soundog_teaserWeites Spektrum der persönlichen Imagination. Von Alfred Krondraf.

Die breit angelegten Tondichtungen von Soundog resultieren aus den unterschiedlichen Zugängen der Protagonisten zum musikalischen Schaffen und diese Zugänge wieder sind einerseits in der Ausbildung und andererseits in Hörgewohnheiten zu finden. Elisabeth Harnik, Katharina Klement und Josef Novotny haben eine universitäre Ausbildung genossen, Fredi Pröll und Uli Winter wurden durch die Szene rund um den Ulrichberg sensibilisiert und musikalisch sozialisiert.

Die fünf Tracks der CD sind nicht betitelt, sie begnügen sich mit den Zahlen 1 bis 5. Dadurch erlaubt die subjektive Wahrnehmung des Rezipienten demselben ein weites Spektrum der persönlichen Imagination. Das Zusammenspiel der drei Studierten mit den zwei Naturtalenten eröffnet Spiel- und Freiräume, die subtil gefüllt werden. Eruptive Ausbrüche eines Solisten erwartet man vergebens, wenn es zu Eruptionen kommt sind es immer gebündelte Töne die sich zu einem stimmigen Ganzen zusammenfinden.
Katharina Klement dazu: „Ich erinnere mich an ein Konzert, bei dem die Musiker in zwei getrennten Räumen positioniert waren und nur über Kopfhörer Kontakt zueinander hielten. Durch diese Trennung erfolgte ein noch wesentlich sparsamerer Einsatz von Tönen. Keiner wollte sich in den Vordergrund spielen und aus dieser Rücksichtnahme auf die Anderen ergab es sich, dass es ein Konzert mit vielen Pausen, mit viel Stille wurde. Eine sehr angenehme Erfahrung für die Musiker und das Publikum.“

Viel Wissen und kleine Gesten

soundogDer tradierte, historische Ernst von Musikschaffenden, der sich in der Tradition der Klassik begründet, wird, so Josef Novotny, von den beiden „Autodidakten“ konterkariert. Sie setzen ihr Soundrepertoire sehr spontan ein und verlassen sich auf Gehörtes und Gefühltes, gehen akademisch unverbildet an die musikalische Sache ran.
„Wir wissen viel von einander, wir erahnen bereits im Voraus in welche Richtung sich der eine oder die Andere bewegen wird und können so oft bereits einen Bruchteil schneller mit einer musikalischen Phrase reagieren. Eine kleine Geste, ein kurzes Lächeln, ein Nicken, und schon ist der Kontakt untereinander hergestellt.“ Dieses blinde Verstehen atmet auch die Musik aus, die für die CD während einer Spontanimprovisation entstand.
„Melodie darf sein!“, postulierte Katharina Klement mit Nachdruck und Josef Novotny stimmte dem sofort zu. „Es ist ein Arbeiten gegen Rahmenbedingungen und gegen starre Formen. Auch bei Improvisationen kann und darf spontan eine Melodie entstehen.“

Elektronik, präparierte Saiten und Natur pur

Die Besetzung Elisabeth Harnik, präpariertes Klavichord, Katharina Klement, präpariertes Klavier, Josef Novotny, Elektroniks, Fredi Pröll, Perkussion und Uli Winter, präpariertes Cello, verspricht in dieser bis dato ungehörten Zusammensetzung einiges und das Versprechen wird vollinhaltlich eingehalten. Das Zusammenspiel von Elektronik und Akustik eröffnet in vielen Momenten einen neuen Klangkosmos und überrascht mit einer nicht erwarteten musikalischen Homogenität.
Dazu nochmals Josef Novotny: “Ich möchte meine Elektronik zu einem „spielbaren“ Instrument machen. Nicht das Abrufen von Tönen, sondern das momentgeprägte Spiel mit den Reglern soll im Vordergrund stehen.“
Stillstand tritt in keinem Moment ein, die Klangfelder werden immer weiter ausgeweitet und ein Ende des beschrittenen Weges ist für das Quintett noch lange nicht in Sicht. (akro)

soundog_coverCD-Tipps:
soundog (Extraplatte)
Elisabeth Harnik - Irrt, irrt das Ohr (Extraplatte)
Katharina Klement, Josef Novotny, Reni Weichselbaum, Manon Liu Winter - „Monocle“ (Extraplatte)
Löschl, Lehn, Novotny, Bruckmayer, Siewert - "Antasten Echos an Kegelrändern" (Löwenhertz 007/Extraplatte))
Wolfgang Gruber, Uli Winter, Fredi Pröll  - "WUF" (Extraplatte)

DVD–Tipp:
Nikolaus Gansterer, Katharina Klement, Josef Novotny - „8oo“ (Extraplatte)