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gwyneth_herbert_bittersweet_and_blueMusik: @@@@@
Klang: @@@@@

Label/Vertrieb: UCJ/Universal  (2005)

Gwyneth Herbert könnte, gäbe es da nicht augenscheinlich Unterschiede, so etwas wie ein Jamie Cullum sein. Zwar verbietet sich dieser Vergleich aus rein optischen Gründen, aber was die Musik, was das Engagement und vor allem was die herrlich unkomplizierte und erfrischende Art der Beiden anbelangt, sind sie sich sehr ähnlich. Wie Jamie Cullum kann Gwyneth Herbert die Generationen verbinden. Es ist nicht klassischer Jazz was sie singt, es ist aber auch nicht oberflächliche Popmusik. Ihr Spektrum reicht vom traditionellen Jazzstandard von Cole Porter bis zur Musik von Tom Waits.

Gwyneth (der Name ist typisch walisisch wie sie erzählte) Herbert singt und komponiert. Wieder eine unter all den vielen zurzeit gehypten Sängerinnen könnte man sagen und zur Tagesordnung übergehen, wäre da nicht etwas Besonderes, etwas, was sie Outstandig macht. Gwyneth Herbert kann was sie macht und sie scheut sich auch nicht, auf Songs von Tom Waits, Cole Porter, Janis Ian oder Neil Young zurückzugreifen. Da gehört schon einiges an Mut dazu, neben erstklassigen eigenen Kompositionen den Song "(Looking for) The Heart of Saturday Night" von Tom Waits ins Programm aufzunehmen. Mut, der sich allerdings bezahlt macht, denn Gwyneth Herbert zerbricht nicht an der gestellten Aufgabe. Mit einer sehr schönen, aber keineswegs überkandidelten Stimme interpretiert sie die Songs und füllt sie mit sehr persönlichen Eindrücken auf.
Was bei vielen gezwungen wirkt, kommt bei Gwyneth Herbert sehr natürlich und sehr persönlich, fast könnte man behaupten intim, rüber. Und trotzdem spiegeln ihre Interpretationen ihre sprühende Persönlichkeit wieder.
Wer sie in Wien bei ihrem Konzert im Rahmen des Jazz Festivals Wien gesehen hat erinnert sich an eine natürliche, junge, quicklebendige Sängerin, die sich auf der Bühne in keinster Weise verstellt, da wirkt nichts aufgesetzt und/oder plagiiert oder abgestanden.
Im Interview spricht sie über ihre Vorbilder, erwähnt Janis Ian, freut sich über ihre Bekanntschaft mit Jamie Cullum und erzählt mit glänzenden Augen über ihre Erfolge und über die bevorstehenden Tourneen. Und genau dieses fröhliche Wesen, fern jedes exaltierten Understatement, bringt sie auch auf der CD rüber.
Sie ist ein junger Mensch, der mit beiden Beinen fest im Leben verankert ist und trotzdem dem "alten" Songmaterial mit offenen Ohren gegenübertritt und es problemlos schafft, sie mit neuen, zeitgemäßen Inhalten zu füllen.
Unbefangen in die CD reinhören und als Fan von Gwyneth Herbert den CD-Player Stunden später wieder abzudrehen könnte schon bald eins werden. (akro)