heginger_breinschmid_cdcoverMit "Tanzen" ist dem Duo Agnes Heginger und Georg Breinschmid eine Außerordentlichkeit gelungen. Tanzmusik auf Bestellung als ko(s)mische Musikperformance ohne Blödelcharakter.

Bizarre, überdrehte Coverversionen, wie jene von Falcos "Ganz Wien", oder jenes "Sag mir was du denkst", im Original von (eh schon wissen) Peter & Conny geträllert - hier mit Rollentausch und Ausdruckstanz schillernd in die Gegenwart gebracht - stehen Spontanvertonungen und jede Menge erstklassiger Eigenkompositionen gegenüber. Mit "Love in der U-Bahn" beginnt das große Amüsement, die lange Reise ins Ausufernde, schräge - interpretiert bloß mit Kontrabass und Gesang. Und wer jetzt glaubt, dass "Tanzen" musikalisch nicht viel herbringt ob der schmalen Besetzung und dass die zu Gehör gebrachten Lieder ausschließlich vom Schmäh leben, täuscht. Aber wie auch noch! Alleine die zwei weiteren Coverversionen, "Murder by Numbers" von The Police und Joni Mitchells "Black Crow" beweisen das Gegenteil. Beide gehen in den 16 extraordinären Bassfiguren mit Gesang bzw. kostbaren Vokalakrobaturen mit großem Bassorchester vollends auf (einzig Lied 17 ist ein meines Erachtens im Gesamtkonnex unnotwendiger, da unpassender Remix), der souveräne wie neugierige Breinschmid am Bass, der sich immer wieder selbst übertrifft, die fabulös agierende Heginger, das Stimmwunder, beide gemeinsam - und hier tritt wieder der Peter & Conny-Effekt (wenn auch zeitverzögert) ein - das Traumpaarduo des Jahres "50 Jahre Österreich", deren Lieblingsliteratur vielleicht nicht wirklich "Jack Slade" und "Der Tierarzt" ist, beide aber doch deutlich Interesse zeigen, dass auch diese Literatur nicht der Vergessenheit anheim fällt. Duelle ohne Ende finden sich auf diesem rasend schnellen, oft unbequemen, immer hervorragenden, Jazz-Tonträger, und man wünscht sich konsequente Fortführung dieser Wiederbelebung der österreichischen Traumpaarszene, zumindest so lange bis die Leinwand ruft. (mh)

Musik: @@@@@
Klang: @@@
Label/Vertrieb: Hoanzl (2005)