Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, dann liegt das Christkind vor der Tür! - … Drei Weihnachts-Alben aus Österreich, die man einfach kennen muss und die man bereits als Klassiker ihres Genre bezeichnen kann: "Es wird scho" von Aniada a Noar, "Moment, der Christbaum brennt" von Roland Neuwirth Extremschrammeln und "Still" von Otto Lechner und Klaus Trabitsch.

Leider nur fünf Lieder sind auf der EP "Es wird scho" von der steirischen Band Aniada a Noar drauf, die damit beweisen, dass Lieder wie "Hiaz is da raue Winter do", "Es wird scho glei dumpa", "Still", "Es hat sich halt eröffnet das himmlische Tor" und "Andachtsjodler" hohe Qualität besitzen, es kommt halt immer nur darauf an wie es interpretiert wird. Diese Aufnahmen passen zwar sicherlich besser in eine Bauernstube als in eine Großstadtwohnung, dennoch empfehle ich es ohne wenn und aber auch allen Großstadtindianern, die mutig genug für individuelle Weihnachtstimmung sind. Die vier Narren mit den Weihnachtszipfelmützen aus der Steiermark verzichten auf etwaige Erneuerungen - eine weise Entscheidung, die diese Hausmusik zu einer besonderen Spezialität macht.

"I bin der Weihnachtsmann vom Supermarkt am Eck / i mach grad Pause und mei' Arbeitsg'wand is' weg…" Eines der best gelungenen Weihnachtsalben überhaupt veröffentlichte Roland Neuwirth mit seinen Extremschrammeln im Jahr 1995. Der große Mann mit dem langen Bart schaffte die Gratwanderung spöttische Liedtexte ("Alle Jahre wieder / kommt das Christuskind / und die Tante Frieda / wenn ich den Baum anzünd'") und feierlich stimmungsvolles ("Wart'n am Erlöser"; "Engerln"; "Ei'gschneibt") zum Thema auf das Album draufzupacken, womit ihm nicht mehr und nicht weniger als ein Geniestreich gelang. Konsumwahn, Familienzwist, billiger Lametta und fette Karpfen, betrunkene Weihnachtsmänner und Umtauschrausch wechseln sich da ab mit Großstadtstille, Schneeidylle und Weihnachtsvisionen. Einer der absoluten musikalischen Höhepunkte dabei das Neuwirthsche Liebeslied "Ei'gschneibt". Muss man kennen, da unverzichtbar wie Weihnachten selbst.

Und noch ein Klassiker aus heimischen Landen. Mithilfe von eher ungewöhnlichen Instrumenten wie Steeldrum, Ukulele oder Melodica entstauben hier Akkordeon-Virtuose Otto Lechner und Ausnahme-Gitarrist Klaus Trabitsch (Kurt Ostbahn, Erika Pluhar, etc.) die alten Weihnachtshadern von jeglichem Kitsch und kleiden diese auf dem Album "Still" in ein neues, feines World Music Gewand. "Kling Glöckchen kling" einmal als Calypso? Klingt GUT! Auch andere Weihnachts-Favoriten wie "Leise rieselt der Schnee", "Ihr Kinderlein kommet" oder "Jingle Bells" blühen durch diese Behandlung erst richtig auf und offenbaren hier neue, noch nie gehörte Facetten. Ein wunderbares Album, das man auch ganzjährig hören kann, ohne rot zu werden.

(Texte: Manfred Horak, Robert Fischer; Foto: Lukas Beck)

CD-Tipps:
Aniada a Noar – Es wird scho
Musik: @@@@@@
Klang: @@@@
Label/Vertrieb: Extraplatte (1999)

Roland Josef Leopold Neuwirth & Extremschrammeln – Moment, der Christbaum brennt
Musik: @@@@@@
Klang: @@@@
Label/Vertrieb: Warner/Extremschrammeln (1995)

Otto Lechner und Klaus Trabitsch – Still
Musik: @@@@@@
Klang: @@@@
Label/Vertrieb: Geco/Hoanzl (1999)