2013 veröffentlichte Alfred Goubran unter dem Bandnamen [goubran] eine 4-Song EP, im April 2014 legt er mit "Die Glut" ein ganzes Album vor. Mit "Durch die Zeit in meinem Zimmer" erschien im Verlag Braumüller außerdem sein Roman und eine Single gibt es auch. Titel: "Frühling In Wien".
Kulturwoche.at: Vor kurzem ist dein aktuelles Buch erschienen. Du machst auch Musik und am 20. März 2014 erschien die Single "Frühling in Wien". Wie ist denn der Schreibprozess bei einem Roman im Vergleich zu einem Lied?
Alfred Goubran: Es gibt kein Maß für schöpferische Arbeit. Die Frage ist: Gelingt es, kommt etwas Ganzes heraus oder nicht? Darauf muss man sich einlassen. Natürlich ist es bei einem Roman so, dass man rein äußerlich länger daran arbeiten muss als an einem Song. Alles hat ein Ende, ein Lied und ein Buch. Und wenn man das Ende erreicht hat, weiß man, ob das Werk gelungen ist oder nicht.
Wie läuft es mit dem Buch?
Mit dem Buch läuft es ganz gut, ich bin sehr zufrieden.
Mit welcher Musik bist du aufgewachsen?
Einer der ersten Songs, der mich wirklich 'erwischt' hat, war "It Started With A Kiss" von Hot Chocolate. Ich habe keine Ahnung mehr, wie alt ich da war. Später hat mir Cptn. Beefheart sehr gut gefallen, vor allem das legendäre Album "Trout Mask Replica". Das fand ich unfassbar gut. Natürlich mochte ich auch Tom Waits sehr, z.B. das "Heartattack and Vine"-Album. Bob Dylan ist auch ein wichtiger Einfluss für mich.
Was ist dein Lieblingsalbum von Dylan?
"World Gone Wrong"! [Dylan hat Anfang der 90er Jahre nach dem Motto Back to the Roots auf zwei Alben alte Blues- und Folksongs solo eingespielt. WGW war das zweite und stammt von 1993, Anm.] Das war für mich auch vom Gitarre-Spielen her sehr wichtig, weil ich da gemerkt habe, was du alleine alles auf dem Instrument machen kannst. Und da rede ich noch gar nicht von Open Tunings oder anderen Tricks, etc. Dieses Album hat mir da wirklich die Augen dafür geöffnet! Einer meiner liebsten Songs von Dylan ist "Tomorrow Is A Long Time", das ich auch in meinem Live-Set ab und zu spiele. Und auf meinem Album ist ja auch eine Cover-Version von "The Ballad Of Hollis Brown".
Gehst du oft auf Konzerte?
Ich gehe fast nie auf Konzerte. Vielleicht ändert sich das jetzt. Ich war einmal bei einem Konzert der mittlerweile aufgelösten Trip-Hop Band Soul Coughing, das hat mich sehr beeindruckt. Frank Zappa war live auch sehr toll! Am Anfang war die Show noch eher fad, aber als er begann, Gitarre zu spielen, ist irgendwas passiert und der Funke sofort übergesprungen!
Du warst vor kurzem in Tunesien und holst dir dort Inspirationen. Wie wichtig ist dir denn so eine Auszeit vom österreichischen Kulturbetrieb?
Ich habe ja mit dem Kulturbetrieb persönlich nicht so viel zu tun. Ich bin ja die meiste Zeit im neunten Bezirk und die meiste Zeit davon zu Hause. Aber es ist natürlich von der Gesellschaft her und wegen des Klimas, das hier herrscht, wichtig für mich, dass ich wegfahren kann und etwas anderes sehe.
Warum ist das wichtig?
Weil man immer mehr drauf kommt, wie wenig man von anderen Leben, von anderen Welten weiß. Die Gefahr ist in Österreich sehr groß, dass man sehr schnell in einem kleinen Kreis etwas sein kann, was man vielleicht gar nicht ist.
Was passiert auf so einer Reise?
Wenn ich nach Paris fahre oder anderswohin, überprüfe ich dabei auch immer: Bin ich ein Künstler? Gibt es diese Akzeptanz auch ohne ein bejahendes Umfeld? Es kann ja auch die Familie sein, die das toll findet, das ist langfristig aber zu wenig und deswegen muss man einfach hinausgehen und schauen, ob das auch anderswo gilt oder ob das eine örtliche Illusion ist, die man lebt.
Was meinst du mit Illusion?
Es gibt ja viele Schriftsteller oder Musiker, die wahrscheinlich außerhalb des deutschen Sprachraumes oder außerhalb von Wien überhaupt keine Schriftsteller oder Musiker sind. Da hört sich etwas sehr schnell auf.
Wie ist das dann im Vergleich zu Paris oder Tunis?
Wenn man in Paris ankommt, kennt einen niemand. Und plötzlich hat man eine Begegnung in einem Cafe und die hat dann wieder etwas mit Literatur zu tun. Genauso wie es sich beim Schreiben erst erweist, ob ich ein Dichter bin oder nicht, genauso erweist es sich in den Begegnungen mit den Menschen. Ich habe eher hier in Wien weniger solche Begegnungen. In Paris hat man das Gefühl, man trifft jemanden am Bahnhof und es kann dabei eine Freundschaft fürs Leben entstehen. Dieses Gefühl habe ich in Wien nicht.
Dann ab nach Wien Landstraße!
(lacht) Ja, das war der alte Weg zum Zentralfriedhof. //
CD-Tipp:
[goubran]: Die Glut
VÖ: 4. April 2014
Label/Vertrieb: Goubran / Lindo Rec. / Hoanzl
Buch-Tipp:
Alfred Goubran: Durch die Zeit in meinem Zimmer
Verlag: Braumüller (2013)
Das Gespräch führte Robert Fischer.
Foto: Alfred Goubran