal mit Morrissey für ein Konzert in Wien, das muss so vor 1-2 Jahren gewesen sein. Und einmal habe ich ein kleines Rockabilly-Konzert in Wien gegeben, das ist aber schon länger her.

In welchem Zeitraum hast du die Songs für die neue CD "Some Of The Parts" geschrieben?

Das ist schon ein paar Jahre her, vielleicht 4-5 Jahre. Bei manchen Songs ist es also wirklich schon eine Weile her, dass ich sie geschrieben habe.

Ich finde, einige Tracks auf der neuen CD würden sicher gut als Untermalung für einen Kinofilm passen. Siehst du das auch so?

Ja ich würde so was sehr gerne machen. Ich habe schon mal für einen Stummfilm ein bisschen Filmmusik komponiert. Der war auch nicht wirklich stumm, denn es war ja meine Musik zu hören (lacht). Diese Arbeit hat mir echt Spaß gemacht, aber es kamen dann leider keine Folgeaufträge von anderen Regisseuren mehr.

Die Musik auf der neuen CD lässt auch darauf schließen, dass du ein großer Fan von Roots-Musik wie Blues, Country und Rockabilly bist, korrekt?

Ja klar, ich mag diese Stile sehr, stehe aber auch genau so sehr auf Punk-Rock.

Wie bist du überhaupt zur Musik bzw. zum Gitarre spielen gekommen?

Ich habe schon ab 5 Jahren Musikunterricht bekommen und das hat mir immer viel Spaß gemacht. Dann habe ich einmal zufällig die Gruppe T-Rex im Fernsehen gesehen und danach wollte ich unbedingt lernen Gitarre zu spielen.

Was waren so die ersten Konzerte, die du besucht hast?

Gute Frage. Mit ein paar Freunden habe ich vor kurzem auch über dieses Thema geredet. 1976 sah ich in London Chuck Berry live, und im selben Jahr auch Fleetwood Mac! Ich glaube, das ganz erste Konzert war Fleetwood Mac und nicht Chuck Berry, aber mir wäre es lieber, es wäre umgekehrt gewesen! (lacht)

Wie lange bist du jetzt eigentlich schon in der Begleitband von Morrissey?

21 Jahre!

Wow, das ist ja unglaublich…

Ja, das ist eine lange Zeit, nicht??? Ich sage immer so: Ich sehe Morrissey fast öfter als meine (schmunzelt). Aber im Ernst: Ich arbeite mit Morrissey einfach sehr gern zusammen, und wir verstehen uns auch sehr gut.

Ist die neue CD "Some Of The Parts" eigentlich deine erste Solo-CD?

Nein, ich habe schon drei Solo-CDs veröffentlicht, aber die waren alle strikt im Rockabilly-Stil. "Some Of The Parts" ist jetzt die vierte CD und gleichzeitig die erste mit Songs in verschiedenen Stilen. Ich hatte diese Songs schon einige Zeit fertig herumliegen, aber hatte keinen Plan, wann und wo ich sie veröffentlichen könnte. Michael Martinek von Fabrique Records hat mich dann ermutigt, eine CD mit diesem Material zu veröffentlichen, ich habe dann noch den einen oder anderen neu geschrieben Song hinzugefügt und so kam das Projekt zustande. Deswegen passt für mich auch der Titel "Some Of The Parts" so gut zu dieser CD!

Wie bist du generell mit Fabrique Records in Kontakt gekommen?

Michael ist über das Internet auf meine Homepage gestoßen, hat mich kontaktiert und wir haben dann ein bisschen über Musik und anderes gechattet. Als ich dann mit Morrisey in Wien im Konzerthaus aufgetreten bin, reiste ich schon einen Tag früher an, um Michael persönlich kennenzulernen. Er erzählte mir von seinem Label und so entstand dann die Idee, eine CD von mir auf Fabrique Records zu veröffentlichen. Ich bin sehr happy ein Label gefunden zu haben, das an mich glaubt und auch einen guten Vertrieb hat. Gerade jetzt in Zeiten wie diesen, wo es dem Musikbusiness allgemein nicht besonders gut geht, ist das ja keine Selbstverständlichkeit mehr.

Hast du noch viel an unveröffentlichtem Song-Material in deinem Archiv?

Ich schreibe eigentlich dauernd neue Songs. Ich habe ursprünglich 30 Songs zur Auswahl an Fabrique Records geschickt, aus denen hat Michael dann das Album zusammengestellt. Im August gehe ich wieder ins Studio, um neue Sachen aufzunehmen. Vielleicht gibt es ja bald einen Nachfolger zu "Some Of The Parts".

Welcher Song ist dein derzeitiger Favorit auf der neuen CD?

Ich würde sagen "Slippery Forces". Auch deshalb, weil der Video-Dreh zu diesem Song echt lustig war. Das ganze Video wurde an einem Tag gedreht, aber da ich ja alle verschieden Rollen in dem Clip selbst spiele, musste ich da ziemlich oft die Kleidung wechseln, so  an die dreißig Mal. Das war ganz schön anstrengend, nachher war ich k.o.! (schmunzelt)

Letzte Frage: Welche drei persönlichen Dinge hast du immer dabei, wenn du auf Tour bist?

Ich habe immer meinen Laptop mit und natürlich auch ein Paar Kopfhörer. Ja, und dann noch... lass mich überlegen... Aftershave! (schmunzelt)

Danke für das Interview!

Ich danke dir!

Interview: Robert Fischer (August 2012)

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Link-Tipps:
Boz Boorer

Video zu "Slippery Forces" 
Fabrique Records




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Live-Tipp:
A Fabrique Labelnight. 10 Years Anniversary 28.09.2012.
Porgy & Bess; Beginn 20 Uhr
Live: Boz Boorer, Mauracher, Lovecat, Ping Ping, Kasar, Christopher Chaplin & Hans-Joachim Roedelius, Wolventrix