1954: Marshal Teddy Daniels (Leonardo DiCaprio) und sein neuer Partner nähern sich bei Nebel und bedrohlicher Musik Shutter Island, eine Art Psychiatrie-Alcatraz vor Boston. Eine mehrfache Mörderin ist aus einer kleinen Gefängniszelle entkommen, eine Flucht von der windgeplagten Insel erscheint jedoch unmöglich. Die irritierende Spurensuche kann beginnen, viele verstörende Fragen stellen sich.

Dr. Cawley (Ben Kingsley), Chefarzt von Shutter Island, scheint etwas zu verbergen. Die Krankenschwestern und Polizisten kooperieren kaum, düstere Geheimnisse und Verschwörungen liegen in der Luft. Geheime Klinikstationen werden entdeckt, schwere Türschlösser mittelalterlicher Zellen öffnen sich lautstark bei flackerndem Neonlicht, Lobotomie-Narben von schreienden Gefangenen werden sichtbar, ein deutscher Arzt (Max von Sydow) löst bei Teddy Erinnerungen an die blutige Befreiung von Dachau aus. Ein starker Sturm zieht auf, die Ermittler sitzen auf der Insel fest. Nachts träumt Teddy schweißgebadet von seiner bei einem Brand ums Leben gekommenen Frau oder von Erschießungen aus dem Zweiten Weltkrieg. Schnell wird dem Zuschauer klar: Teddy ist in schlechter Verfassung, die Umstände werden ihm noch ordentlich zu schaffen machen.

Der Film basiert auf einem Roman von Dennis Lehane, bekannt durch seine Vorlage für Clint Eastwoods "Mystic River". Regisseur Martin Scorsese war offenbar in "Cape Fear" Laune, der Film ist eine Hommage an Film Noir, Erinnerungen an "Vertigo" oder "Shining" sind unvermeidbar. Die an Hitchcock angelehnte Szene mit der brennenden Zigarette an der Klippe ist großartig, überhaupt hat es im Kino selten so schön geregnet - Kameramann Robert Richardson ("Kill Bill") ist ein Meister. Bei einer Länge von 138 Minuten bleibt leider die Spannung auf der Strecke. Dank perfektem Handwerk aller Beteiligten, hervorragender Musik und doch überraschenden Wendungen in der Geschichte wird man insgesamt gut bei Laune gehalten. (Text: Oliver Baumhackl)