Sprich nur ein Wort Theaterkritik - Foto: Anja Köhler

Österreich ist gespalten: Im Osten verlängerter Lockdown, im Westen hingegen Zugang zu Theateraufführungen, Cafés und Restaurants. Um Spaltung geht es auch in Max Langs Stück Sprich nur ein Wort.

Sprich nur ein Wort Theaterkritik

Franz Michael Felder ist der Dreh- und Angelpunkt des Stückes. Ihm soll ein Denkmal gesetzt werden, auf dem Friedhof von Schoppernau, seiner Heimatgemeinde. Kaspar Moosbrugger, Schwager und Freund, Pfarrer Rüscher, erklärter Feind, des Pfarrers Köchin, die das Lager wechselt und Maria Anna Moosbrugger, Pflegemutter für die fünf Kinder Franz Michael Felder und seiner verstorbenen Frau Anna Katharina, kämpfen in Monologen für und wider dieses Monument.

Spaltung

1875, immerhin bereits sieben Jahre nach dem Tod Felders, ist das Vorhaben heftig umstritten. Das Dorf ist gespalten wie zu seinen Lebzeiten. Die Felderianer auf der einen Seite verehren ihren Franz als mutigen Reformer und Kämpfer für Aufklärung und Fortschritt. Auf der anderen Seite stehen die Anhänger von Pfarrer Rüscher, einem Ultramontanen, der getreu den Weisungen von Papst Pius IX. gegen jedweden Liberalismus, Demokratiebestrebungen oder Eintreten für Menschenrechte von der Kanzel herab wettert und ewige Verdammnis verspricht.

Monologe an einen Monolithen

Kaspar Moosbrugger (David Kopp) gehört zu den Befürwortern und Initiatoren des Denkmals. Wenn dadurch wieder der alte Streit auflodert, ist ihm das recht. Dann kommt vielleicht wieder Bewegung in die Menschen, einen sie sich wieder um politische Forderungen zu stellen, das allgemeine Wahlrecht beispielsweise, auch für Frauen. Dass er selbst zum Bürgertum gehört, als Staatsbeamter weder eine Arbeiter- noch eine Bauernbewegung anführen kann, schmerzt ihn und gleichzeitig genießt er diese Sicherheit.

Populismus

Johann Georg Rüscher (Grégoire Gros) geifert, zürnt, verflucht und verdammt den Aufrührer Felder. Er ist für ihn Ursache dafür, dass ein Teil der Gemeinde sich nicht mehr von ihm, dem Stellvertreter Gottes auf Erden, sagen lässt, was es zu tun und lassen und vor allem zu erdulden hat. Dabei hätte nur ein Wort von Felder genügt, um Frieden zu schließen. Ein Wort der Unterwerfung vielleicht?

Das einfache Volk

Die Köchin des Pfarrers (Elke Maria Riedmann) will gut sein, hält zum Pfarrer, streut Gerüchte für ihn. Schlussendlich aber nimmt sie doch ein Buch von Felder in die Hand und findet gar nicht so schlecht, was er da schreibt. Fußtritte vom Pfarrer erhält sie dafür. Das Buch verbrennt er auch gleich. Da versteht sie zumindest, dass, wenn alles beim Alten bleibt, ein würdiges Leben weiterhin nur den Reichen vorbehalten bleibt.

Mein Schatz

Sprich nur ein Wort Theaterkritik Vorarlberger LandestheaterMaria Anna Moosbrugger (Johanna Köster) hat ihn geliebt. Und sie will ihn für sich behalten. Weg soll das Monument. Dabei lebt sie nur ein Jahr lang mit ihm unter einem Dach, als Pflegemutter für die Kinder. Erstaunlich, wie sie einen verbitterten Felder skizziert, ganz gegensätzlich zum Bild des Menschenfreundes, das Kaspar Moosbrugger entwirft. Vielleicht ist es ihre eigene Verbitterung. Immerhin verzichtet sie auf eine eigene Familie, opfert sich auf.

Umsetzung

Die vier ProtagonistInnen des Stücks sind historisch belegt. Ihre Monologe allerdings sind stark fiktional. Für die Regie sind sie eine Herausforderung. Bérénice Hebenstreit gelingt es, aus den sperrigen Textblöcken ein Maximum an Emotion und Bewegung herauszuarbeiten. Auflockerung gelingt mit Gesang, Geige und Konzertina. Die puristische Gestaltung von Bühne und Kostüm (Mira König) unterstützt den Text. Die Darstellenden überzeugen in ihren Rollen. //

Text: Ruth Kanamüller
Fotos: Anja Köhler

Kurz-Infos:

SPRICH NUR EIN WORT
von MAXIMILIAN LANG (Uraufführung)
Vorarlberger Landestheater, Bregenz, Großes Haus
Premiere: Freitag, 9. April 2021, 18.00 Uhr
Sprich nur ein Wort Theaterkritik zur Aufführung am 14. April 2021

Regie Bérénice Hebenstreit
Bühne und Kostüm Mira König
Musik Gilbert Handler
Dramaturgie Michael Isenberg
Ausstattungsassistenz Lilli Löbl
Inspizienz Eva Lorünser

Darsteller*innen Grégoire Gros, David Kopp, Johanna Köster, Elke Maria Riedmann

Gylaax Sprich nur ein Wort Theaterkritik