rlj-2010Die späte Österreich-Premiere der "Duchess of Coolsville" am 1. September 2010 im Porgy & Bess entpuppte sich als wahres Fest für ihre treuen Fans.

Auf eine echte "Duchess" muss man halt ein wenig länger warten. Erst gegen 21:30 Uhr konnte Christoph Huber seine gewohnte Begrüßungs-Ansage machen, und als die 56-jährige Sängerin dann die Bühne des Porgy & Bess betrat, war das gleichzeitig auch ihr erster Auftritt in Österreich überhaupt. Das folgende Solo-Konzert, bei dem Rickie Lee Jones zwischen Akustik-Gitarre, Piano und E-Gitarre wechselte, erwies sich als ein abwechslungsreicher Spaziergang durch die unterschiedlichen Phasen der mehr als 30-jährigen Karriere der Chanteuse. Dass der ausverkaufte Saal des Jazz-Clubs mit vielen langjährigen Fans gefüllt war, konnte man alleine schon an der knisternden Spannung VOR dem Konzert bemerken. Und auch während den Liedern verhielten sich die Fans auffällig ruhig und lauschten andächtig.

Vom ersten Hit bis zur Gegenwart

Schon die ersten Songs, gestrickt aus jazzigen Akkorden und getragen von der unverwechselbaren  Stimme, machten deutlich, warum man ein Rickie Lee Jones-Stück sofort erkennt, egal ob es im R & B, Blues, Pop, Soul oder Jazz angesiedelt ist. Mit bekannten Songs wie "Young Blood", "Easy Money" oder "Weasel And The White Boys Cool" erinnerte Rickie Lee Jones an Ihre Anfänge. Sie wurde 1954 in Chicago geboren, und zog später mit ihrer Familie nach Kalifornien. Dort tingelte Jones zu Beginn Ihrer Karriere mit Jazz-Standards und den ersten eigenen Songs durch die Clubs, bevor sie relativ rasch einen Plattenvertrag bekam und Ihr selbstbetiteltes Debüt (1979) veröffentlichte. Da darf natürlich auch der Hit dieses Albums und Ihr vielleicht überhaupt bekanntester Song "Chuck E's In Love" nicht fehlen. "Nach dem Erscheinen der ersten Platte kam endlich ein wenig Geld ins Haus, ich zog in ein winziges Appartement in Hollywood, konnte mir einen billigen Flügel leisten, auf dem ich alle Songs für mein nächstes Album komponierte", erzählt Jones und begibt sich zum Klavier, um ein paar Songs aus "Pirates" (1981) zu spielen. Und so geht es beschwingt weiter im Song-Reigen, von den frühen Erfolgen zwischen 1978 bis 1982 zum "Exil" in Frankreich zwischen 1980 bis 1987, wo sich Jones an experimentelleren Sounds versuchte, damit kommerziell aber wenig Erfolg hatte. Es sollte bis in die späten Neunziger Jahre bzw. frühen Nuller-Jahre dauern, bis Rickie Lee Jones mit Alben wie "Ghostyhead" (1997), dem Cover-Album "It's Like This" (2000), "The Evening Of My Best Day" (2003) ein feines Comeback feierte. Gegen Ende des Konzerts schnallt sich Jones noch die E-Gitarre um, mit einigen Songs von dem 2009 erschienenen großartigen Album Balm in Gilead ist das Konzert am 1. September 2010 im Porgy & Bess in der Gegenwart angekommen.

Der ideale Rohstoff für exzellente Songs

In den kurzen Ansagen und Geschichten zwischen den Liedern schwingt spürbar auch immer etwas Melancholie mit. Doch obwohl so manche Beziehung nicht gehalten hat, was sie zuerst versprochen hat, bzw. der ganz große Durchbruch der Sängerin stets verwehrt blieb, merkt man, dass sich Rickie Lee Jones nicht unterkriegen ließ, und letztendlich immer wieder die Kraft aufbrachte, wieder weiter zu machen. Dass Trauer und Leid ja paradoxerweise meistens der ideale Rohstoff für exzellente Songs sind, ist ja bekannt. Und nicht zuletzt deswegen hat sich Rickie Lee Jones ihr kleines Comeback, das bis in die Gegenwart andauert, schwer verdient. Schön, dass es jetzt endlich einmal mit einem Österreich-Auftritt geklappt hat und wir hätten auch rein gar nichts dagegen, wenn die "Duchess" das nächste Mal auch ihre komplette Band mitbringt. (Robert Fischer)

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