nova-rock-2-ja-2011Das Nova Rock 2011 bot drei Tage lang mal mehr, mal weniger geniale Bands. Headliner wie System of a Down bewiesen auch dieses Jahr wieder, dass sich ein Besuch in Nickelsdorf lohnt.

"Ich habe seit fünf Tagen nicht geduscht!", schreit jemand über die Autos hinweg, die dicht gedrängt auf dem Parkplatz stehen. Schritte wirbeln Staub auf, der sich in Nase und Augen festsetzt und auf die Zunge legt, wenn man spricht. Wie eine Steppe liegt die Fläche vor uns, die mit Bauzäunen und Zelten bedeckt ist. Dass die Zelte sich vor wenigen Tagen noch bunt in den verschiedensten Farben voneinander abgehoben haben, ist heute nicht mehr erkennbar. Nun ist alles bräunlich vom Staub. Wer zu nah an den Wegen sein Lager aufgeschlagen hat, muss oft bereits den Verlust seiner Kurzzeit-Behausung beklagen, die von den Menschenmengen nieder getrampelt wurde oder einfach durch Überlastung zusammengebrochen ist. Flaschen- und Dosenberge häufen sich, dazwischen die Leichen einstiger Campingstühle. Haut, die bei der Ankunft noch blass war, ist nun rot verbrannt. Erschöpfte Gesichter streben zu Teilen schon bepackt dem Parkplatz zu, um für den nächtlichen Aufbruch ihre Autos zu beladen, andere drängen sich zu den Bühnen, die mächtig und dunkel aus der staubigen Steppe aufragen. Es ist Montag Nachmittag und der letzte Tag des Nova Rock 2011.

Drei Tage voller, mal mehr und mal weniger genialer, Bands liegen hinter uns. Tage, in denen wir gepogt und gesprungen sind, bis die Beine ermüdeten und der Nacken weh tat.

nova-rock-4Der Höhepunkt dieses hygienisch fragwürdigen Wochenendes war eindeutig die kalifornische Band mit den sozialkritischen Texten: System of a Down. Da die vier gebürtigen Armenier heuer auf der ganzen Welt nur 15 Konzerte geben, die meist in Festivals eingebunden sind, ist ihr Auftritt in Österreich besonders erfreulich. Zuletzt war die alternative Metal Band 2005 ebenfalls beim Nova Rock aufgetreten. 2005 erschien auch ihr vorerst letztes Album "Hypnotize". Eine neue CD scheint auch weiterhin nicht geplant. In den letzten Jahren haben sowohl Daron, als auch Serj ihre eigenen, von der Band unabhängigen, Projekte verfolgt. Bereits eine Stunde vor Beginn des Konzerts wurde der Platz vor der Red Stage immer voller und bald konnten die Fans sich in der Masse kaum noch bewegen. Das Konzert selbst jedoch belohnte das Warten in der unbequemen Enge. Gespielt wurden vor allem die Hits der Alben "Toxcicity" und "Hypnotize". Bis halb zwei Nachts tobte und sprang die Menge vor der, mit Perserteppichen ausgelegten, Bühne. Die hinteren Reihen tauten jedoch leider erst im letzten Drittel des Konzertes auf, als die Enge sich etwas gelichtet hatte und leichtes Pogen möglich wurde. Natürlich waren System of a Down ein sehr dominanter Headliner, was nicht zuletzt der sehr starke Publikumszustrom bei diesem Konzert bewies, das Nova Rock Wochenende hatte jedoch auch zuvor schon einiges zu bieten.

Selbstironisch tierische Bühnenshow

Am Samstag beeindruckten vor allem In Extremo und The Darkness, während Sisters of Mercy, einer der Headliner, eher abschreckend waren. Auch unter freiem Himmel waren In Extremo beeindruckend, wie sie es heuer bereits im Wiener Gasometer bewiesen haben (Konzertkritik dazu lest HIER). Leider war aufgrund ihres frühen Auftritts die Anzahl der Zuschauer_innen eher gering. Instrumental sehr beeindruckend war die vorletzte Band des ersten Abends. The Darkness Sänger Justin Hawkins hat die Fähigkeit aus seiner Stimme jede nur erdenkliche Höhe herauszubringen. Beeindruckend war auch die selbstironisch tierische Bühnenshow der Band, die sich am Glam Rock orientiert und 1999 gegründet wurde. In der gesamten Erscheinung dieser Band ist klar ersichtlich, dass die großen Bands der Glam-Ära ihre Vorbilder darstellen. Vor allem ihre Outfits erinnerten sehr an Freddie Mercury und Queen. War es vor der Bühne bei The Darkness noch sehr leer, so füllte sich dieser Raum bald für den Headliner des Abends. Doch Sisters of Mercy enttäuschten mit phantasielosem Gedröhne und neonfarbener Geschmacklosigkeit. Mit Flogging Molly ging der Abend des zweiten Festival Tages dann viel besser zu Ende als der vorangegangene.

Legenden des Metal

nova-rock-3nova-rock-2Die großen Legenden des Metal verbanden am Montag die Generationen. Sowohl Motörhead als auch Iron Maiden spielten auf der Blue Stage und zogen junge und auch langjährige Fans an. Einige ältere Fans setzten sich in Fan T-Shirts gekleidet auf Wolldecken auf den Boden und genossen die Konzerte auf ihre eigene Art. Leider merkte man jedoch den Sängern beider Bands an, dass ihre Stimmen bereits viele Jahre und einigen Alkohol- und Zigarettenkonsum hinter sich haben. Neben den beiden Hauptbühnen, der Red Stage und der Blue Stage, gab es noch einige weitere, kleine Bühnen, die jedoch eher spärlich besucht waren. Auf einer dieser kleineren Bühnen wurde auch auf die Notwendigkeit des Atomausstiegs aufmerksam gemacht. Außerdem verteilte Global 2000 Aufkleber und sammelte Unterschriften. Wem vom Alkohol noch nicht schlecht genug war, und wer sich trotz eines großen musikalischen Aufgebots noch langweilte, konnte auch Bungee jumpen oder sich anderweitig in die Tiefe stürzen lassen. Um die Bühnen herum war den ganzen Tag etwas los. Es wurde gegessen und getrunken, gebummelt und konsumiert. Bis zur einsetzenden Dunkelheit sammelten sich jedoch immer nur wenige direkt vor der Bühne. Man saß lieber gemütlich auf dem, was zuvor bestimmt einmal ein Rasen gewesen ist und genoss die staubige Hitze und das Festivalfeeling. Alles in allem war das Nova Rock 2011 ein sehr gelungenes Festival. Auch wenn Otto und seine Friesenjungs leider zur gleichen Zeir spielten wie System of a Down und die Akustik bei den gut besuchten Konzerten in den hinteren Reihen oft nicht die allerbeste war. So manche_r wird nach drei Tagen Zelten, Dixiklos ohne Licht und betrunkener, manchmal aufdringlicher, Festivalgäste, froh gewesen sein, den überteuerten Shuttlebus in Richtung Bahnhof zu besteigen. Jetzt wo es vorbei ist, kann dennoch die Vorfreude auf Nova Rock 2012 beginnen. //

nova-rock-1Text: Katharina Fischer
Mitarbeit und Fotos: Jasmin Aschauer