Bereits 2008 veröffentlichte der Mitgründer von Opus und Komponist von "Live is Life" - Ewald 'Sunny' Pfleger - mit "Skyland" sein erstes Solo-Album. Acht Jahre später folgt mit "Time Flies" der zweite Streich. Darauf zu hören sind neue Songs von Pfleger, die durchaus als Reminiszenzen aus den 1960er bis 1980er Jahren durchgehen können, aufgenommen mit einer Vielzahl an Gästen wie u.a. Gert Steinbäcker von STS. Robert Fischer traf auf einen gut gelaunten Gitarristen, der im Interview auch über die mehr als 40-jährige Opus-Ära spricht.

Kulturwoche.at: "Time Flies" ist dein zweites Solo-Album abseits von Opus. Wie kam es dazu?

Ewald Sunny Pfleger: Im Laufe der Zeit haben sich viele neue Songs angesammelt. Nachdem ich ein eigenes Studio habe, und da über alle Möglichkeiten verfüge, habe ich die Pausen neben den Opus-Aktivitäten immer dazu genützt, wieder neue Songs aufzunehmen. Es sind ja auch schon wieder acht Jahre seit meinem ersten Solo-Album ("Skyland", 2008; Anm.) vergangen, deshalb war jetzt die Zeit reif für das neue Solo-Projekt. Aber ich habe ja keinen Zeitdruck! Mir geht's einfach als Komponist so, dass immer wieder neue Songs entstehen, die manchmal nicht so gut zu Opus passen, oder jemand anderer besser singen könnte. Deshalb sind am neuen Album auch wieder einige Freunde und Kollegen aus der österreichischen Musikszene als Gäste mit von der Partie.

Nach welchen Kriterien suchst du diese Gäste aus?

Ich wünsche mir einfach für jeden Song, dass er optimal aufgenommen und interpretiert wird. Da kann es dann sein das z.B. für einen bestimmten Song eine Frauenstimme besser passt als meine eigene. Dann habe ich auch z.B. Gert Steinbäcker wieder einen Song von mir angeboten, der Ihm sehr gut gefallen hat. Deshalb hat er gleich zugesagt, das Stück "Ganz nah" zu singen, natürlich im Dialekt! Das ist der einzige Titel in Deutsch, alle anderen sind in Englisch.

Einen wichtigen Part bei den Studio-Aufnahmen hat auch dein Sohn Paul gespielt, der selbst schon Musiker ist. Was war seine Rolle?

Paul hat beim Titelsong ein Duett mit mir gesungen, und auch der Text dazu stammt von Ihm. Ich hatte für dieses Lied zuerst nur einmal den Titel, und da hat Paul gesagt, er will den Text dazu machen. Außerdem hat er auch einige Instrumente auf "Time Flies" eingespielt. Paul studiert ja noch, spielt aber daneben in drei Bands, die bekannteste davon ist vielleicht Stereoface.

Stammen alle Song-Texte auf "Time Flies" von dir?

Die meisten Song-Texte auf dem neuen Album stammen von mir, aber bei ein paar Nummern habe ich auch mit anderen Leuten zusammengearbeitet. Zum Beispiel mit der US-Textautorin Mary Applegate, die schon längere Zeit in Frankfurt lebt, und u.a. den Text zu "The Power Of Love" von Jennifer Rush verfasst hat.

Hast unter den Songs von "Time Flies" einen persönlichen Favoriten?

Natürlich könnte ich jetzt zu jedem Song einiges erzählen, aber z. B. "Ordinary Life" ist für mich ein ganz spezieller Song, den ich zusammen mit Kurt Gober aufgenommen habe. Ich kenne Kurt schon sehr lange, und habe schon 1984 beim KGB-Hit "Motorboot" mit ihm zusammengearbeitet. Kurt spielt auf "Ordinary Life" ein Gubal, das ist so eine Art Percussion-Instrument, ähnlich wie eine Steeldrum. Die Gubal ist das Nachfolgeinstrument von einem Hang, hat neun Töne und man kann damit auch Melodien spielen. Bei den Aufnahmen im Studio hat Kurt mit dem Gubal mehrere Themen eingespielt, ich habe dann daraus eine Sequenz entnommen und so ist der Song entstanden.

