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Er: „Du wirst fett, du machst mich nicht mehr an. Für dich ist Soul nur eine Art Rockmusik.“Sie: „Und du, was ist mit dir? Meinst du, du bist noch attraktiv für mich?“Er: „Ich hab das Geld, ich muss nicht perfekt sein.“ Von Stephanie Lang.

Von Berlin-Zehlendorf nach Neukölln - vom Luxusbunker zum Gesetz der Straße – gekämpft wird überall, nur mit anderen Waffen.

Luxusgeschöpfe

knallhart_plakatIn Neukölln nennt man Zehlendorf „die Nazigegend“. Für Zehlendorfer ist Neukölln ein einziges „chaotisches Verhältnis“. Die Schule ist in der Hand von Gangs mit Parolen wie: „Auf die Gefahr, auf Aids!“ oder „Du Opfer!“.
Die Geschichte des Films „Knallhart“, nach dem gleichnamigen Roman von Gregor Tessnow, ist ganz einfach und althergebracht: Miriam Polischka, ein hübsches Mädchen mit langen schlanken Beinen, verkörpert von Jenny Elvers-Elbertzhagen, wurde sehr jung schwanger und hat nichts anderes gelernt, als schön und für den Mann attraktiv zu sein. Ihr Sohn Michael, sehr berührend David Kroß, ist mittlerweile 15 und hasst es von den verschiedenen Lebensgefährten seiner Mutter abhängig zu sein.
Da er aus dem reichen Viertel kommt, gilt er in seiner neuen Schule als gestopknallhart_elversfte Gans, die man ausnehmen kann. Er wird als Opfer eingestuft und auch so behandelt. Das macht ihn selbst zum Täter, verbrämt als Rache für seine unverschuldete Opferposition. Bis er durch sein unschuldiges junges Gesicht in die Dienste eines Arabers genommen wird, elegant Erhan Emre, und damit aus den brutalen Fängen der Straßengesetze herausgehoben wird. Die neue Zugehörigkeit bedeutet Geld und Schutz durch eine mächtige Familie, sie bedeutet aber auch ohnmächtig ihre ehernen Gesetze befolgen zu müssen.
Sie bedeutet sein unschuldiges Gesicht zu verlieren.

Gesetze des Geschäfts

Krieg ist imknallhart_taschenlampemer und überall, daran muss man sich anscheinend gewöhnen und nur lernen mit den verschiedenen Angriffs- und Verteidigungsmitteln umzugehen. Nämlich mit Handys und Kreditkarten - oder mit altmodischeren Waffen: dem ‚eisenharten’ Faustschlag, den kunstvoll gestalteten Dolch oder der tödlichen Schusswaffe.

Weil, wir befinden uns im Wohlstandskrieg, in einer Großstadt, wo der Mensch nur noch mit sich selbst, mit seinen selbst geschaffenen, zweckorientierten Werken konfrontiert ist. Wo die Kinder irgendwo am Rand herumkrabbeln dürfen, stören oder benutzbar sind, weil sie noch „so ein ehrliches Gesicht haben“.
Wir sehen Beton, Mauern, Asphalt, Geschäfte, Wohnungen – alles in den verschiedensten Grautönen, so dass man, obwohl man in einem realistischen Farbfilm sitzt, am Ende fast nur schwarzweiß gesehen hat.

Prinzip Hoffnung

Fast unmerklich bietet uns Filmregisseur Detlev Buck zwei Hoffnungsanker an – einerseits den Soundtrack, der uns das Gefühl gibknallhart_begruessungt dem unabwendbaren Wahnsinn etwas weniger ausgeliefert zu sein, weil er uns immer wieder ganz global über Berlin hinweg schweifen lässt. Denn in den Großstädten der anderen Länder und Kontinente ist es auch nicht besser.
Andererseits gibt es ein junges hilfsbereites Mädchen, das zweimal im Film auftauchen darf. Einmal, um ihm die Nase abzuwischen, und dann um mit ihm am Wasser zu sitzen.
Die Seele baumeln lassen und glücklich werden - wenn man nur wüsste wie?! (Text: Stephanie Lang; Fotos: Boje Buck Produktion)

(„Knallhart“, der Film, im Verleih von Filmladen.)