Der aus Berlin stammende Singer/Songwriter Tom Lüneburger veröffentlicht Februar 2012 sein zweites Solo-Album "Lights". Im Phoner-Interview gab ein gut gelaunter Tom Lüneburger bereitwillig Auskunft über die Entstehung des neuen Albums, musikalische Vorbilder und sein Faible für ausgefallene Brillen.
Kulturwoche.at: Hi Tom, du kommst ja mit Deiner feinen neuen CD "Light" im Februar 2012 für ein Konzert am Badeschiff nach Wien. Ist das eigentlich dein erster Auftritt in Wien? Tom Lüneburger: Nein, ich habe schon mehrfach in Wien live gespielt. Als Support-Act für Bobby Long war ich schon zweimal in der Sargfabrik und 2011 war ich auch mal in Wien, unten am Kanal bei dem Schiff da... - wie hieß das noch mal? Meinst du vielleicht das "Donaukanaltreiben"-Festival? Ja, genau! Was hast Du für Erinnerungen an Wien? Hast Du vor und nach den Konzerten schon ein bisschen was von der Stadt gesehen? Ich kann mich da an eine sehr nette, Rotwein-getränkte Nacht in der Wohnung von Toph Taylor, dem Sänger der Band Trouble Over Tokyo, erinnern. Das war auf der Tour mit Bobby Long, da bin ich in seiner Wohnung ein wenig versackt, und es war ein sehr netter Abend. Was soll ich sagen? Wien ist natürlich eine wunderschöne Stadt, ich mag die Leute, und meine kurzen Aufenthalte waren jedes Mal sehr angenehm. Wie ist der Titel der neuen CD "Lights" zu verstehen? Es war so, dass der ganze Prozess, wie die CD entstanden ist, sehr schön war, so eine Art Befreiungsschlag. Wir hatten im Studio viel Spaß, es lief alles leicht und locker, und für mich war das so ein bisschen das Licht am Ende des Tunnels. So eines der kleinen Lichter, die man für sich auch so persönlich gelegentlich sieht. Und als ich für das neue Album einen Überbegriff gesucht habe, hat "Lights" einfach gut gepasst. Mit "Lights" ist so ein bisschen Strahlen und Zuversicht gemeint. Welche Musiker begleiten Dich auf "Lights"? Zum Großteil sind es die gleichen wie schon auf meinem Debüt "Good Intentions". Also am Schlagzeug spielt Earl Harvin, der ja ein sehr umtriebiger Musiker ist. Er ist auch ein Typ, der sehr viel Ruhe und Erfahrung mit ins Studio bringt. Dann ist noch Keyboarder Arne Augustin dabei, der u.a. schon mit Nena und Andreas Bourani zusammengearbeitet hat. Auch ein ganz toller Typ! Am Bass spielt Thomas Merkel. Und am Klavier begleitet mich mein langjähriger Kumpel Christoph Clemens. Das ganze war also wieder eine sehr familiäre Sache! Wer hat Dich als Produzent unterstützt? Das war, wie auch schon bei meiner Debüt-CD "Good Intentions", Giovanni Nicoletta. Und das funktioniert auch sehr gut. Wir kennen uns schon ewig lange, haben uns mal zwischenzeitlich aus den Augen verloren, und machen jetzt wieder sehr viel zusammen. Er hat halt auch viele andere Sachen gemacht, auch in der Elektronik-Ecke wie z.B. "Apparat". Also ein sehr umtriebiger Typ! Es gibt ja diesen berühmten Spruch, dass das zweite Album ja immer das schwierigste ist. Wie ist es Dir damit gegangen? Na ja, es klingt ja immer so, als ob man das Ganze so aus dem Ärmel schüttelt. Zusätzlich bin ich ja jemand, der seine CDs im Alleingang macht bzw. seine Songs selbst schreibt. Da gibt's keinen Ghostwriter oder so! (lacht) Trotzdem ist es natürlich immer eine große Herausforderung so ein Album vom ersten Ton bis zu dem Zeitpunkt, wo es dann im Laden steht, fertig zu machen. Und wenn man keine riesigen Budgets hat ist das Ganze auch immer ein großer logistischer Aufwand, die Musiker zusammenzukriegen, die Studios zu buchen, etc. Wenn du da keine Riesensummen verballern willst, dann funktioniert das mit den Musikern ja auf einer Kumpel-Ebene. Die Songs sind schon alle während der letzten Tour entstanden. So gesehen hatte ich, als wir ins Studio gingen, zumindest die meisten Lieder für "Lights" schon fix und fertig in meinem Kopf. Kannst Du bitte noch auf 1-2 Songs von "Lights" näher eingehen und mehr darüber erzählen? Okay. Zumeist haben die Songs alle ein ähnliches Thema. Was kann ich da rauspicken? Also z.B "Old Days": In dem Song geht's darum, dass man manchmal das Gefühl hat, man sitzt da, während alle anderen um einen herum ständig in Bewegung sind. Die streben alle in die Zukunft, und sitzt da und haderst mit der Vergangenheit. Es geht darum, sich selbst Mut zu machen, das Grübeln sein zu lassen, und deinen Arsch hoch zu schwingen! Auch "In The End" ist so ein ähnliches Ding. Ich glaube, dass es im Leben ganz wichtig ist, dass man was tut. Ohne dabei zu denken, dass muss jetzt gleich alles zu Gold