carla_bley1Im Rahmen der Festwochen Gmunden gastierte die Grand Dame des Big Band Sounds mit einer erstklassig besetzen Truppe im Stadtheater und verführte das Publikum zu einem Ausflug in einen verrauchten Jazzclub mitten in New York der 1950er Jahre. "Appearing Nightly at the Black Orchid" benannte sie das Programm der Verführung.

Carla Bley wollte Erinnerungen wecken, an die Zeit als die großen Jazzorchester eines Count Basie oder eines Duke Ellington in Clubs gastierten in denen geredet, getrunken, geraucht und gefeiert wurde, sie wollte sich aber auch erinnern an jene Zeit, in der sie selbst als 16jährige als Pianistin in der „Black Orchid“ in Monterey Abend für Abend mit ihrem Pianospiel die Gäste unterhielt. Nach ihren Aussagen war es bei Gott nicht ihr Traumjob und sie schwor sich auch, niemals wieder als Barpianistin zu arbeiten. Was immer sie auch in dieser Bar erlebt haben mag, es war eben nicht das ihre -  aber es kann auch nicht so schlimm gewesen sein, dass es sie davon abgehalten hat 50 Jahre später in dieser Atmosphäre zu baden.
Sie und ihre erstklassige Big Band - unter anderem waren Wolfgang Puschnig an Flöte und Saxofon, Lew Solof  und Earl Garnder an der Trompete, Gery Valente an der Posaune, Steve Swallow an der Gitarre, Bill Drummond am Schlagzeug undcarla_bley2 Karen Mantler an der Orgel vertreten - badeten ausgiebig in dem Sound der vergangenen Jahre. Aber es war keine Musik der Vergangenheit, es war Musik wie sie eben 2006 gespielt wird, kraftvoll, packend, mit geilen Soli und einem Sound, der eben nur von Carla Bley stammen kann. Es ging heftig rund, wenn die Zugposaunen brüllten (ja – tatsächlich – es waren brüllende Posaunen!) und wenn die Trompeter sich die Seele aus dem Leib spielten. Und immer wieder der zwischenzeitlich schon als klassisch zu bezeichnende Sound der Komponistin durchschimmerte. Carly Bley selbst setzte sparsame Akzente am Klavier und dirigierte ihre Musiker mit gar nicht so sparsamen Gesten. Einzig Töchterchen Karen Mantler, ein juveniles Abbild ihrer Mutter an der Orgel schien sich ein wenig zu fadisieren, ihr teilnahmsloses Spiel fiel aber in dem satten Gruppensound nicht wirklich auf und konnte der Stimmung, mehr noch, der sehr guten Stimmung, keinen Abbruch tun.
Im Interview erzählte Carly Bley, sie wäre schon ungemein müde, die Tournee gehe nun zu Ende, noch zwei Gigs in Paris standen nach Gmunden auf dem Programm. Bei der konzertanten Darbietung war von dieser Müdigkeit allerdings nichts zu bemerken. Trotz dem bevorstehenden Ende der Tournee klang die Musik frisch und voll Feuer.
Die CD zu der Tournee ist für den Spätherbst/Frühwinter 2006 geplant. „Ein Weihnachtsgeschenk wird es werden!“ meinte Carla Bley dazu lapidar. (akro)