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rossmann-evelyns-fallIn ihrem 12. Mira-Valensky-Krimi schlägt der Tod einer Sozialhilfeempfängerin in die Villenfassade eines Exministers ein. Gut recherchiert, überraschendes Ende.

Ein verfallenes Häuschen zwischen Wohlstandseigenheimen auf dem Land hat Eva Rossmann zu einem wohlkonstruierten Krimi inspiriert, sehr passend zum "Europäischen Jahr der Bekämpfung von Armut und sozialen Ausgrenzung 2010". Evelyn Maier ist unter offensichtlichen Umständen ums Leben gekommen; das denkt jedenfalls die Polizei. Allein, Evelyns Tochter Céline kommt es spanisch vor, sie bittet Mira Valensky, sich die Sache genauer anzusehen. Das tut die altgediente Journalistin und Schnüfflerin auch, wie immer im Team mit Vesna, ihrer Freundin mit der frechen Schnauze. Zusammen recherchieren sie das zuerst an Hinweisen recht magere Leben der 42-jährigen Sozialhilfeempfängerin, die zwischen Caritas, Gerichtsvollzieher, missgünstiger Nachbarin und den spärlichen Telefonkontakten mit ihren beiden Kindern nur für ihren "Liebling" lebte, so nannte sie ihr Kamerahandy. Bis zu ihrem Tod dokumentierte sie auf Speicherkarten ihren  Alltag zwischen Essen, Fernsehen und Schlafen, grobkörnig,  ausschnitthaft, beklemmend. Ebenso glaubwürdig wie trickreich führt Eva Rossmann uns ein einsames Leben vor, gibt Evelyn postum eine Stimme und ein Vermächtnis, das nach und nach viel mehr enthüllt, als ihr trauriges Ende anfangs vermuten lässt. Der Roman ist aus der Ich-Perspektive der kulinarisch versierten Mira geschrieben, in recht gemütlichem Tempo, umso mehr Lesespaß machen im Kontrast dazu der Showdown mit Security-Schränken, eine wilde Autobahn-Raserei und die Stelle, in der Mira in bester Hardboiled-Manier hinterrücks eine über die Rübe bekommt. Miras Arbeit, das Hickhack mit dem Chronikchef des "Magazins", für das sie hauptberuflich schreibt und ihre dezent platzierte Kochtätigkeit mit angerissenen feinen Rezepten bilden einen angenehmen Kontrast zu Sozialelend und Oberschicht-Heuchelei. Ohne die Leser mit dem Moralzeigefinger zu drohen ist Rossmann ein sowohl kritischer als auch gut geschriebener, bis zum Ende spannender Krimi gelungen. "Evelyns Fall" ist auch als Hörbuch erhältlich, gekürzt und von Eva Rossmann selbst gelesen. (Ina Rager)

eva-rossmann-evelyns-fallBuch und Hörbuch-Tipp:
Eva Rossmann: Evelyns Fall
Bewertung: @@@@
Verlag: Folio Verlag (2010)