Was gibt es Schöneres als an einem sonnigen Tag einen Ausflug zu machen? Genau: An einem sonnigen Tag einen Ausflug zu einem Festival zu machen. Als vorweggenommenes Resümee kann geschrieben werden: What a day! What a night! Ein großartiges Festival in der wunderschönen Cselley Mühle am 27. Mai 2017. Alles war nämlich perfekt - Wetter, Umgebung, Ort, Organisation, Kunstangebot (Gelesenes, Geschriebenes, Musikalisches). Nicht zu vergessen schließlich auch die hausgemachten kulinarischen Köstlichkeiten, die sich wohltuend von oftmaligem Festival Einheitsessen abhoben. Hmmm, Kunst geht beim C’est la Mü Festival auch durch den Magen. Aber: In jeder Sonne ein Wermutstropfen, denn wie auf Festivals üblich überschnitten sich einige Acts und daher konnten nicht alle Artists gesehen und gehört werden. Auch die zusätzlichen Programmangebote wie die "Stille Kammer" oder "Siebdruck" und "Töpfern" konnte ich leider nicht wahrnehmen. Einerseits. Andrerseits wäre auch eine Newcomer Stage für alle Sparten, ganz am Anfang des Festivals, fein.

Es soll ja auch nach was klingen

Leider mussten zwar Nadja Maleh und Haipl & Knötzl krankheitsbedingt absagen, doch die Gebrüder Moped, die ich aus Zeitgründen als einzigen Act der Sparte Kabarett/Literatur sah, strapazierten gewohnt gekonnt Hirn- und Lachmuskeln gleichermaßen, indem sie eine Art "Best Of" zum Besten gaben. Musikalische Perlen wie Ankathie Koi oder Johann Sebastian Bass konnten nur gestreift werden - Überschneidungen. Doch schon dieses Gestreife zeugte von Großartigkeit. Matthäus Bär hörte ich nur von der Ferne, aber den Kindern und Eltern scheint es behagt und gefallen zu haben. Von Little Big Sea kam ich gerade zum Schluss, doch jedes Konzert-Ende ist auch der Anfang einer neuen Show. Alma konnte ich hingegen zur Gänze hören und war restlos begeistert. Ihre eigenwillige Art, Weltmusik und Volksmusik zu Wödmusik zu verdingen, brachte einen eigenen Touch ins Festivalgelände. Dass alle in der Band ihre Instrumente meisterhaft beherrschen, wurde dabei mehr als deutlich. Eine für mich neue Entdeckung war Die Höchste Eisenbahn. Diese Band hatte mich sofort im Waggon auf ihrer Reise und ich sah sie mir am Donaukanaltreiben gleich nochmals an. Sie sind nicht nur witzig und bringen ihre Songs sowie vor allem die Texte mit großem Augenzwinkern, sondern auch auch noch sympathische Menschen. Die Höchste Eisenbahn schafft es, mit kleinen Gesten große Geschichten zu erzählen. Eine ganz große Geschichte ist im Moment und sicher auch sehr lang Voodoo Jürgens, der mit seiner Band zwar etwas für den Soundcheck brauchte, aber "es soll ja auch nach was klingen". So ist es. Als dann sämtliche Instrumente - Kontrabass, Keys, Gitarren, Schlagzeug und die Stimmen soundgecheckt waren, war klar: Das Warten hat sich gelohnt. Gewohnt schlaksig und understatig hatte der Voodoo das Publikum in der Hand und obwohl es schon relativ spät war, kam gute Stimmung auf.

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Keine Stimme, sondern ein Ereignis

Vor Voodoo Jürgens spielte noch Wallis Bird mit und ohne Band. Keine Stimme: ein Ereignis! Ob mit oder ohne Gitarre, ob mit Band der allein, Wallis Bird spielt und singt mit so viel Herz, Hirn und Seele, dass sich die Gänsehaut wohl bis in die letzen Reihen zieht. Als sie "Try" a capella sang, war es gespenstisch leise im Saal ... Magisch. Der Dokumentarfilm "Get the sound" über DIY Veranstaltungsorganisation in Wien war äußerst interessant und amüsant, jedoch hat der beste Film gegen Sonnenschein und im Hof-Sitzen keine Chance, weshalb den Film nur ein kleiner Kreis sah. "Get the sound" verdient sich aber viel mehr Publikum und wird hoffentlich bei anderer Gelegenheit vor mehr Leuten gezeigt. Was außerdem besonders schön war: Die positive, familiär-freundschaftliche Atmosphäre. Die KünstlerInnen waren gegenseitig im Publikum, das Publikum wohlwollend und auf einander bedacht und auch das Label Ink Music kümmerte sich persönlich darum, dass alle mit Shuttle Bus Ticket in den Shuttle Bus fanden. They are your friends. Am Ende musste niemand in den von Wörterbuch der Missverständnisse erwähnten "Weinkeller" gehen, um seiner Trauer freien Lauf zu lassen, im Gegenteil. Danke, C'est la Mü! //

Text: Nadia Baha
Fotos: Elisabeth Anna, Nadia Baha, Birgit Machtinger