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conny-stephan-plankDer legendäre deutsche Produzent Conny Plank (1940-1987) wurde für die besondere Klangästhetik seiner Produktionen geschätzt und wird postum mit der 4 CD-Box "Who's That Man" geehrt. Zusammengestellt wurden die Aufnahmen von seinem Sohn Stephan, der im Gespräch mit Robert Fischer die Hintergründe zu diesem interessanten Projekt erklärt.

Auf den vier Silberscheiben, veröffentlicht auf dem Grönland-Label von Herbert Grönemeyer, sind neben einer Art Best-of der von Conny Plank produzierten Künstler auch eine CD mit Remixen (u.a. von Fujiya & Miyagi, Automat, Popnoname) und ein Live-Konzert zu hören.

Kulturwoche.at: Wie ist die Idee zu "Who's That Man: Tribute to Conny Plank" entstanden?

Stephan Plank: Ich habe mit dem Grönland-Label schon bei den Wiederveröffentlichungen der NEU!-Alben zusammengearbeitet. Irgendwie kam in einem Gespräch dann das Thema auf, welche Aufnahmen es noch in den Archiven meines verstorbenen Vaters geben würde und was ich damit vor hätte. In weiterer Folge haben wir uns dann dazu entschieden, eine 4-CD-Box mit verschiedenen Aufnahmen aus dem Archiv zu veröffentlichen und zusätzlich ist auch ein Film über die Arbeit meines Vaters geplant.

Was haben all diese unterschiedlichen Musiker wie z.B. Kraftwerk, Eurythmics, Scorpions, Gianna Naninni oder Ultravox an der Arbeit von Conny Plank als Produzent so geschätzt?

Ja, das versuche ich auch gerade durch den Film, den ich über meinen Vater mache und im nächsten Jahr herauskommen soll, heraus zu finden. Zum einen sicher: Gnadenlos auf den Künstler/die Künstlerin eingehen. Intensiv in den Künstler/die Künstlerin reinhören und ihn dazu zu bringen, auszudrücken was er möchte. Und völliger Verzicht darauf, den Künstler zu beeinflussen. Manche Produzenten haben diese gewisse Handschrift wie z.B. Rick Rubin. Man erkennt eine Rick-Rubin-Platte, weil er einen gewissen Style der Produktion hat und die Künstler auf eine spezielle Art und Weise manipuliert. Und das genau ist das, was mein Vater nicht getan hat. Er hat sich jedes Mal neu darauf eingelassen, was der jeweilige Musiker durch seine Musik ausdrücken wollte. Zusätzlich war es damals auch noch so, dass sehr viele technische Geräte noch nicht existiert haben bzw. nicht allgemein erhältlich waren, so wie heute. Mein Vater hat solche Dinge dann oft im Do-It-Yourself-Verfahren zusammengebaut, um damit einen gewissen Sound hinzubekommen.  

Es gibt ja berühmte Anekdoten darüber, wie Conny Plank die Bands ausgewählt hat, die er dann produziert hat. So hat er in späteren Jahren auch manche berühmte Klienten wie z.B. U2 oder David Bowie abgelehnt. Was wissen Sie darüber?

Ich glaube, mein Vater hat immer versucht heraus zu finden, ob er sich in die geplante Produktion einbringen kann. Er hat versucht, mit den Künstlern eine Basis zu finden bzw. versucht auszuloten, ob er aus den Künstlern kreativ etwas herausholen kann. Mehr weiß ich darüber zum jetzigen Zeitpunkt auch noch nicht, aber das wird sicher auch ein wichtiges Thema in meinem Film sein, für den ich auch einige Künstler, die mit meinem Vater zusammengearbeitet haben, interviewen möchte.

Wie haben Sie als Kind bzw. Jugendlicher die Arbeit Ihres Vaters im Studio miterlebt?

Na ja, das Studio war sozusagen der Platz, wo die großen Jungs spielen und nicht wo die kleinen Jungs spielen (schmunzelt)! Aber ich habe die Arbeitsweise meines Vaters schon insofern mitbekommen, weil sich ja alles im Areal unseres Bauernhofs in Wolperath [in der Nähe von Köln; Anm.] conny-plank_bauernhofabgespielt hat und wir z.B. ja alle immer am gleichen Tisch gegessen haben. Das gemeinsame Essen war ein wichtiger Punkt in der Studioarbeit. Dabei wurden sehr viele Gespräche geführt, und die Musiker haben es genossen, mit meinem Vater zu kommunizieren.

Um was ging es in diesen Gesprächen hauptsächlich?

Ich habe natürlich von diesen Gesprächen nicht alles verstanden, weil ich einerseits noch sehr klein war bzw. oft in Englisch gesprochen wurde, aber trotzdem habe ich mitbekommen, dass da ein intensiver Austausch stattgefunden hat. Midge Ure von Ultravox hat mir z.B. folgendes erzählt. Er hatte vor der Arbeit mit meinem Vater schon viel Erfahrung in der Musikbranche gesammelt und war dann ganz fasziniert davon, einmal einen Produzenten vor sich zu haben, der ihm nicht ins Arrangement reinredet. Kein spiel doch den Ton so oder so oder mach dies oder jenes. Mein Vater gab den Musikern klar zu verstehen, dass die Musik ihre Baustelle sei und er nichts mit den Kompositionen zu tun haben wollte. Conny Plank fühlte sich alleine dafür verantwortlich, dass die Aufnahme gut klang und dass die Musik am Ende vom Tonträger so rausgekommen ist, wie es die Musiker haben wollten. Vielleicht war das auch sein Erfolgsgeheimnis?

Was hat es mit dem Live-Konzert der vierten CD der Box auf sich?

Das ist ein bisher unveröffentlichtes Live-Konzert von Conny Plank, Arno Steffens und Dieter Moebius, das während einer Tournee in Mexiko 1986 aufgenommen wurde. Diese Aufnahme habe ich lange gesucht. Glücklicherweise hatte Dieter Moebius noch eine Kassetten-Aufnahme davon, die wir verwenden konnten.

Danke für das Gespräch!

Interview: Robert Fischer
Fotos: © Stephan Plank

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CD-Tipp:
Diverse Interpreten: Who's That Man - A Tribute To Conny Plank
4-CD-Album-Box

Label/Vertrieb: Grönland/EMI (2013)





Acht wichtige Produktionen von Conny Plank
[Klick ins Cover, um das jeweilige Album zu kaufen]

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Cluster: Cluster 1 (1971) / Kraftwerk: Autobahn (1974)


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Brian Eno: Before and after Science (1977) / Devo: Q: Are We Not Men? A: We Are Devo (1978)

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Brian Eno: Ambient 1: Music for Airports (1978) / Ultravox: Vienna (1980)

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D.A.F.: Alles ist gut (1981) / Ideal: Der Ernst des Lebens (1982)