dann-bring-ich-mich-lieber-Es gibt eine Zeit für die Liebe und es gibt eine Zeit für den Krieg. Die Menschen verstecken sich hinter teuren Sachen aus Angst verletzt zu werden. Vom anderen sieht man dann nur gerade soviel, um ihn verwunden zu können.

Wie Tumai nach Österreich gekommen wissen wir nicht. Wir wissen auch nicht, was er am liebsten isst,  ob es da wo er herkommt Berge gibt und warum er das Hemd, das ihm die Mutter seiner Freundin geschenkt  hat, nicht anzieht. Tumai ist einfach aufgetaucht auf der Triesterstraße in Wien Favoriten und da hat ihn die Mutter, die ja sowieso viel zu gutmütig ist, aufgelesen. Sie hat ihm eine Wohnung im Pförtnerhaus verschafft und sie hat ihn ins Herrenhaus  zum Essen eingeladen. Als sich der "verfickte Neger" aber dann mit ihrer Mutter anfreundet und der Tochter näher kommt ist es genug und sie schmeißt ihn kurzerhand aus der Wohnung. Tumai geht und die Tochter begleitet ihn. Der Pfarrer F. kümmert sich jetzt um den Asylanten. Aber als Tumai dann (zum wievielten Mal wissen wir nicht) bei einer Razzia kontrolliert wird und ihm ein Journalist auch noch ein homosexuelles Verhältnis mit dem Pfarrer F. unterstellt, ist es auch für Tumai genug: er springt in den Donaukanal und taucht nicht mehr auf. "Schwarzafrikaner taucht unter!" stellt der Journalist trocken fest.

Alltagsrassismus, Polizeirazzien, Medienkritik, Homophobie und Generationenkonflikt

Lebendig wird die Szenerie durch Live-Musik, und eine Prise schwarzer Humor: "Frau Bürgermeister, Sie sind so attraktiv, in Italien wären sie längst Ministerin" (Journalist) oder: "Manchmal habe ich das Gefühl, das Sicherheitsgefühl ist wichtiger als die Sicherheit." (Polizist) Alltagsrassismus, Polizeirazzien, Medienkritik, Homophobie und Generationenkonflikt - das sind viele schwere Themen für 70 Minuten im Dschungel Wien, aufgeführt für junge Menschen ab 15 Jahren. Für den Deutschunterricht ergeben sich da vielerlei Anknüpfungspunkte. Für den Theaterbesucher hingegen umso weniger, und so bleibt das Geschehen auf der Bühne sehr distanziert, das abstrakte Bühnenbild trägt dazu bei. Ob das gewollt ist? Das wissen wir nicht. (Text: Anne Aschenbrenner; Fotos: Christa Bauer)

dannbringich02dannbringich01Kurz-Infos:
Tumai: Dann bring ich mich lieber um, oder: Asyl heißt Schutz vor Verfolgung
Bewertung: @@@@
Kritik zur Aufführung im Dschungel Wien (Jänner 2010)
Altersempfehlung: 15+
AUTOR: Hubertus Zorell
REGIE: Veronika Sommeregger
BÜHNE: Wolfgang Radeczki
KOSTÜME: Renate Wichtl
MUSIK: Sara Zlanabitnik, Dieter A. Behr, Christoph Maurer/zivatar utca

DARSTELLER/INNEN: Martina Spitzer, Julia Kneussel, Pete Belcher, Miha Kristo