kulturtopograph3_sanduhr_teaserIn der dritten Februarwoche stand für den Kulturtopographen ein dicht gedrängtes und dreimal ganz unterschiedliches Musikprogramm mit Birgit Denk, Kitty Hoff, Calexico im Mittelpunkt des Interesses…

 14.2. Ein Hoch auf die Bozouki!

kulturtopograph3_denkAm Valentinstag lud Denk in die Ottakringer Brauerei, um vor Medienleuten, Vertretern der Plattenfirma und Fans Ihre neue CD vorzustellen. Ich bin eigentlich kein großer Fan der Band, doch vielleicht ist dass ja die richtige Gelegenheit, um mich von der Begeisterung, die die Gruppe aus Wien bei einigen Freunden und Bekannten bereits entfacht hat, anstecken zu lassen?
Der große Kontrabass, die akustischen Gitarren und sogar eine echte Bozouki auf der Bühne lassen jedenfalls Vorfreude aufkommen – richtig geraten, Denk spielte die neuen Songs in zwei „Unplugged“-Sets. Das macht gleich viel mehr Spaß als der Sound der neuen Studio-CD „Denk Laut“, der mir persönlich zu glatt ist, und zu sehr nach Mainstream klingt.
Die „Unplugged“-Performance taugt mir da mehr, trotzdem wollte der Funke nicht ganz überspringen – vielleicht ist der Schatten, den der musikalische Ziehvater Kurt Ostbahn auf Denk wirft, manchmal zu groß. Und da ich ja ein glühender Kurtologe bin… Anyway, einige Songs der neuen CD sind trotzdem sehr gut gelungen, und sollte ich mir Denk wieder einmal live ansehen, dann sicher wieder „Ausg’steckt“!

15.2. Jazzwhisper

kulturtopograph3_kitty_hoffNoch eine CD-Präsentation. Leise mit den Eiswürfeln im Cocktail zu den Chansons der Berliner Sängerin Kitty Hoff klimpern.
Was am Anfang noch ganz fremd klingt, wird im Laufe des Abends im „Birdland“ immer vertrauter. Kitty Hoff nimmt für Ihre Lieder die Blüte des deutschen Songwritings der späten 1920er Jahre zum Ausgangspunkt, und hat mit Ihrer Band „Foret Noire“ ein Debütalbum veröffentlicht, das trotzdem alt und neu zugleich klingt.
Während die abstrakte Poesie der Texte („Kleiner Hund“) manchmal an Sven Regener (Element Of Crime) erinnert, streift der Sound der CD „Rauschen“ neben Jazz und Pop auch Bossa Nova, Dub oder Reggae. Im „Birdland“ dirigiert die charmante Blondine ihre Band ganz selbstbewusst durch das Programm, und zeigt bei einem Song, zur Überraschung der Gäste, auch Ihre beeindruckenden Künste an der singenden Säge. Ein feiner Abend – denn wer hätte gedacht, dass Chanson, Bossa-Nova und deutsche Texte so gut miteinander harmonieren?
Das Leben kann sehr angenehm sein. Mehr davon!

17.2. Gracias FM4!

kulturtopograph3_calexico2FM4 lud zu einer exklusiven Radio-Session mit Calexico in den großen Sendesaal im Radio-Kulturhaus.
Wow! Obwohl ich die Band erst letzten Juli bei einem großartigen Open-Air Konzert in der ausverkauften Arena live gesehen habe, ist der heutige Auftritt sicher etwas ganz Anderes.
Die Möglichkeit, Calexico im kleinen Rahmen mit neuen Songs live zu sehen, klingt sehr verheißungsvoll. Wer jedoch mit der ganzen mehrköpfigen Band gerechnet hat, erlebt gleich nach der kurzen Einführung von Martin Blumenau eine kleine Überraschung, denn Sänger/Gitarrist Joey Burns und Schlagzeuger John Convertino kommen ganz alleine auf die Bühne. Es dauert aber nur ein paar Minuten, bis klar ist, dass die beiden natürlich auch ohne die üblichen Begleiter ihre großartige Musik spielen können.
Nur mit Gitarre bzw. Piano und Schlagzeug gelingt es Burns und Convertino mühelos, den typischen Sound von Calexico, irgendwo zwischen feinem Songwriting, Western-Soundtrack-Atmosphäre und mexikanischer Folklore auf die Bühne zu zaubern.Dazu verweist noch eine große Sanduhr, die vor der Bühne steht, ironisch auf die Herkunft der Band aus der Wüsten-Gegend von Tucson, Arizona. Die Songs des neuen Albums „Garden Ruin“, die Calexico hier live vorstellen - welches im April veröffentlicht wird - klingen schon in dieser abgespeckten Version sehr vielversprechend. Gegen Ende der FM4-Session kommt noch der aus München stammende Bassist der Band, Volker Zander, für einige Nummern auf die Bühne, und die Band gewährt dem begeisterten Publikum sogar einige Zugaben. Die Sanduhr war schon lange abgelaufen, in diesem feinen Konzert-Setting hätten Calexico aber noch stundenlang weitermachen können!

(Text und Fotos: Robert Fischer; Foto Kitty Hoff: EMI)