clownin-marta-carbayoEs wurde seit jeher gelacht über die Welt, doch das Gelächter war meist ein einseitig männliches, dem weibliche Perspektiven fehlten. Frauen waren Spaß-Objekte, durften lachen und taten es auch, hatten aber das Komische selbst nicht zu definieren. Anders bei "Clownin", dem internationalen Clownfrauenfestival in Wien.

Wer die Absurdität der Verhältnisse künstlerisch beleuchtet, räumt sich Definitionsmacht ein. Der subversive Blick, die kritische Distanz zu sich und anderen, philosophischer Tiefgang und gleichzeitig spielerische Leichtigkeit sind probate Mittel, hierarchische Strukturen in Frage zu stellen. Dieses große, aber großteils unbekannte Potential an weiblicher Clownerie sichtbar und erlebbar zu machen, veranlasste die Initiatorinnen Pamela Schartner, Gaby Pflügl und Barbara Klein das Festival "Clownin" im Jahr 2006 ins Leben zu rufen. "Clownin" in Wien hat sich damit neben dem Festival "Esse Monte de Mulher Palhaça" in Rio de Janeiro (BR) und dem Festival "Internacional de Pallasses" in Andorra als eines von nur drei weltweit existierenden Clownfrauenfestivals fix etabliert. Die Clowninnen verkehren die verkehrte Welt, sie bezaubern mit viel Witz auf ihre ganz eigene und eigensinnige Weise. Sie berühren unsere Phantasien und Sehnsüchte, wecken die Lust am Loslassen und Entdecken, an gedanklichen Höhenflügen und radikaler Verspieltheit. An 9 Abenden mit insgesamt 14 Vorstellungen offerieren sie neben zwei Uraufführungen zahlreiche österreichische Erstaufführungen - ein dichter wie rarer Genuss der hohen Schule weiblicher Clownerie. "Clownin" ist ein Festival für erwachsenes Publikum, die Festival-Beiträge sind großteils ohne Worte, beziehungsweise in deutscher oder englischer Sprache. Der Eröffnungsabend am 26.11. bietet ein clownisch streng gehütetes Überraschungsprogramm, die restlichen Clownfrauenfestivaltage hingegen sind freilich kein Geheimnis: So schlüpft die renommierte spanische Clownfrau Pepa Plana in die Rolle von "Penèlope" und lässt lustvoll Schiffe, Zitadellen und Helden vorüberziehen, die Amerikanerin Laura Herts (Clownpartnerin von Jango Edwards) fegt in der "Won Women Show" besessen vom Geist von Janis Joplin über die Bühne und die Argentinierin Lila Monti erzählt in ihrem neuesten Stück "Povnia" (Uraufführung!) von Emigration, Verlust, aber auch lustvoller Eroberung einer fremden neuen Welt. Erstmals zu Gast in Wien ist das Clownintrio Plastic Ladies aus St. Petersburg mit ihrer interaktiven Aufführung "The Daughters of Mendelssohn". Marta Carbayo aus Dänemark ist mit ihrem Programm "CantaClown" ebenso zu sehen, wie die in Belgien lebende Argentinierin Leticia Vetrano mit "Fuera!", sowie die Ukrainerin Albina Matuzko mit ihrer clownesken Version des Mythos rund um die russische Hexe Baba Jaga ("The Fantastical Tragical Clown Show"). Aus Österreich kommt ebenfalls Neues: Martha Laschkolnig und Tini Trampler agieren erstmals als "Marquesses of Birds", Stefanie Sourial zeigt mit "Difficulties you might get being an artist" (Uraufführung!) die speziellen Probleme eines Künstler/innenlebens auf. Im Rahmen von "Drei [:Aus:]tria" gibt es schließlich Previews auf drei neue Stücke und mit "clown-in­-shorts" stehen kurze Clownnummern und Programmausschnitte aus aller Welt am Programm. (pt/mh; Fotos: Alex Jorgensen, Le Rire Voyageur)

clownin-laura2Festival-Tipp:
CLOWNIN - Das internationale Clownfrauenfestival
26. November bis 4. Dezember 2010
KosmosTheater, Siebensterngasse 42, 1070 Wien