hancock09Der "alte" Mann und der Sound, oder: Ewig jung und doch in Würde altern. Herbie Hancock ist ja nun wahrlich kein Jungspund mehr und könnte sich längst auf seinen wohlverdienten Lorbeeren ausruhen, aber er ist eben nicht der Typ der sich mit einigen Konzerten pro Jahr seine Altersversorgung sichert. Der immer (noch) jugendlich und fröhlich wirkende Tastenvirtuose legte eine hochenergetische Performance im Rahmen des Jazz Fest Wien auf die Bühne der Staatsoper.

Für viele Besucher der ausverkauften Oper begann das Konzert mit der Zugabe. Bei der mehr als 20-minütigen, breit ausgewalzten Version von "Chamäleon" hat es wohl jeder bedauert, dass das Konzert in der bestuhlten Oper und nicht in einer betanzbaren Location stattfand. Das Zucken in den Beinen der Generation 40+ war nachgerade spürbar, allein, es scheiterte an den baulichen Gegebenheiten. Das Publikum behalf sich also mit frenetischem Applaus und blieb, wider aller Wünsche, brav in den rotsamtigen Stühlen sitzen. Wieder so eine verpasste Möglichkeit den Körper sinnvoll zu bewegen.

 Für den Lacher des Abends sorgte Hancock persönlich als er der klassisch vorgebildeten Geigerin, familiär Lilly benannt, aus den Schuhen half, sie kam mit eben diesen und dem für sie aufgelegten Teppich nicht wirklich zurecht, und sein eigenes Schuhwerk gleich hinterher warf. Soviel zur unglaublichen Leichtigkeit des Seins eines Musiker und Bandpapas. 

Als Papa gerierte sich Herbie Hancock allemal. Wenn der Großmeister himself in die diversen Tasten griff verharrte die Kinderschar ruhig und brav an den ihnen angestammten Plätzen und lauschte ergriffen, wenn der Papa sich aber ein wenig nach Ruhe sehnte, dann durfte die Kinderschar fröhlich vor sich hinmusizieren.
Die Hancockschen Kinder nützten diese Freiheit auch weidlich aus und jeder brachte seine - kurze - Vergangenheit einprägsam zu Gehör. "Lilly" erinnerte sich in einem expressiven Solo an ihre Mutter und begleitete ihr virtuoses Geigenspiel mit einer leider sehr manirierten Popstimme.

hancock10Der Schlagzeuger erinnerte sich an seine musikalische Sozialisierung durch Billy Cobham und hancock31Konsorten und der hühnenhafte Bassist erinnerte mit einer wunderbaren Stimme an das traurige Schicksal seiener afrikanischen Vorfahren. 

Wie auch immer, das Konzert bot für jeden Geschmack das Richtige, die Headhunter waren spirituell anwesend, das Klavier klang wie eben ein Klavier klingt wenn Herbie Hancock die Tasten bearbeitet und in der Oper war eine große und auch glückliche Familie zum zuckenden Teekränzchen nach vielen Jahren wieder einmal vereint. Wenn ein Konzert ganz einfach schön sein kann, dieses Konzert war es! (akro)