Der Eröffnungsfilm von Cannes feierte bei der Viennale 2017 seine Österreich-Premiere, "Les Fantômes d'Ismaël" (engl. "Ismael's Ghosts") unter der Regie von Arnaud Desplechin. Und obwohl die Besetzung mit Mathieu Amalric (Ismaël), Charlotte Gainsbourg (Sylvia) und der großen Marion Cotillard (Carlotta) vielversprechend ist, enttäuscht der Spielfilm über weite Strecken, was auch daran liegt, dass es ein Film-im-Film-Film ist und da sind ja bereits andere auch schon grandios gescheitert. Die "Geister von Ismaël" ist ein Vexierspiel zwischen Komödie und Mystery, Parodie und Drama, Alltag und Drehbuch, und nicht zuletzt eine Verschachtelung von Plots, einer davon entlang der Schwelle eines unansehnlichen Sammelsuriums von fad bis peinlich und weder Fisch noch eh schon wissen. Wer Film-im-Film-Filme nicht ausstehen kann, sollte um "Les Fantômes d'Ismaël" einen weiten Bogen machen, wer hingegen Fan dieses Genres ist, darf sich über abgedroschene Verwirrungen freuen.


Ein kettenrauchender Regisseur in der Schaffenskrise steht im Zentrum, an seiner Seite die Astrophysikerin und neue Liebe Sylvia (Charlotte Gainsbourg). Was sich gut anfühlt und auch einen Neubeginn für Ismaël markiert, wird jäh gestört von Carlotta (Marion Cotillard), die 20 Jahre davor von einem Tag zum anderen aus Ismaëls Leben verschwand und plötzlich genauso unvermittelt wieder auftaucht. Parallel zu diesen privaten Ereignissen versucht Ismaël ein Drehbuch zu schreiben, und da merkt man halt seine Schaffenskrise sehr deutlich, denn was Regisseur Arnaud Desplechin dem Publikum da vorsetzt ist geradezu deutlich talentfrei. Falls dies als Stilmittel zur Verdeutlichung von Ismaëls Kreativ-Krise sein sollte, so gehen diese Im-Film-Momente nach hinten los. Ivan (Louis Garrel) - der Bruder von Ismaël - gibt in diesem ermüdenden und belanglosen Plot den Hauptdarsteller als französischer Meisterspion und erhält Charakterzüge bzw. Eigenschaften von Ismaël und auch von Sylvia, z.B. ein Teleskop am Dach des Botschaftergebäudes.

It Ain't Me, Babe

Aber es gibt tatsächlich eine Szene, die es wert ist, den Film zu sehen, nämlich die Tanzszene von Marion Cotillard zur Musik von Bob Dylans "It Ain’t Me, Babe". Der Regisseur meinte zu dieser Szene, dass es zwar eine Choreographie gab, Marion Cotillard aber ihren eigenen spontanen Dylan Groove zum Lied fand, der dann glücklicherweise auch verwendet wurde. Eine improvisierte Tanzszene, die viele Schwächen übertüncht, den Film letzten Endes aber auch nicht retten kann. //

Text: © Manfred Horak

Fotos: © Viennale

Les Fantômes d’Ismaël (Ismael’s Ghosts)
Bewertung: @@
Kritik zur Premiere im Rahmen der Viennale 2017
Spielfilm, 110min (Frankreich, 2017)
Regie: Arnaud Desplechin

Drehbuch: Arnaud Desplechin, Léa Mysius, Julie Peyr
Ton: Nicolas Cantin
Kamera: Irina Lubtchansky
Musik: Grégoire Hetzel
Ausstattung: Toma Baqueni
Darsteller: Mathieu Amalric, Charlotte Gainsbourg, Marion Cotillard, Louis Garrel, Alba Rohrwacher, Hippolyte Girardot