kulturtopograph5_artmann_teaserIm Visier standen die schwedische Sängerin Anna Ternheim, die soeben bei Universal Music ihr Debütalbum außerhalb Schwedens veröffentlichte, "How much, Schatzi?" von H.C. Artmann im dieTheater Künstlerhaus und der Live-Auftritt von Ex-Rainbirds-Sängerin Katharina Franck in der Muffathalle München, deren aktuelles Album Kulturwoche.at in höchstem Maße schätzt.

 24.3. A Voice To Calm You Down

ternheim_anna2Da ich ja ein „wahrer“ Musikfreak bin, kommt es echt selten vor, dass ich ein Konzert besuche, ohne zumindest ein Lied des jeweiligen Künstlers zu kennen. Doch im Fall der jungen Singer/Songwriter Anna Ternheim aus Schweden ging ich völlig blank in die Szene Wien – und wurde sehr positiv überrascht.
Ganz alleine, abwechselnd an der Gitarre oder am Piano, gelang es der charmanten, 26-jährigen Schwedin das Publikum total zu verzaubern. Vor allem im Vergleich zur ebenfalls aus Schweden stammenden Sophie Zelmani, die ein paar Wochen zuvor mit Band ebenfalls in der Szene Wien aufgetreten war, und einen ähnlichen Stil hat, entpuppte sich die Solo-Performance von Anna Ternheim als ungleich intensiver. Die Songs von Anna erzeugen Gänsehaut, und erinnern ein wenig an Suzanne Vega oder Nick Cave. Mit der abschließenden A-Capella Nummer „A Voice To Calm You Down“ fand der Abend ein feines Ende. Bleibt nur zu hoffen, dass die Schwedin bald wieder nach Wien kommt.

26.3. How Much, Schatzi?

Im Baumgartner Kasino war’s. Letzten Herbst. Willi Resetarits las ebendort aus dem Werk von H.C.Artmann und hat mich neugierig gemacht. Freue mich auf eine weitere Gelegenheit tiefer in die Welt des großen österreichischen Schriftstellers einzutauchen.
artmann2Im DieTheater Künstlerhaus präsentiert das Projekt-Theater aus Vorarlberg den H.C.Artmann-Abend „How Much Schatzi“, der an den 1971 veröffentlichten Erzählband des Autors angelehnt ist.
Das Stück gefällt mir sehr gut. In der atmosphärisch dichten Inszenierung von Susanne Lietzow sind die vier Schauspieler meistens gleichzeitig auf der Bühne, und spucken dabei wahre Wortkaskaden aus. Zwei Frauen und zwei Männer sowie eine Puppe versuchen aus Ihren Erzählungen zu fliehen, verfangen sich dabei aber immer mehr im Kosmos der Artmannschen Wortkuppeleien. Durch Gerhard Gruber, Maria Hofstätter, Sebastian Pass und Martina Spitzer werden diese gestrandeten Existenzen lebendig, dazu ist der Einsatz einer Handpuppe mit Katzengesicht inklusive lässiger Zigarette im Mund ein toller Zusatz-Gag und eine gelungene Regie-Idee. Da passt auch die einsame Hammond-B-3-Orgel, die einer der Akteure zwischendurch immer wieder bedient, perfekt ins Bild. Die kurz angespielten alten Schlager bzw. Seemanns-Lieder ergeben den idealen Melancholie-Soundtrack für diesen gelungenen Theaterabend. Aber jetzt habe ich Hunger…

30.3. As A Matter Of Fact

franck_katharina2Gibt es für die Musik der Sängerin und Songschreiberin Katharina Franck auch ein breites Publikum, wenn der bekannte Bandname der „Rainbirds“ fehlt? Vor sechs Jahren hat Katharina Franck die einstige Erfolgsband endgültig aufgelöst, und so ist die kürzlich erschienene CD „First Take Second Skin“ (hier geht es mit einem Klick zur CD-Kritik) für die Musikerin aus Berlin fast wie ein Neuanfang. Beim Konzert in München wird aber klar, dass Katharina Franck live immer noch begeistern kann, auch wenn viele ehemalige Rainbirds-Fans anscheinend zu Hause geblieben sind. Nur ca. 100 Leute sind in den kleinen Nebenraum der Muffathalle gekommen, und wie es der Teufel will, machen sich gleich nach den ersten neuen Nummern einige Fans lautstark bemerkbar, die am liebsten nur die alten Songs hören würden. Aber von diesem kleinen Zwischenfall lässt sich die Sängerin nicht beirren, das aktuelle Live-Programm beinhaltet neben allen Songs des neuen Albums sowieso auch einige ältere Rainbirds-Hits wie „Blueprint“ in neuen Arrangements. Nicht nur bei diesen Songs beeindruckt die neue Band mit hörbarer Spielfreude und Dynamik. Schöne Akzente setzt wie auch schon auf der CD Michael Merkelbach mit Trompete und Melodica. Und es ist auch nach all den Jahren immer noch einfach faszinierend, Katharina Franck beim Musizieren zu beobachten. Ich kenne nur wenige Musiker, die sich so leidenschaftlich der Musik hingeben, so intensiv darin aufgehen, und außerdem eine derart schöne Stimme besitzen.Fazit: Tolles Konzert.Alte Rainbirds-Fans müssen sich nicht sorgen, Katharina Franck bürgt weiterhin für unveränderter musikalischer Qualität und eine begeisternde Live-Performance, auch wenn Sie jetzt unter Ihrem eigenen Namen auf die Bühne steigt. As A Matter Of Fact!

(Text und Fotos: Robert Fischer, außer Foto Ana Ternheim: Universal Music; Foto "How much, Schatzi?": Marie Luise Lichtenthal)