"Tanzen" ist der Titel des Tonträgers von und mit Agnes Heginger und Georg Breinschmid, dem jazzigsten Traumpaarduo im Entertainment-Bereich - und dem witzigsten! Alfred Krondraf war für Kulturwoche.at bei der CD-Präsentation.
Grenzschleim trifft Lassiter und Agnes Heginger musiziert mit Georg Breinschmid
Wann haben sie sich bei einem "Jazzkonzert" zum letzten Mal amüsiert? Ich meine hier nicht ein wissendes Lächeln das die Lippen umspielt oder ein entrücktes Grinsen über eine gelungenes Solo des jungen Saxofonisten der so frappant an John Coltrane erinnert und längst verschüttete Erinnerungen an die ach so wunderbare Jugend in ihnen erweckt. Ich meine, wann haben sie sich zuletzt geschüttelt vor Lachen, wann kullerte ihnen zuletzt eine Lachzähre über die Wangen und wann schmerzte sie zuletzt das Zwerchfell vor lauter Kudern? Schon lange her? Zu lange schon? Keine Bange, Abhilfe naht, die Lachsalven können abgeschossen werden!
Endlich ist die lang erwartete CD, auf der die Vokalakrobatin Agnes Heginger gemeinsam mit dem Bassvirtuosen Georg Breinschmid musiziert, erschienen. Präsentiert wurde das Werk mit dem Titel "Tanzen" in der übervollen und humordurchtränkten Stadtinitiative in Wien. Über die Qualitäten der beiden Interpreten zu fabulieren lohnt nicht, zu bekannt sind Agnes Heginger und Georg Breinschmid.
Sehr wohl lohnt es aber, aus gegebenem Anlass, mal über den subversiven Humor in der Musik, im speziellen über den subversiven Humor im Jazz, nachzudenken. Humor ist ja was sehr subjektives und nur politisch unkorrekte Witze sind gute Witze. Daraus kann man folgern, dass nur gelernte Gutmenschen, weil eben über jeden Verdacht erhaben, politisch, und in unserem speziellen Fall musikalisch, gute Witze machen können und dürfen. Wohlmeinend und durch Erfahrung klug geworden unterstellen wir nun den Beiden musikalische Korrektheit und billigen ihnen zu, unkorrekte Witze machen zu dürfen.
Wenn dann also Agnes Heginger und Georg Breinschmid ihr humoristisches Feuerwerk zünden und zu den Texten von Groschenromanen, von dem triebhaften Cowboy Lassiter bis zum Geisterjäger John Sinclair oder den diversen triebgesteuerten Berg und sonstigen Doktoren, drauflosimprovisieren, dann bleibt kein Auge trocken. Georg Breinschmid fungiert dann als melodiöse Rhythmusmaschine und Agnes Heginger kann alle Register ihrer vokalen Ausdruckskraft ziehen. Die ganze Aktion wird unter Einbeziehung des Publikums, es darf die Romane und Textvorgabe aussuchen, und musikalisch in Form einer Schnellpolka, Georg Breinschmid will ebendiese nicht immer komponieren, aber es kommt halt immer wieder aus ihm raus (!), abgehandelt.
Agnes Heginger scheut auch nicht davor zurück, dem virtuellen Lover in Machoart ihren Leib für nächtliches "Entertainment" anzubieten, allerdings vergisst sie nicht, ihn darauf hinzuweisen, dass ihre Fantasie, die sie noch nie im Stich gelassen hat, in dieser Nacht die Hauptrolle spielen wird.
Herzerwärmend wird die Performance wenn die beiden plötzlich die Rollen tauschen und Agnes zum Peter und Georg zur Conny mutieren. Sie erinnern sich? Peter Kraus und so? Ja, genau so! Die Schamhaarsträubenden Texte der deutschsprachigen Eiszeitrockundroller erfahren eine vollkommen neue Auflösung indem ganz einfach das Wort "Küssen" durch ein ganz ganz garstiges "four letter word" von einer sehr aparten Dame in Netzstrümpfen ersetzt wird.
Inwieweit sie das Wort "Grenzschleim" tatsächlich gebrauchen können und ob es Aufnahme in ihren Sprachschatz findet wird entzieht sich leider meiner Kenntnis, verbürgt ist allerdings, dass Agnes Heginger und Georg Breinschmid für dieses Wort sehr wohl Verwendung haben und ohne Probleme einen "Song" rund um den Grenzschleim machen können.
Zurück zur Ernsthaftigkeit: Bewegen sie sich hurtigen Schenkels zum örtlichen CD Verschleißer ihres Vertrauens, erwerben sie "Tanzen" und gönnen sie sich ein paar Stunden erstklassigen Amüsements! (Alfred Krondraf)
CD-Tipp:
Agnes Heginger/Georg Breinschmid - Tanzen (Hoanzl)