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kerity02Ein magisches Märchen über das Lesen, Freundschaft und Familienzusammenhalt.





Der siebenjährige Natanaël fährt mit seinen Eltern und seiner älteren Schwester, die den kleinen Bruder oft ärgert, weil er nicht lesen kann, in das Haus seiner verstorbenen Tante Eleonore. Tante Eleonore hat der Familie das Haus vermacht und Natanaël vermisst sie schmerzlich. Die warmherzige alte Dame hat Natanaël Geschichten vorgelesen und ihn so mit den Gestalten der Kinderliteratur bekannt gemacht. Aber Tante Elenore hat den Kindern auch etwas hinterlassen. Seine Schwester bekommt eine Puppe, und Natanaël die Bibliothek der Tante. Zuerst reagiert Natanaël zornig und mit Unverständnis, sollte das ein schlechter Scherz der Tante sein - wo sie doch weiß, dass er mit dem Lesen Probleme hat? Als das Dach des Hauses nach einem Gewitter schwer beschädigt ist und die Eltern überlegen, ob sie das Haus nicht verkaufen sollen, entschließt sich Natanaël die Bibliothek der Tante frei zugeben, damit seine Eltern sie verkaufen können.

Er weiß nicht dass alle Bücher wertvolle Ersterscheinungen sind, auf die der Antiquitätenhändler Pictou schon lange wartet. Den wahren Wert der Bibliothek erkennt Natanaël erst als er sich noch ein letztes Buch als Erinnerung an die Tante aussuchen will. Alle Figuren aus den Geschichten werden plötzlich lebendig und sind auf seine Hilfe angewiesen. Er muss nur den Zauberspruch einmal richtig vorlesen, dann erweitert sich deren Existenz um die Dauer eines weiteren Menschenlebens. Aber Natanaël verlässt der Mut und dann verzaubert ihn auch noch die 13. Fee aus Dornröschen, aus Ärger, weil sie immer vergessen wird. Er schrumpft, wird zusammen mit den anderen Figuren und Büchern in Schachteln verpackt und in Pictous Geschäft gebracht. Schließlich versucht er mit Hilfe von Alice aus dem Wunderland, dem Hasen, der auf die Zeit achtet und einem Menschenfressenden Vampir, der verspricht ihn nicht zu fressen, wieder in die Bibliothek zu gelangen, um den Spruch doch noch fehlerfrei zu lesen. Die Zeit wird knapp, denn um Mittag, wenn die Sonne am höchsten steht, werden alle Figuren vergessen sein und verschwinden.

Natürlich geht die Geschichte gut aus, nicht zuletzt weil seine Schwester schließlich mithilft - aber bis dahin muss Natanaël einiges über Mut und Zusammenhalt lernen. Und auch seine Schwester versteht den Sinn der Puppe, die sie anfangs achtlos liegen lässt, denn Puppen sind wie Menschen: "Ihr wahrer Wert liegt in ihrem Inneren." Ein zauberhafter Animationsfilm fernab des üblichen Disneys Einheitsbreis. Die gezeichneten Bilder sind wundervoll poetisch und malerisch unperfekt. Da hat das Haus ein schiefes Dach und die Bücher sind staubig. Besonders gelungen erscheinen die Lichteffekte, die tatsächlich an die französische Küste erinnern. Auch das Licht in der Bibliothek und in dem alten Haus fängt den Zuseher ein und vermittelt das Gefühl magischer Momente. Es begegnen uns typisch französische Gestalten, die Katze und der Antiquitätenhändler, der beste Freund der Tante, sie alle entsprechen dem gängigen Bild der Franzosen, trotzdem kippt dieses wundervolle Märchen über das Lesen niemals in gängige Klischees ab.

Wunderbar war auch die Anmoderation im Cine Center, die vorab mit viel Humor das Festival und den Film erklärt. Schön wäre es allerdings, wenn man für das nächste Jahr für die Simultan-Sprecher, Sprecher mit schauspielerischer Ambition finden könnte, denn durch einen monotonen Sprecher geht viel der Atmosphäre verloren. (suja)

kerity01
Film-Infos:
Kerity - Haus der magischen Geschichten
Bewertung: @@@@@
Animationsfilm, Frankreich 2009
Regie: Dominique Monfery
Altersempfehlung: 7+
Filmkritik im Rahmen vom Kinderfilmfestival 2010