werden. Sondern dass es darum geht, überhaupt was zu tun und nicht den ganzen Tag vor der Glotze zu sitzen und ne' dicke Plautze [Dt. Ausdruck für Bauch, Anm.] zu bekommen. Das ist so eine Art Aufruf an mich selber. Es wäre schön, wenn die Leute das hören, und was damit anfangen können. Um diese Sachen geht's in den meisten meiner Songs. Es geht im Leben meiner Meinung nach ums Weitermachen, und dabei seinen eigenen Weg und sein eigenes Glück zu finden. Du kannst nur'n Stück vom Glück finden, indem du dich bewegst, in dem du was machst. Wenn du da sitzt und wartest, wird nichts passieren. Wer sind Deine musikalischen Vorbilder? Deine frühere Band myballoon war ja eher recht rockig ausgerichtet... Ui, da gibt's viele. Von der alten Garde mag ich z.B. Creedence Clearwater Revival, das sind ganz große Helden von mir. Und jetzt aktuell, bin ich seit ein paar Jahren ein ganz großer Fan von David Gray. Von dem verschlinge ich jeden Song und besuche jedes Konzert, wenn er nach Berlin kommt. Die kommende Tournee ist ja gleichzeitig auch Deine erste große Deutschland-Tournee. Wie wirst Du die Songs von "Lights" live umsetzen? Spielst Du mit einer Band oder in einer anderen Besetzung? Das wird unterschiedlich sein. Im letzten Jahr hat mich bei den größeren Konzerten eine komplette Band begleitet, also z.B. in Berlin oder auch auf Festivals. Die kommende Tour werde ich zu zweit machen, mit einem Pianisten zusammen. Das finde ich von der Umsetzung her total spannend, und außerdem ist auch von der Logistik her ein feines Ding. Wenn du nicht so eine Riesennummer bist, und immer mit einer kompletten Band unterwegs bist, ist das ja ein Riesenaufwand. Ich find's zu zweit auch sehr schön, und habe mir das von anderen Künstlern abgeguckt, die auch in dieser Konstellation getourt sind. Der Pianist ist einer meiner ältesten Musiker-Kumpel Christop 'Stoffel' Clemens, der bei myballon Bass gespielt hat, und ich glaube, das wird sicher ganz nett! Noch eine Frage in punkto Tour. Welche drei persönlichen Dinge hast Du immer mit, wenn Du auf eine größere Tour, wie die Kommende, gehst? Also ganz wichtig ist mein Laptop und mein Kopfhörer. Weil man viel unterwegs ist, braucht man es ab und zu, sich mal den Kopfhörer aufzusetzen, um das Gerede der anderen Leute damit auszublenden. (schmunzelt) Auch Ohropax ist wichtig, um ab und zu mal wegzutauchen von der Welt. Und... ey, es gibt ja so viele persönliche Sachen die wichtig sind... (Pause, denkt nach). Was ist noch wichtig? Lass mich kurz nachdenken. Okay, ich kann gerne noch eine Packung grünen Tee mitnehmen, weil den gibt's selten in den Backstage-Räumen. Ich wollte jetzt noch auf das Duett mit Stefanie Kloß... Uh, die Qualität der Telefonleitung ist so schlecht. Ich verstehe Dich leider manchmal nicht gut. Das Lustige ist, dass gestern mein Manager Thomas mir noch ein neues Telefon vorbei bringen wollte, weil er mein Telefon hasst, aber er hat dann leider darauf vergessen (lacht)! Okay! Nein, wegen dem Duett mit Stefanie Kloß von Silbermond. Habt Ihr da mehrere Songs durchprobiert, bevor ihr Euch für "We Are One" entschieden habt? Angefangen hat das Ganze damit, dass wir uns erst 2010 so richtig gut kennen gelernt haben, obwohl wir uns schon lange 'nur so' kennen. Das Projekt mit dem Duett hat damit gestartet, dass ich mit einigen Musikern von Silbermond MP3s hin- und hergeschickt habe, um rauszufinden, was da so geht. Später haben wir uns einmal in ihrem Studio getroffen, und nur mit Akustik-Gitarre ein paar Sachen ausprobiert. Da haben wir eigentlich ziemlich schnell gemerkt, dass die Stimmen gut zusammenpassen, und hatten auch gleich drei, vier gute Ideen für Songs."W e Are One" ist dann einfach davon übrig geblieben, das war so eine Art größter gemeinsamer Nenner und hat uns einfach Spaß gemacht! Jetzt noch etwas ganz Triviales. In Deinen Videos bzw. offiziellen Fotos hast Du immer wechselnde Brillen. Hast Du eine spezielle Vorliebe für originelle Brillen? Ich weiß es nicht. Ich muss mir immer viel Kritik anhören, wenn ich mir eine neue Brille aufsetze. Was soll DAS jetzt? (lacht) Na ja, das ist vielleicht so ein bisschen Elton John-mäßig: zu jeder neuen Platte 'ne neue Brille! Nein, ehrlich gesagt, ich bin ziemlich kurzsichtig, und finde es irgendwie langweilig, wenn man sein ganzes Leben die gleiche Brille trägt. Vielen Dank für das Interview, wir sehen uns am Badeschiff im Februar! Gerne geschehen. Bis bald! (Interview: Robert Fischer)
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