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mel-2012Singer/Songwriterin Melanie Mayr aus Salzburg, besser bekannt als Mel, veröffentlichte im April 2012 ihr zweites Album "King Street". Unterstützt von Langzeitpartner und Multi-Instrumentalist Stootsie wurde "King Street" im englischen Canterbury aufgenommen und von Ian Button ("Death In Vegas") produziert. Im Interview erzählt Mel über die Hintergründe zur Entstehung ihres neuen Albums.

Kulturwoche.at: Wie kam es dazu dass ihr "King Street" in Canterbury mit Ian Button aufgenommen habt?

Mel: Eigentlich war geplant, "King Street" wie das Material meiner beiden früheren Veröffentlichungen "Escape the Cold" und "Changing" bei uns zuhause in einer alten Mühle in Salzburg aufzunehmen. Es gab jedoch zwei Schlüsselerlebnisse, warum es ganz anders kam. Im Jahr 2010 wurden wir von Robert Rotifer eingeladen, bei seinem Auftritt am Popfest als Special Guests aufzutreten. Er und seine Band begleiteten uns spontan bei einem Song - und am Schlagzeug saß Ian Button. Etwas später kamen wir nach einem FM4-Interview mit John Megill ins Gespräch. Wir quatschten über das Aufnehmen und mein neues Material und er riet uns, mit einer außenstehenden Person zusammenzuarbeiten, weil man mehr Input bekommt und vom eigenen Handeln ein bisschen 'rausgerissen' wird. Und meist wirkt sich das positiv auf das 'Endergebnis' aus. Wir mussten sofort an Ian Button denken, er hält am Canterbury College Recording-Vorlesungen und nimmt neben seinen unzähligen Bands, in denen er mitwirkt, auch noch viele Künstler in und um London auf. Wir haben einige Sachen gehört, die er mit anderen Musikern gemacht hat und wir waren uns einig, mit ihm zusammenzuarbeiten kann nur ein Gewinn sein. Wir haben "King Street" dann in einer alten Synagoge aufgenommen, das war Ians Idee. Er kannte die Räumlichkeiten, weil sie dem Canterbury College gehören und man sie mieten kann. Er dachte, die räumlichen und soundtechnischen Bedingungen passen genau zu meiner Musik. Damit hat er den Nagel auf den Kopf getroffen.

Wie lange haben die Aufnahmen für das Album gedauert?

Das Album wurde in drei Tagen in der Synagoge aufgenommen. Das ging deshalb so schnell, weil ich es bevorzuge, meine Songs so natürlich und unkompliziert wie möglich aufzunehmen. Was so viel heißt, dass ich allein die Basics, also Stimme und Gitarre oder Klavier ohne rhythmische Vorgaben oder nachträgliche Basteleien am Computer eingespielt habe - meistens waren die 'first takes' dann auch noch die besten. Einige Lieder haben wir auch zu dritt, also ich mit Gesang und Gitarre oder Klavier, Stootsie am Bass und Ian an den Drums 'live' eingespielt. Und danach ging es ans 'Füllen' mit weiteren Elementen wie zusätzliche E-Gitarren, Pfeifenorgel, Harmonium, etc.

Ein wichtiger Musiker, der dich unterstützt ist Stootsie. Wie hast du ihn kennengelernt und in welchen Bereichen hilft er dir am meisten?

Stootsie und ich arbeiteten lange Zeit gemeinsam in einem Musikgeschäft in Salzburg. Wir kennen uns schon ziemlich lange und seit sechs Jahren sind wir ein Paar. Er ist ein erfahrener Musiker, seine Band The Seesaw gibt es nun bereits seit 20 Jahren und im Moment wirkt er in zirka sieben Bands mit. Gerade bei den Aufnahmen zu "King Street" konnte man wieder einmal mehr sehen, wie unbeschwert er sich an Instrumenten wie Gitarre, Bass oder Klavier einbringen kann und einem Song Elemente verleiht, die ihn perfekt machen. Und natürlich hat er durch die vielen Erfolge und Erlebnisse mit seiner Musik immer eine konstruktive Meinung parat - also ist er allem voran natürlich auch meine große mentale Stütze.

Wie entstehen deine Songs?

Dafür gibt es eigentlich keine genaue Vorgehensweise. Oftmals entstehen die Songs ganz intuitiv, wenn ich mich in unseren Dachboden zurückziehe und Klavier oder Gitarre spiele. Es kann aber auch passieren, dass mich zum Beispiel beim Autofahren oder Radfahren eine Phrase oder Melodie nicht mehr loslässt. Man ist irgendwie immer offen und hellhörig - und dann hängt alles davon ab, ob man was zu schreiben bzw. aufnehmen dabei hat!

