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Gut, dass jeder weiß, was 'Nazi' wirklich heißt. Was tun, wenn du bemerkst, dass die, die dich fördern und unterstützen 'Böse' sind?! Ein Bericht von Stephanie Lang.

Dieser Film ist deshalb so faszinierend, weil er durch den wahrheitsgetreu recherchierten Einblick in eine NAPOLA - einer Nationalpolitischen Anstalt - strengste Ausbildungsmethoden erfahrbar macht, die gerade zur Zeit von so manchem antiautoritär erzogenem Midlife-Krisler vermisst wurden.

"Eine gewalttätige, herrische, unerschrockene, grausame Jugend will ich ... Es darf nichts Schwaches und Zärtliches an ihr sein ... Stark und schön will ich meine Jugend ... So kann ich das Neue Schaffen!" (Adolf Hitler)

napola_plakatUm dieses Ziel zu erreichen, gab es noch vor 65 Jahren NAPOLAs und andere Eliteschulen in ganz Deutschland, die aus allen öffentlichen Schulen die Besten herausgeworben haben, um aus Ihnen "neue Herrenmenschen" zu züchten. Einige Ehemalige waren zum Beispiel der Chef der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, und der Herausgeber der Wochenzeitschrift "Zeit", Dr. Theo Sommer. Ein Zeitzeuge, aus dem Wiener Premierenpublikum berichtet, "dass er damals nur nicht genommen wurde, weil er zu klein war." Wie man in dem Film genau erleben kann, gab es nicht nur intellektuelle und ideologische Kriterien, sondern darüber hinaus auch rein äußerliche Maßtabellen, die über eine Aufnahme, und damit eine vorprogrammierte Spitzenkarriere, entschieden.

In unserem heutigen von den Medien bestimmten Zeitalter kein unbekannter Vorgang. Man braucht sich nur allein die genormten Auswahlkriterien von vor allem jungen Talkshowgästen anzuschauen. Außer es handelt sich um Prominente oder ein Thema, was die Äußerliche 'Abart' der betreffenden Person 'behandelt'. Es gibt auch Firmenchefs, die ihre Angestellten in einem unfreiwilligen "Seminar" übers Feuer laufen lassen, und sich dann wundern, warum 18 von 20 Mitarbeitern mit Verbrennungen zweiten Grades ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten [so geschehen in Kärnten im Jahr 2000; Anm.]. Dieser Film bezieht sich durch seine genaue Beschreibung historischer Erziehungsmethoden, die noch tief in den Knochen unserer Eltern bzw. Großeltern stecken, auf unser Hier und Jetzt.
Wir erleben die Geschichte von zwei jungen begabten Menschen, die gewillt sind ihr Bestes zu geben, um den Erziehern bzw. den Eltern zu genügen und um kleine Siege zu erlangen. Der eine kämpft mit der Kraft seines Körpers und der Geschicklichkeit seiner Hände/Fäuste (authentisch - Max Riemelt), der andere mit Aufmerksamkeit, Einfühlungsvermögen und Worten (sensibel - Tom Schilling). Beide sind ehrgeizig und fleißig. Beide haben Ziele für ihr weiteres Leben und sind bereit dafür hart zu arbeiten und sich in den Dienst der Sache zu stellen. Beide müssen feststellen, dass ihre ehrliche Bemühung, und auch die all der anderen jungen Männer um sie herum, benutzt werden für unmenschliche Ideen machtgierigen Größenwahns.
"Zu schwanapolach, einfach zu schwach", ist der traurige Kommentar zu einer auswegslosen Entscheidung mit dieser Erkenntnis umzugehen.

Es war erstaunlich, dass keine einzige Person im vollen Kinosaal der Urania während des Gesprächs mit dem Regisseur und Drehbuchautor, intelligent emotional - Dennis Gansel, die Geschichte des Films mit ihrem heutigen Leben in Verbindung gebracht hat. Er wurde zwar von allen Seiten bewundert und gelobt, auch in seiner Genauigkeit der Darstellung der Historie, "wenn auch an einer Stelle zu melodramatisch", wie der Zeitzeuge vermerkte, "was dieser großartige Film doch gar nicht nötig hat." Und ein Pärchen napola1hielt den Schluss für zu unwahrscheinlich, der allerdings auf Fakten beruht. Im Gegenteil, im heutigen Wien des Jahres 2005 scheint man noch keinerlei Abstraktionsvermögen zu haben, was die Geschehnisse von damals mit ihrem heutigen Leben zu tun haben. Um so interessanter folgende Tatsache: Während einer Szene des Films, in der der Sohn seinem Vater zum Geburtstag vor versammelter Tischrunde ein selbstgeschriebenes Gedicht vorzutragen beginnt: "Vom Wesen der Dinge...", entfleucht einem ca. 40-jährigen männlichen Besucher ein lautes "Oh je!" Auch der Gauleiter im Film wollte nicht mehr hören. Ein Grund mehr sich den Film dringend (im positivsten Sinne) 'anzutun', denn er ist ein hervorragender Spielfilm über ein hochaktuelles Thema: Wie erziehe ich mein Kind zur Liebe ohne seinen Kampfeswillen zu verleugnen? (Stephanie Lang; 2005)

Mit einem Klick zum Interview mit Regisseur Dennis Gansel

Filminfos:
Im Verleih von Constantin Filmnapola3
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Regie: Dennis Gansel
Drehbuch: Dennis Gansel und Maggie Peren
Kamera: Torsten Breuer
Schnitt: Jochen Retter
Musik: Normand Corbeil
Musik Themen: Angelo Badalamenti

Darsteller:
Max Riemelt
Tom Schilling
Devid Striesow
Joachim Bißmeier
Justus von Dohnányi
Michael Schenk