Der letzte Song auf der CD, "Dark Spot", ist ein Instrumental. Wer war da dein Gast?

Das ist eine Kooperation mit dem Elektronik-Musiker Richard Hasiba aus Graz. Er hat ein Projekt das heißt Stan dart und ist im Prinzip immer instrumental, nur auf Keyboards aufgebaut. Richard hat mich gebeten, auf einem Track Gitarre zu spielen und ich finde, das ist eine tolle Symbiose geworden. Meiner Meinung nach passt der Track gut als Schlusspunkt des Albums, weil er so entspannt.

Pflichtfrage! Wie ist der größte Hit von Opus, "Live is Life" (1984), entstanden?

Wir planten damals eine Live-LP und suchten nach einem Titel. Außerdem wollten wir dafür einen neuen Song aufnehmen. Ich war dann im Urlaub auf Ibiza und lag am Strand. Da habe ich spontan im Kopf  diese "Live is life"-Sequenz komponiert, ohne ein Instrument, denn die Gitarre war in meinem Zimmer im Hotel. Ich habe dann im Hotel diese Idee weiter bearbeitet. Lustig ist, dass die Kombination von "Live" und "Life" bzw. die die richtige Schreibweise des Titels ja noch heute manchmal für Verwirrung sorgt. Auch über die Bedeutung wird manchmal immer noch gerätselt, dabei ist es ganz einfach: Wir stehen als Band auf der Bühne und das ist unser Leben, also "Live is Life"! Wir singen das aber nicht unbedingt so, wie es von der Bedeutung her gesungen werden müsste, was wir aber erst bei Auftritten in den USA und England gemerkt haben. Als wir z.B. einmal vor dem Auftritt in der berühmten US-TV Sendung "Solid Gold" von Dionne Warwick, der Tante von Whitney Houston, angekündigt wurden, hat sie den Titel dann richtig ausgesprochen!

Was macht für dich einen guten Song aus?

Ich versuche immer, gleich wenn mir zu diversen Harmonien eine Melodie einfällt, einen griffigen Slogan dazu zu finden. Ich glaube, dass eine gute Melodie einen guten Slogan braucht, der zwar auch einfach sein kann, aber als "Überschrift" dient. Das zu finden, ist für mich zu Beginn einer Komposition immer sehr wichtig! Oft brauche ich dann länger, um den Text bzw. die einzelnen Strophen fertig zu stellen. Bei einem guten Song sollten die Thematik und die Musik eine Einheit ergeben, mit dem Slogan sozusagen als Überschrift!

Wie sehen deine Zukunftspläne aus?

Natürlich stehe ich weiterhin regelmäßig mit Opus auf der Bühne. Darüber hinaus plane ich für 2017 eine kleine Tour mit dem Solo-Material, und ich hoffe, dass da auch einige Studio-Gäste wie Gert Steinbäcker oder Kurt Gober mit von der Partie sind.

Bitte verrate uns zum Abschluss noch drei deiner "All time"-Lieblingsalben!

Also auf jeden Fall etwas von den Doobie Brothers, weil das war auch das erste Album, dass ich mir damals selbst gekauft habe. Auf jeden Fall muss auch "A Night At The Opera" von Queen dabei sein. Und zum Schluss noch etwas Aktuelles: Ed Sheeran. Der gefällt mir sehr gut! //

Ewald 'Sunny' Pfleger: Time Flies
Musik: @@@
Klang: @@@@@
Label/Vertrieb: Opuspocus Records / Major Babies (Ö) / Universal Music (D) (2016)

Interview: Robert Fischer
Fotos: Christian Jungwirth