Einer langjährigen Freundschaft zwischen Dramatiker Peter Turrini und dem Komponisten Herwig Reiter, verdankte Oberpullendorf einen besonderen literarisch-musikalischen Abend mit Kompositionen nach Texten von Peter Turrini.
Als Peter Turrini den Abend vor einem vollbesetzten Saal eröffnete, freute er sich über so viele "Freunde der Gegenwartsmusik in Oberpullendorf". Locker und humorvoll führte er durch einen Abend, der ihm und seiner Lyrik gewidmet war, aber auch im Zeichen der modernen Musik stand, "die nicht aus dem Elfenbeinturm kommt, sondern das Publikum berühren und begeistern will". Als Dramatiker könne man sich hinter den Figuren eines Stückes verstecken. Ein Gedicht sei aber meist in Ich-Form und man schreibe es, "wenn man mit dem Rücken zur Wand steht oder in den Spiegel blickt".
Turrinis Gedichtband "Ein paar Schritte zurück" war einst als eine Art Therapie während eines Aufenthaltes in einer psychiatrischen Klinik entstanden und der Band "Im Namen der Liebe" enthalte alle Schönheiten und Katastrophen der Liebe, zumindest seiner. Diese Gedichte waren ursprünglich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen, aber da das Persönliche eines Menschen oft auch das Persönliche vieler Menschen ist, hätte er sich irgendwann von ihnen lösen können.
Auf diese Weise wurden Peter Turrinis Gedichte auch zur Quelle musikalischer Inspiration.
Einer der großen, lebenden Österreichischen Komponisten ist der, im Burgenland beheimatete, Herwig Reiter. Seit vielen Jahren mit Peter Turrini befreundet, hat er in der Vergangenheit nicht nur Gedichte, sondern auch Operntexte von diesem bearbeitet. Herwig Reiter war es auch, der die Anregung zu diesem besonderen Abend gab, der Dank der Vereinigung KIBu (Komponisten und Interpreten im Burgenland) und der Stadt Oberpullendorf stattfinden konnte. Die fünf arrivierten, österreichischen Komponisten, Herwig Reiter, Thomas Maria Monetti, Akos Banlaky, Dirk d’Ase und Eduard Kutrowatz schufen aus den Worten und Bildern Turrinis neue, eigene Klangbilder. Sie umhüllten die Worte, ihre Stimmung wiedergebend, sie unterstreichend, oder sie trugen sie über das Wort hinaus, in eine andere, weitere Dimension. Manchmal vielleicht sogar in eine, an die der Dichter gar nicht gedacht hatte, wie in Akos Banlakys Liedphantasie, in der einzelne Sätze aus verschiedensten Gedichten neu ineinander verwoben wurden.
Wunderbar vorgetragen und interpretiert wurden die Werke, in Anwesenheit der Komponisten, von der Sopranistin Cornelia Horak und dem Bariton Günther Haumer, am Klavier begleitet, von Reinhard Schobesberger. Die Überraschung für Peter Turrini und das Publikum waren die, sehr einfühlsam vertonten "Vater-Lieder" von Eduard Kutrowatz, den man als vielseitigen, international tätigen Pianisten und Intendanten des Liszt-Festivals in Raiding kennt, aber weniger als Komponisten. In der Vielfalt der künstlerischen Ausdrucksweisen, im Dienste eines der wichtigsten Österreichischen Autoren, war dies ein ebenso besonders wertvoller wie wundervoller Abend, der das Publikum berührte, aufmerksam lauschen, lachen und auch ein bisschen weinen ließ. //
Text und Fotos: Andrea Schramek