Was sind die wichtigsten Themen der Songs auf "King Street"?

Ich möchte der(m) Hörer(in) nicht wirklich die Themen vorgeben, sondern lieber den Freiraum geben, für 45 Minuten lang fühlen und denken zu können, was sie/er möchte. Ich finde es spannender, wenn man dem Hörer genug Raum gibt, um interpretieren zu können, deshalb spreche ich eigentlich nie über den Sinn eines bestimmten Songs. Ich finde, zu viele Erklärungen stören und entzaubern - das, was man heraushören soll oder muss, wird man auch heraushören.

Verrate mir bitte drei deiner 'All-Time-Favourite' Lieblingsalben...

Drei ist aber ganz schön fies! Eines der schwierigsten Dinge für mich ist, Entscheidungen zu treffen! Ich teile es mal auf, so wird es vielleicht ein bisschen einfacher: Ein Lieblingsalbum, das älter als 30 Jahre ist und für mich nicht wegzudenken ist, ist zum Beispiel "Zuma" von Neil Young. Ein Favorit, das mir durch die Zeit als Teenie geholfen hat, ist "K.O.O.K." von Tocotronic und ein aktuelleres Album, welches in Zukunft ganz sicher unter den Favoriten sein wird, ist "The Wild Hunt" von The Tallest Man on Earth.

Welche Gitarre spielst du bzw. hast du bei Gitarren eine besondere Vorliebe?

Bis vor einem Jahr verwendete ich eigentlich nur zwei Akustikgitarren - eine Guild D20 (das gleiche Modell, das Richie Havens u.a. beim Woodstock Festival spielte) und eine Martin D18V. Beide sind relativ schlank, was das Spielen sehr angenehm macht. Mittlerweile sind zwei E-Gitarren hinzugekommen. Eine mintgrüne Gretsch G6118, die hat Brian Jones bei den Rolling Stones verwendet und eine Squier J. Mascis Jazzmaster. Mit dieser Ausstattung habe ich eigentlich alle Vorlieben gut unter einen Hut gebracht - wobei ich schon noch mit einigen Modellen liebäugle. Zur Zeit haben es mir die Jazzmasters ziemlich angetan!

Wie ist die derzeitige Musik-Szene in Salzburg? Tut sich da momentan viel? Kriegst du viel von anderen Künstlern bzw. Bands mit?

Natürlich bekomme ich viel von anderen Künstlern aus Salzburg mit und ich finde es im Moment wirklich sehr spannend. Es gibt eine vielfältige, coole Mischung angefangen von den Steaming Satellites, eine unglaublich gute Live-Band, die gerade die zweite Amerikatour und mehrere Europatourneen hinter sich hat bis hin zu den Helmut Bergers oder Allen Alexis, deren Debütalben die Indie-Szene Österreichs aufhorchen ließ. Ganz wichtig ist noch The More Or The Less, die gerade ihr zweites, perfektes Popalbum "Keep Calm" herausgebracht haben und im Moment durch Österreich touren. Auch die Indie Rocker Olympique, die bald ihr Debüt veröffentlichen werden, finde ich toll. Ich vermisse zwar oft ein paar Institutionen mehr, die Wert auf gute Musik legen und eine Szene in Salzburg beeinflussen bzw. stärken könnten, im Bezug auf künstlerisch tätige Musiker passiert aber momentan einiges.

Was sind deine nächsten Pläne und wann kann man dich wieder live hören?

Im Mai gibt es zwei Live-Termine, am 9.5. im Orpheum in Graz und am 18.5. im Posthof in Linz. Im Sommer hoffe ich, auf einigen Festivals spielen zu können - es gibt schon Anfragen. Und nach dem ersten Single-Vorboten "Lovers succeed" steht nun noch eine zweite Singleauskopplung von "King Street" an. Hierzu werden wir noch ein Video drehen. Im Herbst plane ich noch einige Club Konzerte, höchstwahrscheinlich auch in Deutschland.

Welche drei persönlichen Dinge hast du immer mit, wen du auf Tour gehst?

So unspannende Dinge wie Brille/Kontaktlinsen, ohne die bin ich völlig aufgeschmissen, weil ich sehr schlecht sehe. Der iPod ist immer dabei - das essenzielle Gut zum Einschlafen und Autofahren. Und wenn ich könnte, würde ich den ganzen Tag in Schlafanzügen herumlaufen, deshalb darf mindestens ein Pyjama für die große, weite Welt nicht fehlen.

Danke für das Interview!

(Robert Fischer)

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